Sprachlos
Integrationsdebatte
Zu „Integrationsdebatte nach Erdogan-Wahl“(RP vom 27. Juni): Den Artikel zur Erdogan-Wahl in Deutschland mit mangelndem Demokratieverständnis zu beginnen und mit der Empfehlung zu mehr islamischem Religionsunterricht zu enden, hat mich sprachlos gemacht. Gegen zu wenig Demokratieverständnis hilft mehr Demokratieverständnis. Oder? Wird in unseren Schulen nicht mehr das Dritte Reich rauf und runter durchgenommen, bis man es nicht hören kann? Die Schule hat mich empfindlich gemacht gegenüber allen politischen Vorgängen, die an die Machtergreifung der Nazis erinnern. Und da drücken die Vorgänge in der Türkei so gut wie alle Knöpfe, bis hin zu Parallelen in der Dankbarkeit für deutsche Autobahnen. Ein wesentlicher Teil der deutschen Identität ist für mich die Verantwortung ,alles zu tun, damit sich das Dritte Reich nicht wiederholen kann. Damit haben jene, die diese Zeit als Vogelschiss bezeichnen oder Erdogan unterstützen im Deutsch-Sein noch viel Platz nach oben.
Integrationsdebatte
In der letzten Zeit mehren sich die vorwurfsvollen Stimmen, warum hier lebende Türken die Vorzüge der deutschen Demokratie genießen und dennoch in ihrer Heimat einen Diktator wählen würden. Wir sollten unseren eigenen Anteil an diesem Verhalten bedenken. Die deutschen wirtschaftlichen, kulturellen, technischen und manchmal auch sportlichen Erfolge haben Verhaltensweisen zur Folge, die rechte Politiker als Nationalstolz, Außenstehende hingegen als Überheblichkeit, wenn nicht sogar Arroganz empfinden. Würden wir den bei uns lebenden Türken den ihnen gebührenden Respekt und Anerkennung zollen, sie mehr auf Augenhöhe behandeln, würden wir dem Treiben Erdogans den Nährboden entziehen. Dass dies flächendeckend gelingt, wage ich allerdings angesichts der Überlegenheitsgefühle vieler Deutscher zu bezweifeln.