Der österreichische Adel verbrachte die Sommer oft im Seebad Grado an der Adria
am Canal Grande steht dann auch James Joyce. Als Statue. Der irische Schriftsteller lebte einige Jahre in Triest, sprach neben Deutsch und Italienisch gar Triestino, den örtlichen Dialekt. Joyce arbeitete unter anderem an seinem Meisterwerk „Ulysses“– und hing gerne in Cafés herum, in denen er zu viel Wein trank.
Bis heute sind die altehrwürdigen Kaffeehäuser beliebte Treffpunkte. Im Caffè San Marco oder im Caffè Tommaseo sieht es so opulent aus wie in denWiener Pendants. Im Gegensatz zu steifer Etikette herrscht aber italienische Gelassenheit. Auch die Triestiner genießen ihren Aperitivo, dazu werden üppige Portionen Snacks gereicht.
„Triest ist eine entspannte Stadt“, sagt auch Tiziana Zamai, die Touristen die Geschichte der Stadt erläutert. Bis zum
Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Triest zu Österreich. Die Habsburger bauten es zur Hafenstadt aus, erzählt die 35-Jährige auf der Piazza dell‘Unità d‘Italia. Danach fiel Triest an Italien, bis es nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an Jugoslawiens Diktator Tito ging. Erst 1954 kam es zu Italien zurück. Das direkte Hinterland fiel an Jugoslawien, heute Slowenien.
Die Nähe zum Balkan und die österreichische Vergangenheit verleihen der Stadt internationales Flair – und eine internationale Küche. Auch hier stehen so viele Fischgerichte wie im maritimen Grado auf der Speisekarte. Daneben dann aber Gulasch. Ein ungarischstämmiger Italiener war es auch, der in Triest eine der bekanntesten Kaffeefirmen gründete: Illy. Nirgends im Land wird mehr Kaffee verbraucht als hier, pro Kopf zehn Kilo im Jahr. Man bestellt aber keinen Espresso, sondern „un nero“, wie sich in Triests kleinster Kaffeerösterei Torrefazione La Triestina beobachten lässt.
Neben alten Bauwerken wie dem antiken römischen Teatro Romano und vielen Museen, die wie in Udine angenehm leer sind, ist die Touristenattraktion Schloss Miramare. Es wurde einst im Auftrag von Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich, dem Bruder von Kaiser Franz Joseph I., gebaut. Fünf Kilometer vor der Stadt ragt es ins Meer und ist noch wie im 19. Jahrhundert eingerichtet. Sisi begegnet man in Triest übrigens auch. Elisabetta begrüßt die Reisenden am Bahnhof, als riesige Statue vor dem Gebäude.
Cormòns In den Bergen an der slowenischen Grenze in der Weinbauregion Collio liegt das kleine Dorf Cormòns. Der Slowene Josko Sirk hat eine weitläufige Ferienanlage namens „La Subida“geschaffen. Swimmingpool, Reithalle, Tennisplatz, Essig-Manufaktur, eine Osteria und ein Sternerestaurant gehören dazu. Wie wichtig Essen und Trinken im Friaul sind, merkt man hier wieder: In den Unterkünften liegen Weinführer, Gourmet-Zeitschriften und Bildbände über die friaulische Küche aus. In 18 Appartements, die Bauernhäusern nachempfunden sind, aber nichts an Komfort vermissen lassen, können Gäste wohnen. Umgeben ist man von Geckos und Grün. Die hügelige Landschaft zieht Radfahrer und Wanderer an.
„Wir wollen die Leute nicht in einem Hotel unterbringen, sondern an einem Ort“, sagt Tanja Sirk, Tochter von„Subida“-Gründer Josko. Die Gäste sollten sich zuhause fühlen, die Sirks selbst leben auf dem Hof, viele Besucher kennen sie. Die meisten Geschäfte würden von Familien betrieben und das schon lange, erzählt die 40-Jährige, deren 25 Jahre alter Bruder Mitja ebenfalls mithilft. Das sei Tradition im Friaul.
Unten im Ort steht Francesco Simonit in seiner Bäckerei, in der schon sein Großvater Teig wälzte. Der 73-Jährige backt noch selbst und wiegt die Bonbons, die er neben Likören verkauft, auf einer alten Küchenwaage. Brot mit Pfeffer, Oliven oder Feigen ist seine Spezialität. Er warnt, zum Pfefferbrot – ein runder Keks – müsse man viel trinken. Tatsächlich ist das Gebäck schärfer als erwartet und gar nicht so zuckrig, wie es aussieht.
Simonits Laden sieht so aus wie zur Eröffnung, das modernste im Laden dürfte das Telefon sein. Es hat eine Wählscheibe. Auf die Frage, ob es funktioniert, ruft der Italiener: „Sì, sì!“Ob er mal daran dachte, die Stadt zu verlassen? Simonit kann mit der Frage nichts anfangen. „Nein, wir waren doch schon immer hier.“