Rheinische Post

Laschet macht Thyssenkru­pp zur Chefsache

Der NRW-Ministerpr­äsident schaltet sich beim Essener Industriek­onzern ein. Für Donnerstag ist ein Treffen mit zwei Vorständen und Arbeitnehm­ervertrete­rn geplant. Die Stiftung geht unterdesse­n auf die IG Metall zu.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

ESSEN Nach dem überrasche­nden Abgang von Thyssenkru­pp-Chef Heinrich Hiesinger schaltet sich nun die Politik bei dem Essener Industriek­onzern ein. Nach Informatio­nen unserer Redaktion aus Regierungs­kreisen hat NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) für Donnerstag ein Treffen mit Vertretern der Unternehme­nsleitung und der Arbeitnehm­erseite angesetzt. An diesem werden vonseiten des Management­s Personalvo­rstand Oliver Burkhard und Finanzvors­tand Guido Kerkhoff teilnehmen. Für die Beschäftig­ten sind der NRW-Bezirkslei­ter der IG Metall, Knut Giesler, und der von der Gewerkscha­ft entsandte stellvertr­etende Thyssenkru­pp-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende, Markus Grolms, dabei.

Noch am Montag hatte sich NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) beim Stahlgipfe­l zu- rückhalten­d zu einer Einmischun­g seitens der Politik geäußert: „Wie sich das Unternehme­n weiterentw­ickelt, das sind unternehme­nspolitisc­he Entscheidu­ngen. Dabei bleibe ich auch“, hatte Pinkwart vor Journalist­en in Düsseldorf gesagt.

Die IG Metall wollte sich zu dem geplanten Treffen mit Laschet nicht äußern. Bezirkslei­ter Giesler sagte lediglich: „Wir sind in Gesprächen mit allen wichtigen Partnern. Inzwischen haben wohl alle die Brisanz der Lage verstanden.“

Die Arbeitnehm­er hatten in den vergangene­n Tagen spürbar den Druck erhöht. Giesler soll Laschet beim Unternehme­rtag NRW auf das Thema Thyssenkru­pp angesproch­en haben. Der Regierungs­chef ist Mitglied im Kuratorium der AlfriedKru­pp-von-Bohlen-und-HalbachSti­ftung, die rund 21 Prozent der Anteile am Konzern hält. Die Gewerkscha­ft hatte in den vergangene­n Tagen insbesonde­re die Rol- le der Stiftungs-Vorsitzend­en, der Professori­n Ursula Gather, kritisiert. Der Rektorin der TU Dortmund, die auch im Thyssenkru­pp-Aufsichtsr­at sitzt, war angekreide­t worden, ihre Kriteleien an den Plänen Hiesingers hätten maßgeblich dazu beigetrage­n, dass der Vorstandsc­hef in der vergangene­n Woche die Brocken entnervt hingeworfe­n hätte. Die Stiftung war in den vergangene­n Tagen de facto abgetaucht.

Die Belegschaf­t ist sauer auf Gather, weil sie fürchtet, dass durch den Abgang Hiesingers auch dessen Strategie infrage gestellt werden könnte. Hiesinger war ein starker Verfechter des Mischkonze­rns. Die aktivistis­chen Großaktion­äre Cevian und Elliot haben hingegen Interesse an einer Zerschlagu­ng.

Giesler hatte Gathers Schweigen der Stiftung schon am Montag scharf kritisiert: „Ich fordere keinen Rücktritt, aber ich fordere einen Dialog der Stiftung mit der Ar-

So viel Umsatz machte Thyssenkru­pp

Diesen Umsatz steuerten die Konzernber­eiche von Thyssenkru­pp im vergangene­n Geschäftsj­ahr bei (in Milliarden Euro):

Werk- und Rohstoffha­ndel Stahl

Aufzüge Industriek­omponenten Anlagenbau

13,7 8,9 7,7 7,6 5,5 beitnehmer­seite zur Stabilität des Unternehme­ns. Und dazu muss die Stiftung sich äußern und Klarheit schaffen. Das kann mit Frau Gather gehen – da haben wir überhaupt kein Problem.“Die Stiftung habe einen Auftrag und den müsse sie auch erfüllen, so der IG-Metall-Chef.

Das geforderte Gespräch hat nun stattgefun­den. Wie die „Westdeutsc­he Allgemeine Zeitung“berichtet, habe sich Gather mit Thyssenkru­pp-Aufsichtsr­ats-Vize Markus Grolms getroffen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll das Treffen auf Wunsch der Stiftung zustandege­kommen sein. Nach dem Gespräch gaben Gather und Grolms ein gemeinsame­s Bekenntnis zur Kontinuitä­t ab: „Stiftung und Arbeitnehm­ervertrete­r haben immer auch gemeinsam für die Stabilität des Unternehme­ns eingestand­en. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern“, zitiert die „WAZ“die beiden.

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FOTO: DPA Thyssenkru­pp-Zentrale

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