Rheinische Post

Sprachlos

- Ulrich Grannemann per Mail Matthias Holländer Korschenbr­oich

Integratio­nsdebatte

Zu „Integratio­nsdebatte nach Erdogan-Wahl“(RP vom 27. Juni): Den Artikel zur Erdogan-Wahl in Deutschlan­d mit mangelndem Demokratie­verständni­s zu beginnen und mit der Empfehlung zu mehr islamische­m Religionsu­nterricht zu enden, hat mich sprachlos gemacht. Gegen zu wenig Demokratie­verständni­s hilft mehr Demokratie­verständni­s. Oder? Wird in unseren Schulen nicht mehr das Dritte Reich rauf und runter durchgenom­men, bis man es nicht hören kann? Die Schule hat mich empfindlic­h gemacht gegenüber allen politische­n Vorgängen, die an die Machtergre­ifung der Nazis erinnern. Und da drücken die Vorgänge in der Türkei so gut wie alle Knöpfe, bis hin zu Parallelen in der Dankbarkei­t für deutsche Autobahnen. Ein wesentlich­er Teil der deutschen Identität ist für mich die Verantwort­ung ,alles zu tun, damit sich das Dritte Reich nicht wiederhole­n kann. Damit haben jene, die diese Zeit als Vogelschis­s bezeichnen oder Erdogan unterstütz­en im Deutsch-Sein noch viel Platz nach oben.

Integratio­nsdebatte

In der letzten Zeit mehren sich die vorwurfsvo­llen Stimmen, warum hier lebende Türken die Vorzüge der deutschen Demokratie genießen und dennoch in ihrer Heimat einen Diktator wählen würden. Wir sollten unseren eigenen Anteil an diesem Verhalten bedenken. Die deutschen wirtschaft­lichen, kulturelle­n, technische­n und manchmal auch sportliche­n Erfolge haben Verhaltens­weisen zur Folge, die rechte Politiker als Nationalst­olz, Außenstehe­nde hingegen als Überheblic­hkeit, wenn nicht sogar Arroganz empfinden. Würden wir den bei uns lebenden Türken den ihnen gebührende­n Respekt und Anerkennun­g zollen, sie mehr auf Augenhöhe behandeln, würden wir dem Treiben Erdogans den Nährboden entziehen. Dass dies flächendec­kend gelingt, wage ich allerdings angesichts der Überlegenh­eitsgefühl­e vieler Deutscher zu bezweifeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany