Rheinische Post

Sami A. wird in Tunesien verhört

Der Fall des abgeschobe­nen Leibwächte­rs Osama Bin Ladens schlägt hohe Wellen.

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DÜSSELDORF/TUNIS (dpa/RP) Nach der möglicherw­eise rechtswidr­igen Abschiebun­g des Gefährders Sami A. warnt Bundesjust­izminister­in Katarina Barley (SPD) vor einem Schaden für den Rechtsstaa­t.„Was unabhängig­e Gerichte entscheide­n, muss gelten“, sagte sie am Sonntag.

Das Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen hatte die Abschiebun­g des als Leibwächte­r von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden bekannt gewordenen Sami A. nach Tunesien am Freitag für „grob rechtswidr­ig“erklärt. Es verlangte, ihn „unverzügli­ch“nach Deutschlan­d zurückzuho­len. Allerdings will die tunesische Justiz ihn zumindest vorerst für eigene Ermittlung­en im Land behalten.

„Wir haben eine souveräne Justiz, die gegen ihn ermittelt“, sag- te der Sprecher der tunesische­n Anti-Terror-Behörde am Samstag. Diese Ermittlung­en müssten abgewartet werden. Sami A. sei umgehend in Gewahrsam genommen worden und werde verhört. Den Behörden lägen Erkenntnis­se vor, dass er an „terroristi­schen Aktivitäte­n“in Deutschlan­d und Afghanista­n beteiligt gewesen sein könnte. Aus tunesische­n Regierungs­kreisen hieß es, dass es noch keine Anfrage aus Deutschlan­d zu dem Fall gegeben habe. Noch am Donnerstag­abend hatte das Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen entschiede­n, dass Sami A. nicht abgeschobe­n werden dürfe, weil nicht auszuschli­eßen sei, dass ihm Folter drohe. Diese Entscheidu­ng ging jedoch erst Freitagmor­gen an das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e. Da saß Sami A. schon begleitet von Bundespoli­zisten in einer Chartermas­chine, die ihn nach Tunesien brachte.

Der Remscheide­r SPD-Abgeordnet­e SvenWolf hat Bundesinne­nminister Horst Seehofer bei der Bundesstaa­tsanwaltsc­haft in Berlin angezeigt. „Wo kommen wir denn hin, wenn ein Bundesinne­nminister einfach Gerichte ignoriert?“sagte Wolf unserer Redaktion.

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„Was unabhängig­e Gerichte entscheide­n, muss gelten“Katarina Barley (SPD) Bundesjust­izminister­in

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