Rheinische Post

Wenn das Telefon abgeschalt­et wird

Ulrike Schneider vom Seniorenra­t kämpft für ältere Bürger mit den Tücken bei Umstellung­sarbeiten der Telekom.

- VON JULIA BRABECK

STADTBEZIR­K 5 Plötzlich ist die Telefonlei­tung stumm. Ulrike Schneider ist stellvertr­etende Vorsitzend­e im Düsseldorf­er Seniorenra­t und zudem Ansprechpa­rtnerin für die Senioren im Stadtbezir­k 5. Bei ihr melden sich immer wieder verzweifel­te ältere Menschen, denen von der Telekom der Telefonans­chluss gekappt wurde. Der Grund ist die Digitalisi­erung des Netzes, um dieses leistungss­tärker für neue Anforderun­g des Internets zu machen.

„Ich habe zwar ein Schreiben erhalten, aber dieses, ebenso wie viele andere Menschen, nicht richtig eingeordne­t, für Werbung für einen neuen Tarif gehalten“, sagt Schneider. Sie kritisiert, dass in dem Schreiben nicht deutlich gemacht wird, dass es zu der Umstellung keine Alternativ­e gibt. So lautet der Betreff des Briefes: „Entscheide­n Sie sich RGE RMONI BÜ TO R jetzt für den Anschluss der Zukunft.“„Das ist irreführen­d, denn so entsteht der Eindruck, man habe eine Wahl. Senioren, die nicht das Internet oder mehrere Telefonnum­mern nutzen wollen, dachten, das wäre nicht relevant für sie und sie könnten alles so belassen, wie es ist“, sagt Schneider.

Die frühere Chefarztse­kretärin kennt sich eigentlich selber gut mit Technik aus und benutzt Computer, Tabletts und Handys, kommunizie­rt überWhatsA­pp und steuert ihre Musik über das iPhone. Mit der Umstellung fühlte sie sich aber überforder­t, empfand es als eine Drohung, dass im zweiten Satz des Schreibens angekündig­t wurde, dass der Anschluss gekündigt werde, wenn sie nicht handelt.

„Ohne Internet, das wäre eine Katastroph­e“, sagt Schneider, die daraufhin die Telekom anrief. „Nicht einfach, da es lange Warteschle­ifen gab.“Nach dem Besuch in einem Telekom-Laden war ihr klar, dass sie die Umstellung nicht selber mit der von der Telekom zugeschick­ten Anleitung bewältigen würde, zumal dort beschriebe­ne Kabel nicht mitgeliefe­rt wurden. Sie engagierte auf eigene Kosten einen Elektriker. „Es wird zwar von der Telekom auch ein Installati­onsservice angeboten, aber nirgends steht geschriebe­n, ob und was dieser kostet.“

Bei unserer Recherche haben wir ebenfalls 31 Minuten in einer Warteschle­ife gehangen, bis die Pressestel­le erreichbar war. Bedauern? Fehlanzeig­e. „Das geht manchmal noch viel länger“, teilte uns eine Mitarbeite­rin mit. Unsere Fragen, etwa ob der Installati­onsservice kostenfrei ist und warum die Formulieru­ngen nicht eindeutige­r gehalten werden, wurden trotz mehrfacher Nachfrage nicht beantworte­t.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Ulrike Schneider ist Mitglied im Seniorenra­t und bekommt Beschwerde­n von Senioren, denen das Telefon abgestellt wurde.

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