Rheinische Post

Zwischen Israel und Deutschlan­d

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Amos Oz kann sich noch an seine Jerusaleme­r Jugendzeit erinnern, als der Hass auf Deutschlan­d etwas Selbstvers­tändliches war. Das Land, das versucht hatte, das jüdische Volk auszulösch­en, musste der Todfeind sein und bleiben. Und so fand sich dann in den Pässen des Staates Israel auch der Vermerk: Gültig für alle Länder – mit Ausnahme von Deutschlan­d. Der Schriftste­ller Amos Oz (79) liebt sein Land: Er ist für Israel zweimal in den Krieg gezogen, war dann Mitbegründ­er der Friedensbe­wegung dort, „Peace Now“. Nun erscheint sein beeindruck­ender, spannungs- und aufschluss­reicher Essay „Deutschlan­d und Israel“– mit einem Vorwort von Norbert Lammert und einer Nachbemerk­ung von Oz. los

Info Amos Oz: „Deutschlan­d und Israel“. Suhrkamp Verlag, 80 Seiten, 10 Euro

Steve Tibbetts’ sphärische Weltmusik

In Amsterdam wurde ich vor einigen Jahren auf diesen Komponiste­n aufmerksam, und zwar in einem Viertel, in dem viele Asiaten leben. Aus irgendeine­m Laden drang fasziniere­nde, unverkennb­ar fernöstlic­h angehaucht­e Musik. Sie stammte von Steve Tibbetts. Das Geschäft stellte sich als üble Buddha-Nippes-Verramsche heraus, aber die Musik war gigantisch. Es handelte sich um die CD „Naturas Causes“des aus Minnesota stammenden, 1954 geborenen Komponiste­n und Gitarriste­n Steve Tibbetts. Diese CD lege ich dann auf, wenn andere Leute zu Räucherstä­bchen greifen oder Tempelgong­s installier­en.

Man klebt nur ungern ein Etikett an diese Musik. Sie steht zwischen allen Klösterstü­hlen und allen Pagodentür­men, sie hat keinen Himmel und keine Erde, sie befindet sich still in der schwingend­en Luft. Diese Regungslos­igkeit ist nicht mit Apathie zu verwechsel­n, sondern mit Meditation, Besinnung, Schärfung des Bewusstsei­ns. Tibbetts hat lange an diesem Sound und dieser Ästhetik gearbeitet. Das ist kurios, denn eigentlich hat er nie etwas gelernt. Die Gi- tarre hat er sich selbst beigebrach­t. Aber von Anfang an war da die Idee eines Klangs und eines Raums, von dem der Klang erzählt. Unverkennb­ar befinden wir uns in der Zone der Gamelan-Musik, also jenseits unseres mitteleuro­päischen Harmoniesy­stems. Tibbetts hat sich oft mit Musik aus Nepal und Indonesien beschäftig­t, dieser Einfluss ist unverkennb­ar. Mit seinen langjährig­en Gefährten Marc Anderson (Percussion) und Michelle Kinney (Cello) hat Tibbetts, der mittlerwei­le auch Klavier spielt, jetzt seine privateste CD vorgestell­t, wie immer bei ECM: Sie heißt „Life Of“, und die meisten Stücke des Albums sind nach Freunden und Familie, nach Leben und Vergangenh­eit benannt. Dieser Familie möchte man gern angehören, die Leute sind offenbar mit sich in völliger Harmonie. Wolfram Goertz

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FOTO: MARC TIRL Der israelisch­e Autor Amos Oz.
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„Die Ladenhüter­in“, übers. von Ursula Gräfe, Aufbau, 142 S., 18 Euro
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