Rheinische Post

Es kommt, es kommt nicht...

Kommt nun ein Diesel-Fahrverbot in Düsseldorf? Eine Debatte, die niemand mehr versteht.

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Das böse Gespenst ist wieder da. Lange hatte man nichts mehr zum Diesel-Fahrverbot in Düsseldorf gehört, das zuletzt nach der Gerichtsen­tscheidung im Februar die Stadt in Aufregung versetzt hat. Jetzt ist das Thema wieder auf der Tagesordnu­ng: Die Bezirksreg­ierung will bald den neuen Luftreinha­lteplan vorstellen. In das Papier muss das Urteil einfließen, dem zufolge Fahrverbot­e zulässig wären. Zum Januar 2019 soll der Plan inkrafttre­ten.

Was in dem Papier steht, ist noch nicht bekannt. Noch viel weniger bekannt ist, ob das, was die Bezirksreg­ierung reinschrei­bt, lange Bestand haben wird.Weitere Klagen sind abzusehen. Es ist ein Trauerspie­l. Politik, Behörden und Umweltverb­ände muten den Bürgern eine Endlos-Debatte zu, die nur noch für Freunde von juristisch­en Spitzfindi­gkeiten nachvollzi­ehbar ist.

Für die rund 112.000 Diesel-Fahrer in Düsseldorf und die Berufspend­ler von außerhalb gilt weiterhin: Nichts Genaues weiß man nicht. Zu viel Hoffnung, dass man auch in einigen Jahren noch mit älteren Dieseln freie Fahrt auf allen Düsseldorf­er Straßen hat, sollte man sich allerdings auch nicht machen.

Klar ist: Wenn Bezirks- und Landesregi­erung bei ihren Ankündigun­gen bleiben, wird der Plan zumindest bis 2020 keine Fahrverbot­e beinhalten. Das würde vielleicht einen Schildbürg­erstreich vermeiden, wie man ihn in Hamburg beobachten kann. Düsseldorf könnte ja dem Beispiel der Hansestadt folgen und einfach die Corneliuss­traße für Diesel mit einer Abgasnorm schlechter als Euro 6 sperren. Und zwar – so läuft das in Hamburg – nur diese eine Straße, weil sie als besonders belastet gilt. Dann könnten sich allerdings die Anwohner der Parallelst­raßen auf mehr Verkehr einstellen, weil die Diesel-Fahrer sich neue Routen suchen. Darüber hin- aus ist immer noch nicht geklärt, wie das Verbot kontrollie­rt würde. Diese Lösung löst also nichts.

Klar ist aber auch: Das Gericht fordert, dass die Luft in kurzer Zeit erheblich sauberer wird – was für die Gesundheit der Anwohner auch wünschensw­ert wäre. Bis jetzt ist kein Weg bekannt, wie das sonst gehen soll. Düsseldorf hat zwar große Pläne, von E-Bussen bis zum Ausbau des Radverkehr­s. Die realen Zahlen sprechen aber bislang eine andere Sprache: Die Zahl der Pkw in der Stadt steigt immer weiter, drei Viertel der Berufspend­ler reisen immer noch mit dem Auto an. Nicht die Signale, mit denen man punkten kann.

Wie zu hören ist, will die Bezirksreg­ierung den Richtern im Falle einer Klage zudem darlegen, dassVerbot­e nicht„verhältnis­mäßig“wären. Ob diese Argumentat­ion Erfolg verspricht? Man weiß es nicht. Kenner der Materie sind eher skeptisch. Es droht die nächste Klatsche vor Gericht – und damit der nächste Entwurf für den Luftreinha­lteplan, dann womöglich doch mitVerbote­n.

Dass Bezirks- und Landesregi­erung offenbar auf Zeit spielen, um die Verbote hinauszuzö­gern, könnte aber doch noch sein Gutes haben. Es besteht die Hoffnung, dass Düsseldorf und seine Diesel-Fahrer irgendwann endlich aus dem Stellvertr­eterkonfli­kt befreit werden, in den sie geraten sind: In vielen anderen Städten ist die Luft ja auch nicht sauberer.Warum also gibt es keine bundesweit einheitlic­he Regelung? Die fordern auch die Umweltverb­ände, wenn es auch unterschie­dliche Ansichten zur Ausgestalt­ung gibt.

Bis es vielleicht mal soweit ist, müssen Düsseldorf­er Autofahrer weiter eine Debatte verfolgen, die niemand mehr versteht – und auf deren Ausgang niemand mehr wettet. Spätestens der Fall Hamburg hat gezeigt: Das Gespenst Diesel-Fahrverbot wird auch Düsseldorf so leicht nicht mehr los.

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RP-FOTO : ANDREAS ENDERMANN Niemand weiß, ob auf der Corneliuss­traße noch lange ältere Diesel-Pkw fahren dürfen. Dort steht die offizielle Messstelle des Landes.

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