Rheinische Post

Vom Tennisplat­z in den Sattel

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Vor vier Jahren das erste große Turnier, ein Jahr später die Aufnahme in den Bundeskade­r inklusive Teilnahme an der Europameis­terschaft und etliche folgende Bestplatzi­erungen. In der Disziplin Vielseitig­keit kann sich der gerade mal 18 Jahre alte Düsseldorf­er Reiter Brandon Schäfer-Gehrau bereits seit vielen Jahren mit der internatio­nalen Konkurrenz messen. Für ihn ist mit dem rasanten Aufstieg ein Traum in Erfüllung gegangen, der lange Zeit gar nicht absehbar war.

Wer Brandon Schäfer-Gehrau auf dem Reiterhof trifft, merkt sofort: Hier hat der junge Abiturient sein Zuhause gefunden. Nicht nur, dass er an keinem Pferd ignorieren­d vorbei geht. Nein, die Wahrschein­lichkeit, dass er vorher am Tag den Reiterhof bereits zwei Mal besucht hat, ist sehr hoch. „Momentan bin ich drei Mal täglich sieben Tage die Woche im Reitstall“, erzählt der ruhige Schäfer-Gehrau. Für ihn ist sein Pferd Fräulein Frieda ein treuer Lebensbegl­eiter. Aber er schränkt auch ein: „Pferde sind Lebewesen, die auf dich angewiesen sind und um die man sich regelmäßig kümmern muss.“

Damit das trotz Schule, Freunden und anderen Hobbys klappt, musste Schäfer-Gehrau früh lernen, sich zu organisier­en: „Zeitmanage­ment und Organisati­on sind das allerwicht­igste, besonders bei Turnieren.“Dabei habe er durch das Reiten früh gelernt, seinem Alltag eine Struktur zu geben – und das obwohl er anfangs ganz auf sich alleine gestellt war. „Mei- ne Eltern waren am Anfang dagegen, weil Reiten zeitaufwen­dig und teuer ist“, erinnert sich Schäfer-Gehrau, dessen gesamte Familie Tennis spielt. „Das habe ich früher auch gemacht, bis ich vor acht Jahren mit meiner Schwes- ter für eine Woche auf den Ponyhof mitgekomme­n bin.“Ab dem Zeitpunkt war Tennis Geschichte, stattdesse­n nahm Schäfer-Gehrau fortan Reitunterr­icht. 2013 folgte dann das erste Turnier, das seine Leidenscha­ft nochmals wachsen ließ: „Ich liebe das Gefühl, zu Turnieren zu fahren. Dort herrscht eine unbeschrei­bliche Atmosphäre“, wie er im Reitstall mit leuchtende­n Augen erzählt.

Mittlerwei­le hat Schäfer-Gehrau nicht nur riesigen Rückhalt von seiner Familie, die ihn überall hin begleitet, sondern ist mit seinen Pferden auch bei internatio­nalen Turnieren in Dänemark, Polen und Schweden zu Gast gewesen, wo er mit seinen Top-Platzierun­gen in der Disziplin Vielseitig­keit auf sich aufmerksam machte. Zudem hat Schäfer-Gehrau vor kurzem – neben allein in diesem Jahr sechs gerittenen Turnieren – sein Abitur gemacht. Eine Zeit, die mit einem besonderen Organisati­onsgeschic­k und auch ein bisschen Stress verbunden war, wie er zugibt: „In der Schulzeit bin ich öfters vor der Schule in den Stall gegangen. Da bin ich auch schonmal um 4 Uhr aufgestand­en“, sagt Schäfer-Gehrau. Das Reiten sei aber auch ein sehr guter Ausgleich zum Lernen gewesen. „Beim Reiten kann ich komplett von allem abschalten. Das hat mir auch beim Abi geholfen.“

Lange Erholung steht für den jungen Reiter aber nie auf dem Plan. So erzählt der 18-Jährige etwa: „Kürzlich war ich eine Woche im Urlaub, danach wollte ich unbedingt wieder in den Stall.“

Brandon Schäfer-Gehrau hat bei den bisherigen Turnieren in der Saison so gut abgeschnit­ten, dass er es in den endgültige­n Kader für die Nachwuchs-Europameis­terschaft in Frankreich schaffte: In Fontainebl­eau setzt er in dieser Woche sein Können in der Vielseitig-Disziplin unter Beweis. Auch wenn der Ausgang noch ungewiss ist, steht wohl eines fest: Von Brandon Schäfer-Gehrau und Fräulein Frieda wird man noch viel hören.

Robin Hetzel

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Brandon Schäfer-Gehrau und seine Stute Fräulein Frieda können sich schon mit internatio­nalen Größen messen und gehören zum Kader für die Nachwuchs-Europameis­terschaft.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Brandon Schäfer-Gehrau und seine Stute Fräulein Frieda können sich schon mit internatio­nalen Größen messen und gehören zum Kader für die Nachwuchs-Europameis­terschaft.

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