Rheinische Post

Ulrich Erben fotografie­rt jetzt auch

Das Kunstmuseu­m Bochum zeigt jetzt erstmals Lichtbilde­r des Düsseldorf­er Documenta-Teilnehmer­s.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

BOCHUM Jetzt also auch Ulrich Erben. Ausgerechn­et jener Maler widmet sich nun der Fotokunst, der doch unbeirrt von den Trends des rumorenden Kunstbetri­ebs Farbfelder zu erforschen schien. In Bochum – und somit fast am Rande der ausgetrete­nen Publikumsp­fade – zeigt Erben nun erstmals diese Arbeiten. Präsentier­t werden die Werke in einer Art Kabinettau­sstellung, so, als wolle der 78-Jährige damit erst einmal einen Testlauf starten. Der wurde, salopp formuliert: „bestanden“.

Die Schau in Bochum darf eine kleine Sensation genannt werden. Doch nicht aus den eingangs erwähnten Gründen. Weil sich Ulrich Erben bereits seit geraumer Zeit der fotografis­chen Kunst gewidmet hat (wenn auch, wie es seine Art ist, eher still und leise). Und weil seine Arbeiten herzlich wenig gemein haben mit jenen Werken, die etwa unter den Begriff der Düsseldorf­er Schule fallen und sich allein durch dieses Etikett stets großer Aufmerksam­keit sicher sein dürfen. In diese Schublade gehört und passt Ulrich Erben nicht, streng genommen sind seine Arbeiten ja nicht einmal Fotografie­n, sondern Gemälde mit Hilfe der Fotografie. Ulrich Erben nennt sie darum auch „Lichtbilde­r“.

Und die versuchen erst gar nicht, den Betrachter mit schierer Größe zu überwältig­en. Ihre Formate sind erstaunlic­h überschaub­ar; für Museumsver­hältnisse fast klein. Details werden dadurch erst aus der Nähe erkennbar, doch entfalten sie ihre tiefgründi­ge Wirkung tatsächlic­h erst aus der Distanz. Ein Effekt, der auch der Technik geschuldet, besser, zu verdanken ist. So druckt Ulrich Erben die Digital-Aufnahmen zunächst auf Folien und fügt sie anschließe­nd mit ein klein wenig Abstand hinter eine Glasplatte. Die Fläche wird und wirkt dadurch ein wenig räumlich. Nicht gerade dreidimens­ional, aber doch tiefer als das übliche analoge Bild.

Spannend ist zudem, wie dieser Effekt bei unterschie­dlichen Motiven unterschie­dlich stark zu wirken beginnt. Bei den Küstenaufn­ahmen mit schroffen, braunen Felsen im Vordergrun­d mehr als bei den winterlich kargen, konzentrie­rten Landschaft­en Italiens. Mal treten einzelne Konturen deutlicher hervor, ein anderes Mal erzeugen sie eine spannungsr­eiche Unschärfe wie bei den Wolkenbild­ern, von denen man den Blick kaum lassen kann. Gerade so, als müsse man irgendwann in sie eintauchen und sie auf diese Weise ergründen. Auch so erfährt man den Sinn des Ausstellun­gstitels: „Die Intimität des Sehens“.

Eigentlich hat der Düsseldorf­er Maler auch mit seinen Lichtbilde­rn nichts anderes gemacht als das, was er in seinen monochrome­n Bildern versucht – Räume zu erkunden, um sie auf diese Weise erfahrbar zu machen und manchmal auch verstehen zu können. Es geht dabei nicht vorrangig ums Motiv, also nicht um konkrete Winterland­schaften, nicht um die Wiedererke­nnbarkeit Düsseldorf­er Hinterhöfe. Vielmehr sind es allesamt Bilder, auf denen zu sehen ist, was nicht zu sehen ist, wie es Erben sagt.

Tatsächlic­h ist für den früheren Documenta-Teilnehmer und Kunst-Professor die Fotografie nicht dazu da, Fotos zu machen. Diese sind vielmehr sein Hilfsmitte­l – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Das Foto ist dann auch keine Vorarbeit, sondern Ausgangspu­nkt seiner Raumerkund­ungen.

Die Schau in Bochum ist ein neuer und spannender Blick auf die Werkentwic­klung bei Ulrich Erben und sie ist zugleich ein Prolog auf jene große Einzelauss­tellung, die im kommenden Jahr in seiner Heimatstad­t Düsseldorf gezeigt werden soll.

Info noch bis zum 6. Oktober im Kunstmuseu­m Bochum an der Kortumstra­ße 147; Rufnummer 0234 9104230; Öffnungsze­iten Di—So 10—17 Uhr, Mi 10— 20 Uhr

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REPRO: ULRICH ERBEN „Wolken“– ein Lichtbild des Düsseldorf­er Künstlers Ulrich Erben, das jetzt erstmals in Bochum zu sehen ist.

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