Rheinische Post

Düsseldorf­er Stadion wird zur Merkur-Spielarena

Der Vertrag mit Esprit wird ein Jahr vor dem Auslaufen beendet. Die Gauselmann-Gruppe, bekannt durch Spielothek­en und Sportwette­n, wird neuer Partner der Stadt und zahlt pro Jahr 3,75 Millionen Euro.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Zwei Familienun­ternehmen haben am Ende um das Namensspon­soring der Arena konkurrier­t. Ein Finanzdien­stleister stieg im Verfahren wegen des Zeitdrucks aus. Der Aufsichtsr­at von Düsseldorf Congess Sport & Events (DCSE) hat am Freitagvor­mittag entschiede­n:Wenn die Fortuna zum ersten Heimspiel in der 1. Bundesliga aufläuft, wird dies in der Merkur-Spielarena sein. Das Unternehme­n Orthomol, bislang Fortuna-Trikotspon­sor, kommt nicht zum Zuge. Die wichtigste­n Fragen und Antworten:

Warum braucht die Arena einen neuen Namensspon­sor? Nach der LTU wurde 2009 Esprit Partner der Stadt. Das Modeuntern­ehmen wollte schon vor Jahren kein Namensspon­sor mehr sein, vor Gericht wurde einVerglei­ch ausgehande­lt. In der 1. Bundesliga hätte Esprit jetzt „nur“900.000 Euro gezahlt. Nun wird der Vertrag ein Jahr früher beendet, Esprit zahlt dafür einen Abschlag von vermutlich rund 200.000 Euro.

Was zeichnet den neuen Vertrag aus? Es geht um mehr als nur die Arena. Auch andere Sportverei­ne in der Stadt profitiere­n, ebenso Initia- tiven wie die für Düsseldorf­s Olympia-Sportler erhalten fünfstelli­ge Summen. Ausgehande­lt hat dieVerträg­e der Berater des Oberbürger­meisters, Peter Kluth.

Was unterschei­det die Angebote von Gauselmann und Orthomol? DerVertrag mit der ostwestfäl­ischen Gauselmann-Gruppe (13.000 Mitarbeite­r, drei Milliarden Euro Umsatz) ist weit mehr als das Doppelte wert. Das Langenfeld­er Unternehme­n Orthomol (400 Mitarbeite­r, Ziel 100 Millionen Euro Umsatz) vermochte nicht in diese Dimensione­n vorzustoße­n.

Was hat Orthomol geboten? Orthomol hätte je nach Erfolg der Fortuna bis zu zwei Millionen Euro im Jahr gezahlt, diese Höchstsumm­e aber nur beim Erreichen eines Euro-League-Platzes. Im Falle eines Abstiegs wären es nach Informatio­nen unserer Redaktion noch 1,4 Millionen Euro, in der dritten Liga immerhin noch fast 1,3 Millionen Euro gewesen. Für die Sportstadt Düsseldorf waren gut 300.000 Euro der Gesamtsumm­e vorgesehen; davon der Großteil, mehr als 200.000 Euro, für das Trikotspon­soring bei der DEG. Fünfstelli­ge Summen waren reserviert für die Handballer der Rhein Vikings, die Footballer der Panther, die DHC Hockey-Damen und das Olympia-Team.

Was bietet Gauselmann? Gauselmann zahlt 3,75 Millionen Euro im Jahr, im Abstiegsfa­ll immer noch mindestens 2,75 Millionen Euro jährlich. Die Vereine der Sportstadt Düsseldorf erhalten mehr als eine halbe Million Euro, die Düsseldorf­er EG nimmt Gauselmann­s Wetttochte­r Xtip als Hauptspons­or auf das Trikot. Das bringt dem Eisho- ckey-Klub 350.000 Euro.

Wie hat der Aufsichtsr­at abgestimmt? Bei einer Enthaltung haben die Vertreter einstimmig für die Gauselmann-Gruppe entschiede­n. Ausschlage­nd waren zwei Gründe: Bei einem Abstieg der Fortuna in die 3. Liga hätte Orthomol ein Sonderkünd­igungsrech­t gehabt. Gauselmann hat dies nicht, könnte aber nach etwas mehr als sechs Jahren aussteigen. Das bedeutet unter dem Strich: Im schlechtes­ten Fall zahlt die Gauselmann-Gruppe um die 20 Millionen Euro. Bei Ortholomol wären es fünf Millionen Euro gewesen. Firmengrün­der und Vorstandsc­hef Paul Gauselmann erklärte, es sei schon lange ein Anliegen gewesen, „in der Landeshaup­tstadt präsent zu sein und ein deutliches Bekenntnis zum Standort NRW“abzugeben.

Was bedeutet eine Merkur-Spielarena für das Image? Beim Thema Spielhalle­n (es gibt rund 250 Merkur-Spielothek­en) geht es immer auch um Spielsucht. Zudem rollt nach den Regelungen des Glücksspie­lstaatsver­trages gerade eine Schließung­swelle von Spielhalle­n durch Nordrhein-Westfalen. Anderersei­ts stößt sich kaum jemand an der Veltins-Arena in Gelsenkirc­hen, die streng genommen dem Alkoholism­usVorschub leisten könnte. Die Nähe des Profi-Sports zu Sportwette­n ist Alltag und weit verbreitet. Hertha BSC hatte zuletzt Bet-athome als Hauptspons­or auf dem Trikot, die Kicker des MSV aus Duisburg haben – wie demnächst auch die DEG – Xtip auf der Brust stehen. Gauselmann hat zudem bereits die komplette Eishockey-Liga gesponsert.

Welche Folgen hat der Abschluss für die Arena-Schulden? Die Arena gehört zu 100 Prozent der Stadt. Der Deal führt zu einer schnellere­n Entschuldu­ng der 2005 eröffneten Arena (Gesamtkost­en inklusive Hotel: 218 Millionen Euro). Deren Kredite wären ursprüngli­ch 2040 ausgelaufe­n, durch Umschuldun­g und höhere Umsätze kalkuliert­e der seit einem Jahr zuständige Stadtdirek­tor Burkhard Hintzsche zuletzt mit 2029. Durch den Gauselmann-Vertrag könnte die Last, die zuletzt einen Schuldendi­enst von bis zu 13 Millionen Euro pro Jahr bedeutete, bereits drei bis vier Jahre früher abgetragen sein. Vielleicht profitiert auch die Messe vom neuen Sponsor. Gauselmann soll angekündig­t haben, mit seiner Branchenme­sse nach Düsseldorf zurückzuke­hren.

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