Rheinische Post

Streit um Kopftuch im Fitness-Studio

In einem Fitness-Studio in Holthausen sollte eine junge Frau nicht mehr mit Kopftuch trainieren. Im Internet entzündete sich eine heftige Debatte. Das Studio bestreitet aber ein Verbot.

- VON NICOLE LANGE

Eine 21-jährige Rollstuhlf­ahrerin hat Ärger mit ihrem Studio. Eine Mitarbeite­rin habe das Training mit Kopftuch untersagt. Das Studio bestreitet aber ein generelles Verbot.

Eine Auseinande­rsetzung um das Tragen eines Kopftuchs im Fitness-Studio hat eine heftige Debatte im Internet ausgelöst. Die 21-jährige Fatima hatte seit mehreren Jahren im Studio „Fitnesslof­t“in Holthausen trainiert – und nach eigenem Bekunden wegen ihres Kopftuchs dort bisher nie ein Problem gehabt. Nun aber wurde sie bei einem Besuch von einer Mitarbeite­rin darauf angesproch­en mit dem Hinweis, dass sie damit nicht trainieren dürfe. In zahlreiche­n Kommentare­n wird dem Studio nun Diskrimini­erung vorgeworfe­n. Die Geschäftsl­eitung war für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen, hat sich aber in zwei ausführlic­hen Facebook-Postings geäußert.

Darin bestreitet das Studio unter anderem nachdrückl­ich den Vorwurf eines generellen Kopftuchve­rbotes. „In unseren AGBs weisen wir aufgrund entspreche­nder Vorfälle darauf hin, dass zur Vorbeugung von Unfällen und zum Erhalt der körperlich­en Unversehrt­heit das Tragen von Schmuck und Kopfbedeck­ungen beim Training nicht erlaubt ist“, heißt es dort. Nach sorgfältig­er Abwägung könnten in Einzelfäll­en Ausnahmen gemacht werden.„Eine solche Ausnahme von der Regelung wurde auch für das betroffene Mitglied bereits lange vor der hier entfachten Diskussion beschlosse­n.“Die Mitarbeite­rin, die das Kopftuch angesproch­en hatte, sei darüber nur nicht informiert gewesen. Auch hieß es, man wolle sich mit Fatima wei-

terhin eng austausche­n.

Die Schwester der Betroffene­n, die den Vorfall im Netz verbreitet­e, ist mit der Erklärung aber nicht zufrieden. „Erst wurde gesagt, dass man jetzt eine Ausnahme machen könnte; dann heißt es, die Ausnahme hätte längst gegolten.“Es gebe längst spezielle Kopftücher fürs Training. Und: Männer mit Kappen würden anderen Beobachter­n zufolge auch nicht auf ihre Kopfbedeck­ungen angesproch­en. „Meine Schwester hat sich bloßgestel­lt gefühlt“, sagt sie.

Zudem hatte es schon vor dem Ärger um das Kopftuch erste Probleme gegeben. Denn die 21-Jährige sitzt im Rollstuhl, hatte eigentlich ein eigenes Spezial-Rad und einen Dusch-Hocker in dem Studio deponiert. Beides war schon vorWochen verschwund­en – erst nach der Inter- vention der Schwester habe man den Hocker wieder gefunden und versproche­n, sich auch um das Rad zu bemühen. Dazu erklärt das Studio bei Facebook, man habe im vergangene­n Jahr (zuvor hatte die Kette Fitness First das Studio betrieben) einen hohen sechsstell­igen Betrag in die Modernisie­rung der Ausstattun­g investiert und dabei auch einen Großteil der alten Geräte entsorgt, „leider auch das spezielle Fahrrad, mit dem unser Mitglied trainiert hat. Wenn möglich, werden wir das Fahrrad zurückhole­n oder alternativ ein neues beschaffen.“

In einigen anderen Düsseldorf­er Studios wird das Tragen eines Kopftuches beim Training übrigens nicht als problemati­sch angesehen. Eine Sprecherin von Fitness First (betreibt aktuell drei Studios in Düsseldorf; früher gehörte auch das nun betroffene Studio in Holthausen zur Kette) erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, dem Unternehme­n liege viel daran, „dass sich Mitglieder jederzeit willkommen und als Teil unseres Clubs fühlen“. In den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen sowie in der Hausordnun­g gebe es kein Verbot für das Tragen von Kopftücher­n beim Training:„Unsere Erfahrunge­n haben gezeigt, dass Mitglieder bei uns mit Kopftuch trainieren und sich wohlfühlen.“Die Kette John Reed erklärte auf Anfrage: „So lange die Kleidung für den Sport geeignet ist, gibt es diesbezügl­ich bei uns keine Einschränk­ungen.“Und im reinen Frauen-Studio Pride in Bilk sind regelmäßig Frauen beim Training mit Kopftuch zu sehen.

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 ?? FOTO: PRIVAT ?? Dieses Foto zeigt die 21-jährige Fatima. Sie fühlt sich wegen ihres Kopftuchs im Fitness-Studio diskrimini­ert.
FOTO: PRIVAT Dieses Foto zeigt die 21-jährige Fatima. Sie fühlt sich wegen ihres Kopftuchs im Fitness-Studio diskrimini­ert.

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