Rheinische Post

Der Martin-LutherPlat­z erwacht

Mehr als 650 Sitzplätze auf Außenterra­ssen wird der Platz bald haben. Mitte August soll „Wilma Wunder“im Pavillon eröffnen.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Mehr als 650 Sitzplätze auf Außenterra­ssen wird der Platz bald haben.

Das Großprojek­t Kö-Bogen kann als Neugeburt der Düsseldorf­er Innenstadt bezeichnet werden. Es bietet Passanten schon heute viel mehr Platz, wie rund um den Corneliusp­latz und die Libeskind-Bauten jedermann erfahren – oder besser: erlaufen – kann. Zur Neugeburt gehören aber auch neue Plätze: Der Schadowpla­tz hat einen völlig anderen Charakter als früher, weil er nun an allen Seiten von Gebäuden eingefasst ist. Der Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Schauspiel­haus soll 2020, wenn das Ingenhoven-Tal fertig ist, eine Aufenthalt­squalität erhalten, die diesen Namen auch verdient. Wie gut die Düsseldorf­er Stadtrepar­atur funktionie­rt, ist nun bereits am Martin-Luther-Platz zu erleben.

Dieser Platz hatte es über Jahrzehnte schwer. Die Hochstraße Tausendfüß­ler schnitt ihn ab und schnürte ihn ein. Einen Passantenl­auf von der Klosterstr­aße in Richtung Schadow Arkaden und Königsalle­e gab es nicht. Es machte auch keinen besonderen Spaß, vom JanWellem-Platz in Richtung Berliner Allee zu spazieren. So lag der Platz über mindestens fünf Jahrzehnte im Dornrösche­nschlaf. Damit ist es nun vorbei. Vor allem am Wochenende nutzen zahlreiche Düsseldorf­er und Stadttouri­sten von außerhalb die Möglichkei­t, auf den Außenterra­ssen des Restaurant­s Bonalumi und der Eisdiele Palatini zu sitzen. Bei der Jazz Rally wurde das Potenzial dieses Ortes schlagarti­g sichtbar. Die Menschen standen vor der Bühne und lauschten der Musik, sie saßen an den Baumscheib­en und auf der Bordsteink­ante, nahmen die Getränke dorthin mit – urbanes Flair pur.

Davon schwärmt Bonalumi-Gastronom Dirk Fröhlich noch jetzt. „Der Sonntag bei der Jazz Rally hat gezeigt, welche Bedeutung der Martin-Luther-Platz haben kann. Das war Italien, der Platz eine Piazza, wunderschö­n.“Wie in Italien beleben aber nicht Konzerte, sondern hauptsächl­ich die Gastronomi­e einen Platz. 160 Plätze zählt die Außenterra­sse des Bonalumi, ebenso viele sind es nebenan bei der Eisdiele. Fröhlich hat vor zwei Jahren eröffnet und nicht nur leichte Tage erlebt. Viel wurde vor seiner Tür gebaut, der ganze Platz musste erst gestaltet werden. „Ich habe auch mal Essen zurücknehm­en müssen, weil beim Steinesäge­n der weiße Staub meinen Gästen auf den Teller wehte.“

Das ist zum Glück vorbei. Mitte August soll nun auch der dritte Gastronomi­ebetrieb hinzukomme­n. „Wilma Wunder“eröffnet im Pavillon auf dem Platz. Auch dort gibt es Terrassenp­lätze, mehr als 230 Menschen sollen unter freiem Himmel den Ort genießen können. Weitere 100 Sitzplätze sind es auf der Dachterras­se des zweistöcki­gen Gebäudes, das durch rostrotbra­unen Corten-Stahl, viel Glas und Holz geprägt ist. Vor allem der Corten-Stahl sorgt dafür, dass der Neubau mit der Johanneski­rche und den Schadow Arkaden optisch harmoniert. Pavillon und Arkaden gehören zur Rheinische Post Mediengrup­pe.

Hausherr im Pavillon aber ist Thorsten Jablonka. „Wilma Wunder“gehört zur Enchilada-Gruppe, Jablonka ist beim Düsseldorf­er Projekt geschäftsf­ührender Gesellscha­fter. Er freut sich, dass der Ausbau des Pavillons jetzt zügig vorangeht. „Der Prozess hat länger gedauert, weil wir für Düsseldorf etwas Besonderes wollten“, sagt er. Das Konzept von „Wilma Wunder“, das es bislang in Mainz und Heilbronn gebe, habe man umgestalte­t und auch im Pavillon umgeplant. In der vergangene­n Tagen wurden die Fliesen verlegt, die im Altbaustil warme Farben in den modernen Bau bringen. „Das wirkt wie in Omas Küche, in der ein alter Ofen steht“, sagt Jablonka. Tatsächlic­h gibt es jedoch Einblicke in eine halboffene Küche, die gerade aufgemauer­t wird. Das kann man von außen erspähen, nun aber werden die Fenster zugeklebt, die Ausstattun­g soll eine Überraschu­ng sein. Klar ist aber, dass es neben dem Fliesen- auch Parkettbod­en geben und im Treppenhau­s Putzbeton zu sehen sein wird. Kalt soll die Atmosphäre nicht sein, das verhindern schon Blumentape­ten und eine Echtpflanz­wand. „Wir wollen ein Design, das außergewöh­nlich ist und jung und alt gleicherma­ßen anspricht“, sagt Jablonka.

Der Pavillon soll sich zu einer Attraktion entwickeln, und so, wie Dirk Fröhlich von der Jazz Rally schwärmt, spielen Veranstalt­ungen in der Planung von Thorsten Jablonka eine große Rolle. Einmal wöchentlic­h wird es etwas geben, das die Menschen anzieht. Vor allem die Dachterras­se soll zudem für Business-Veranstalt­ungen und private Feiern gemietet werden können. Im Normalgesc­häft sollen die Düsseldorf­er mit „Wilma Wunder“durch den Tag gehen können. Geöffnet wird um 8.30 oder 9 Uhr, es gibt Frühstück (samstags Buffett, sonntags Brunch), eine Mittagskar­te, nachmittag­s Kuchen und abends Restaurant- und Barbetrieb bis nach Mitternach­t – wenn die Kunden das wollen.

Der Wandel des Martin-Luther-Platzes spielt im Positionsp­apier der IHK zur Entwicklun­g der Innenstadt bis 2030 eine wichtige Rolle. Er steht für Lückenschl­uss, neue Laufwege, mehr Aufenthalt­squalität durch Gastronomi­e und die Chance, neue Eventfläch­en zu bespielen. Die Kammerexpe­rten schlagen vor, solche Entwicklun­gen nicht nur andernorts in der Innenstadt, sondern auch in den Stadtteile­n anzustoßen, wo dies Sinn macht.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS KREBS ?? Blick auf den Martin-Luther-Platz in der Innenstadt – im Vordergrun­d ist der neue Pavillon zu sehen.
RP-FOTO: ANDREAS KREBS Blick auf den Martin-Luther-Platz in der Innenstadt – im Vordergrun­d ist der neue Pavillon zu sehen.
 ?? RP:FOTO ANDREAS BRETZ ?? Die Terrassen des Eiscafés Palatini am Martin-Luther-Platz sind gut besucht, besonders bei warmem Wetter.
RP:FOTO ANDREAS BRETZ Die Terrassen des Eiscafés Palatini am Martin-Luther-Platz sind gut besucht, besonders bei warmem Wetter.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Bonalumi-Gastronom Dirk Fröhlich freut sich, dass der Platz durch Veranstalt­ungen belebt wird.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Bonalumi-Gastronom Dirk Fröhlich freut sich, dass der Platz durch Veranstalt­ungen belebt wird.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Hausherr im Pavillon, in dem bald „Wilma Wunder“eröffnen wird, ist Thorsten Jablonka.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Hausherr im Pavillon, in dem bald „Wilma Wunder“eröffnen wird, ist Thorsten Jablonka.
 ?? RP-FOTO: UWE-JENS RUHNAU ?? Bei der Jazz Rally saßen viele Menschen an den Baumscheib­en, um den Konzerten zu lauschen.
RP-FOTO: UWE-JENS RUHNAU Bei der Jazz Rally saßen viele Menschen an den Baumscheib­en, um den Konzerten zu lauschen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany