Borussias 50-Millionen-Euro-Tag
Stürmer Alassane Plea ist mit einer Ablöse von 25 Millionen Euro der bislang teuerste Einkauf der Gladbacher – ein deutliches Zeichen. Innenverteidiger Jannik Vestergaard verlässt den Klub für die gleiche Summe.
MÖNCHENGLADBACH Es war der 13. April dieses Jahres, als die erste Meldung erschien: Borussia ist an Alassane Plea interessiert. Allerdings schrieb die französische Tageszeitung „Nice-Matin“sogleich von einem„problème“, weshalb einWechsel des Stürmers vom OGC Nizza nach Gladbach unwahrscheinlich sei: „Der ehemalige Klub Lucien Favres ist weit davon entfernt, sich mit Sicherheit für den Europacup zu qualifizieren, in Pleas Augen ein essentielles Kriterium, falls er Nizza verlässt.“
Was den Europacup angeht, sollten die französischen Kollegen Recht behalten, und auch die restliche Argumentation klang so schlüssig, dass es den Anschein hatte, als könne das Transfergerücht schnell zu den Akten gelegt werden.Warum sollte Plea nach Gladbach kommen, wenn ihm andere Klubs in England (Tottenham Hotspur) oder Spanien (Atlético Madrid) nicht nur internationale Spiele, sondern auch mehr Geld bescheren?
„Borussia war der erste Klub, der mich angesprochen hat. Mir hat sehr gefallen, was sie erzählt haben, und ich habe ihnen mein Wort gegeben, dass ich zu ihnen kommen möchte“, erklärte Plea am Freitag in seinem ersten Interview dem vereinseigenen Kanal „Fohlen.tv“. Dass er genau drei Monate nach der ersten medialen Verlautbarung nun doch im Borussia-Trikot mit der Nummer 14 posierte, hängt also zum einen mit Plea selbst zusammen – und zum anderen mit Jannik Vestergaard.
Kurz bevor die Mitteilung veröffentlicht wurde, dass Plea bis 2023 am Niederrhein unterschrieben hat, verkündete der FC Southampton, dass er sich Vestergaards Dienste gesichert hat. Der Clou ist, dass der Stürmer aus Frankreich und der Innenverteidiger aus Dänemark beide etwa 25 Millionen Euro kosten. Die Borussia hat eine ausgeglichene Transferbilanz in diesem Sommer, obwohl sie mit Plea den teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte getätigt hat – der 50-Millionen-Euro-Freitag wird seinen Platz in der Borussia-Chronik sicher haben.
Anfangs hätte die Frage „Plea, wer?“keinesfalls zum Dauerkarten-Entzug in Gladbach geführt. Der 25-Jährige traf erst in den vergangenen beiden Jahren regelmäßig: erst elfmal in 25 Ligaspielen für Nizza, zuletzt 16-mal in 35 Spielen. Unter Favre blühte er auf. Trotzdem tauchte Pleas Name schon länger in Fußball-Nerd-Medien auf, wenn es um potenzielle Kandidaten für den großen Durchbruch aus der Ligue 1 ging. So setzte ihn das Portal „Statsbomb“2017 immerhin auf den vierten Platz – hinter Corentin Tolisso (heute FC Bayern), Thomas Lemar (AS Monaco) und Kylian Mbappé (heute Paris Saint-Germain).
„Wir freuen uns sehr, dass dieser Transfer geklappt hat und wir uns in unseren Bemühungen um den Spieler gegen mehrere namhafte andere Klubs durchsetzen konnten“, wurde Borussias Sportdirektor Max Eberl am Freitag zitiert. Plea sei „ein vielseitiger, schneller und spielintelligenter Angreifer“. Am Sonntag wird er erstmals mit den Kollegen trainieren und anschließend auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden. Ein mit dem OGC Nizza Vertrauter bezeichnet Plea als „guten Typen“. Borussia halte er genau richtig für den nächsten Schritt. „Der Weg, den ein Anthony Modeste, der früher auch für Nizza gespielt hat, in Hoffenheim und Köln eingeschlagen hat, hat Alassane beeindruckt“, sagt der Insider.
Dass Borussia nichts dagegen hat, ein Klub für den Zwischenschritt zu sein, betont Eberl oft. Er wird genau wissen und einkalkulieren: Schlägt Plea ein, kann es sein, dass Gladbach nur zwei Jahre Freude an ihm hat. So lang oder vielmehr kurz blieb zum Beispiel ein Max Kruse, schaffte mit Borussia aber die Champions-League-Qualifikation. „Für mich ist das eine wichtige Etappe. Ich schätze es sehr, dass ich in einen familiären Klub komme, um mich weiterzuentwickeln“, sagt Plea.
Der Transfer lässt Gladbach in der Fußball-Nahrungskette gut dastehen, nur Dortmund hat in diesem Sommer bislang mehr Geld für einen Spieler ausgegeben. Das war im April wirklich nicht abzusehen.