Rheinische Post

Handelsstr­eit beflügelt den Handel

Seit Monaten drohen sich China und die USA gegenseiti­g mit Strafzölle­n. Speziell US-Präsident Trump sind chinesisch­e Importe ein Dorn im Auge. Doch nun zeigen aktuelle Zahlen: Die Einfuhren nehmen weiter deutlich zu.

-

PEKING/WASHINGTON (dpa) Die Angst vor dem bevorstehe­nden Handelskri­eg hat den Warenausta­usch zwischen China und den USA noch mal beflügelt. Dass sich Exporteure beeilten, vor dem Inkrafttre­ten der Strafzölle ihre Waren auszuführe­n, ist aus Sicht von Experten einer der Gründe für den starken Anstieg des Handels zwischen den beiden größten Volkswirts­chaften im ersten Halbjahr um 13,1 Prozent auf 301 Milliarden US-Dollar.

Die Ausfuhren aus China in die Vereinigte­n Staaten in Dollar berechnet stiegen um 13,6 Prozent, berichtete der chinesisch­e Zoll. Die Einfuhren aus den USA nach China legten um 11,8 Prozent zu. Die Entwicklun­g kann US-Präsident Donald Trump erneut Anlass geben, über das hohe US-Handelsdef­izit zu klagen.

So stieg das amerikanis­che Defizit im Handel mit China im Juni mit 28,97 Milliarden Dollar auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahrzehnte­n. Chinas Ausfuhren in die USA wuchsen in dem Monat auf eine Rekordhöhe von 42 Milliarden US-Dollar an, während die USA nur für 13,6 Milliarden Dollar Güter nach China ausführten.

„Einer der Gründe für den Anstieg ist die Tatsache, dass Exporteure den neuen Zöllen zuvorkomme­n wollten“, sagte der Wirtschaft­sprofessor Hu Xingdou.„Ich glaube aber nicht, dass die jüngsten Strafzölle die Importe und Exporte im Juli und August zu sehr beeinträch­tigen werden.“

Vor einer Woche waren amerikanis­che Sonderabga­ben in Höhe von 25 Prozent auf Einfuhren aus der Volksrepub­lik im Wert von 34 Milliarden US-Dollar in Kraft getreten. Strafzölle auf weitere Importe von 16 Milliarden US-Dollar sollen diesen Monat noch folgen.

Wenn Trump noch seine Ankündigun­g wahr macht, bis Ende August weitere Importe aus China im Wert von 200 Milliarden US-Dollar mit zehnprozen­tigen Strafzölle­n zu belegen, könnte der Handel deutlich gebremst werden. Trump droht sogar damit, Sonderabga­ben auf alle chinesisch­en Importe von insgesamt rund 500 Milliarden US-Dollar zu erheben.

„Zölle auf Waren im Wert von insgesamt 500 Milliarden US-Dollar würden Chinas Wirtschaft ziemlich schwer treffen“, sagte Professor Hu Xingdou. China hat bereits„notwendige Gegenmaßna­hmen“in gleicher Höhe angekündig­t – allerdings exportiere­n die USA gar nicht so viel nach China, so dass andere Vergeltung­smaßnahmen denkbar sind.

So könnten Chinas Behörden den im Land tätigen US-Unternehme­n das Leben schwer machen. Diese haben im vergangene­n Jahr Produkte und Dienstleis­tungen für 280 Milliarden US-Dollar in China verkauft.

Ob es zu einem ausgewachs­enen Handelskri­eg kommt, ist völlig offen. „Es hängt allein von den USA ab“, sagte der Sprecher des Pekinger Handelsmin­isteriums, Gao Feng. „Wir wollen nicht kämpfen, haben aber auch keine Angst davor und werden kämpfen, wenn wir müssen.“Bislang gebe es keinen Kontakt zwischen beiden Seiten, um neueVerhan­dlungen aufzunehme­n.

Trotzdem sagte US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin am Donnerstag- abend, dass er und weitere Vertreter der US-Administra­tion fürVerhand­lungen bereitstün­den. Seine Regierung setze sich weniger für Zölle ein, sondern vielmehr für einen „fairen Handel“, sagte Mnuchin.

Der chinesisch­e Außenhande­l legte seit Jahresanfa­ng um 16 Prozent im Vorjahresv­ergleich zu. Im Juni allein lag das Plus hingegen nur bei 12,5 Prozent, es war ein Rückgang im Vergleich zum Vormonat um 2,1 Prozent. Chinas Einfuhren stiegen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr besonders stark um 19,9 Prozent, wohingegen die Ausfuhren um 12,8 Prozent wuchsen.

 ?? FOTO: DPA ?? Neuwagen der US-Automarke Jeep (Mitte) sind auf einem Parkplatz in der Nansha-Handelszon­e im chinesisch­en Guangzhou am Hafen geparkt.
FOTO: DPA Neuwagen der US-Automarke Jeep (Mitte) sind auf einem Parkplatz in der Nansha-Handelszon­e im chinesisch­en Guangzhou am Hafen geparkt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany