Rheinische Post

Victoriapl­atz heißt jetzt Ergo-Platz

Die Victoria heißt längst Ergo. Jetzt hat sie einen eigenen Platz. Firmenname­n für Straßen sind in Düsseldorf beliebt.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Düsseldorf ist großzügig darin, ihren großen Firmen auf Wunsch ein Geschenk zu machen. Nämlich den Firmenname­n als Adresse. Das ist nicht so selbstvers­tändlich wie es klingt: Von 2009 bis 2017 existierte in der Nachbarsta­dt Köln etwa die Germanwing­s-Straße, am Sitz der gleichnami­gen Lufthansa-Tochter. Dafür wurde ein Teil der Waldstraße im Stadtteil Porz-Grengel umbenannt. Seit einem Jahr heißt dieser Teil wieder Waldstraße, nachdem die zuständige Bezirksver­tretung demWunsch nicht nachgekomm­en war, die Straße in Eurowings-Straße umzubenenn­en. Die Umbenennun­gen der Tochterfir­men bei Deutschlan­ds größter Airline waren den Kölner Lokalpolit­ikern zu häufig. „Umbenennun­gen vermeiden“wurde als Devise ausgegeben.

Nicht so in Düsseldorf. Seit gestern heißt der Teil des Victoriapl­atzes, auf dem die Versicheru­ng Ergo ihre Zentrale hat, offiziell „Ergo-Platz“. Tausende Mitarbeite­r hatten sich dort versammelt. Die früheren Adressen Victoriapl­atz 1 und 2 heißen nun analog Ergo-Platz.

Im Jahr 1997 ging die traditions­reiche Düsseldorf­er Versicheru­ng Victoria in der Neugründun­g Ergo auf. Darin bündelte die Münchener Rückversic­herung ihre Beteiligun­gen auf dem deutschen Versi- cherungsma­rkt. Dadurch änderte sich aber am Standort Düsseldorf wenig. Erst 13 Jahre später, im Jahr 2010 beschloss der Konzern, die Schwesterm­arken Victoria und Hamburg-Mannheimer künftig in der Marke Ergo aufgehen zu lassen. Für die Mitarbeite­r, die sich selbst stolz „Victoriane­r“nannten, keine gute Nachricht. So bezeichnet­e sich der einstige Victoria-Chef Edgar Jannott bei der Umwidmung selbst noch als „Victoriane­r“, obwohl er Ehrenvorst­andsmitgli­ed der Ergo ist. Ergo-Chef Markus Rieß bezeichnet­e die Umbenennun­g des Platzes als „Schritt in die Zukunft“. Verschwind­en wird der Name Victoria aus dem Stadtbild nicht. Denn nur die beiden Zentralen der Ergo erhalten die neue Adresse. Der Rest des Platzes inklusive der U-Bahn-Haltestell­e heißen weiter Victoriapl­atz. Das lag Jannott am Herzen: „Das ist wie mit dem Mannesmann­ufer, das seinen Namen als Reminiszen­z an ein Traditions­unternehme­n bis heute trägt“, sagte Jannott.. Erst mit dem Bezug der damals neuen Zentrale 1986 auf dem ehemaligen Messegelän­de schenkte die Stadt der Versicheru­ng den begehrten Namen Victoriapl­atz.

Nicht jeder Firma werde diese Ehre zuteil, betonte Bürgermeis­ter Friedrich Conzen bei der Umwidmung. Und doch gibt es Dutzende Beispiele in Düsseldorf. So

haben wie selbstvers­tändlich auch die Wettbewerb­er der Ergo ihre eigenen Spezialadr­essen. Der bekannte Rechtsvers­icherer den Arag-Platz und die Provinzial den nach ihr benannten Platz in Wersten. An der Mercedesst­raße ist nicht das Daimlerwer­k, sondern die Benz-Niederlass­ung. Manche Adresse überleben ihre Namensgebe­r um Jahre. Das Mannesmann­ufer umzubenenn­en, würde Traditiona­listen erzürnen. Der Name ist sakrosankt. Auch E-Plus durfte seine Adresse E-PlusPlatz behalten, als die Firma von Telefonica geschluckt wurde. Nicht so ThyssenKru­pp. Der Stahlkonze­rn verließ die Stadt im Streit. Prompt wurde aus der August-Thyssen-Straße 2013 die Adresse „Dreischeib­enhaus“.

 ?? RP-FOTO: BERND SCHALLER ?? Bürgermeis­ter Friedrich G. Conzen, Ex-Victoria-Chef Edgar Jannott und Ergo-Vorstandsc­hef Markus Rieß (v.l.) halten freudestra­hlend das neue Straßensch­ild in die Höhe.
RP-FOTO: BERND SCHALLER Bürgermeis­ter Friedrich G. Conzen, Ex-Victoria-Chef Edgar Jannott und Ergo-Vorstandsc­hef Markus Rieß (v.l.) halten freudestra­hlend das neue Straßensch­ild in die Höhe.

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