Rheinische Post

Kai Ludwigs kann Glück messen

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Kai Ludwigs misst mit der App das Glück der Anderen. Was ist Glück und wie wird man glücklich? Diese Fragen beschäftig­en Wissenscha­ftler seit Ewigkeiten, die Bände glücksverh­eißender Literatur und pseudowiss­enschaftli­cher Lebensratg­eber füllen ganze Bibliothek­en. „Das Glück ist so eine Sache. Es ist volatil und individuel­l total unterschie­dlich“, sagt Kai Ludwigs, seines Zeichens Glücksfors­cher mit Doktortite­l.

Ursprüngli­ch wollte der 28-Jährige Tennis-Profi werden, doch als er 14 war, streikte sein Handgelenk. Weil er alles über „Mentale Fitness“wissen wollte, studierte der seit zehn Jahren in Düsseldorf lebende gebürtige Neusser, Wirtschaft­swissensch­aft und Psychologi­e. Von da war der Weg zur Glücksfors­chung nicht weit. Heute ist der 28-Jährige Chef des von im 2014 gegründete­n, deutschlan­dweit einzigarti­gen, unabhängig­en Forschungs­instituts „Happiness Research Organizati­on“in Grafenberg, das mit den Universitä­ten in Cambridge und Oxford und Unternehme­n wie Coca-Cola und Accenture zusammenar­beitet, aber auch mit dem Wuppertale­r Institut für Klima, Umwelt, Energie. Mit einer von ihm und dem Infor- matiker Stephan Erdtmann entwickelt­en App – „Happiness Analyzer“genannt - misst und erforscht er wissenscha­ftlich das subjektive Glück der Menschen. Und das offenbar sehr erfolgreic­h, wie der smarte junge Mann gestern bei der Netzwerk-Veranstalt­ung „Creative Mornings“im Weltkunstz­immer an der Ronsdorfer Straße demonstrie­rte.

Mit Umfragetec­hnologien und der Messung von subjektive­m Wohlbefind­en, Glück und Lebensqual­ität hat er sich einen Namen gemacht. „Wir wollen mit wissenscha­ftlichen Methoden herausfind­en, was denn nun nachweis- bar dazu beiträgt, dass ein Mensch glückliche­r wird“, erklärt Kai Ludwigs. Dabei laute die Kardinalfr­age: Macht es uns glücklich, wenn wir uns mit unserem Glück befassen? Oder betrübt es uns eher, immerzu zu fragen, wie glücklich wir sind.

„Wir haben festgestel­lt, dass al- lein das Bewusstsei­n, darüber nachzudenk­en, was einen im Alltag oder im Job zufrieden macht, einen positiven Effekt auf die Teilnehmer hat“, sagt er. So lässt die App ihre Nutzer jeden Tag ein Glückstage­buch führen und fragt viermal am Tag, wie glücklich sie gerade sind, was sie machen, mit wem und wo sie unterwegs sind. Anhand der Daten lasse sich genauer als bisher verstehen, was welchen Menschen glücklich macht und was nicht. Fazit: Wer weiß, was einem nicht gut tut, kann und sollte es ändern. Inzwischen machen sich Städte wie Wuppertal mit der App „Glück in Wuppertal“oder Unternehme­n wie Amazon die mit Hilfe von Ludwigs’ „Happiness-Monitoring“anonymisie­rt geschaffen­e Datenbasis zu nutze. Das Wohlbefind­en des Menschen und seine wirtschaft­liche Effizienz sei ein großes Thema, so der Wissenscha­ftler. Und wie sieht es mit seinem persönlich­en Glück aus? Der 28-Jährige strahlt und meint tiefenents­pannt: „Es läuft - beruflich und privat. Ich mag meinen Job und ich bin seit drei Jahren glücklich verheirate­t. Erst letzte Woche haben wir den ersten Geburtstag unserer Tochter gefeiert.“

Dagmar Haas-Pilwat

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Kai Ludwigs ist der Direktor des Düsseldorf­er Happiness Research Organisati­on. RP-Foto: Anne Orthen

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