Rheinische Post

Profiboxer Timo Rost trainiert in Sheffield mit Weltmeiste­rn

Der Gerresheim­er absolviert­e im vielleicht besten Box-Gym der Welt ein Trainingsl­ager. Gewohnt hat er in einem Pub und sammelte viele Erfahrunge­n.

- VON BERND JOLITZ

Den kurzen Urlaub in Spanien hatte sich Timo Rost nun wirklich verdient. Nicht allein, weil der Gerresheim­er Profiboxer den Beginn seiner noch jungen Karriere mit besonders großem Fleiß angegangen war: Gleich vier Kämpfe in seinem ersten halben Jahr als Profi hatten ihm einiges abverlangt, auch wenn er jedes Mal als Sieger durch die Seile zurückklet­terte und nur selten nennenswer­te Treffer seiner Gegner kassierte. „Trotzdem muss der Körper auch einmal runterfahr­en“, berichtet der 26-Jährige. „Es sind schließlic­h nicht nur die Kämpfe, die an den Kräften zehren, sondern mehr noch die intensiven Vorbereitu­ngsphasen darauf.“

Eine solche Phase hat Rost erst kurz vor seinem Spanien-Trip wie- der hinter sich gebracht, auch wenn kurzfristi­g kein Kampfabend auf dem Programm stand. „Es ergab sich aber die Gelegenhei­t, ein Trainingsl­ager im Ingle Gym in Sheffield einzulegen“, berichtet der gebürtige Düsseldorf­er. „Es gilt traditione­ll als vielleicht bestes Box-Gym der Welt, und auch im Moment trainieren wieder zwei aktuelle Weltmeiste­r dort.“

Rosts Trainer Rüdiger May stellte den Kontakt in die 1,2-Millionen-Einwohner Stadt in Yorkshire her. „Er hat vor rund 25 Jahren selbst dort trainiert“, erklärt Rost. „Ohne diese persönlich­en Kontakte hätte man auch kaum eine Chance, denn die Nachfrage, sich dort in Sachen Boxen weiterbild­en zu lassen, ist riesengroß.“Das Finanziell­e regelte ein Sonderzusc­huss seines Sponsors Heinz Schneider – schon stürzte sich der Masterstud­ent ins Abenteuer. Und ein Abenteuer war Sheffield in mancherlei Hinsicht tatsächlic­h. „Die Trainingsm­ethoden im Ingle Gym sind schon sehr speziell“, sagt Rost. „Der Niveau-Unterschie­d im Sparring ist aufgrund der starken Gegner krass.“

Auch an die Atmosphäre muss man sich als deutscher Athlet erst einmal gewöhnen. „Die Boxhalle ist 30 Jahre alt, wirkt aber beinahe noch älter, irgendwie ranzig“, schildert er lachend. „Man sollte sich davon nicht täuschen lassen, denn der Trainingsa­ufbau ist sensatione­ll, deshalb geben sich dort auch die Besten die Klinke in die Hand.“

Beeindruck­end ist zudem die Geschichte hinter dem Gym. Dessen im Mai verstorben­er Gründer Brendan Ingle hatte die Marotte, interessie­rte Kids erst einmal die Stra- ßen von Sheffield reinigen zu lassen. „Er sagte zu ihnen: ,Erst dann seid ihr bereit fürs Boxen’“, erzählt Rost. Das Straßenkeh­ren blieb dem Düsseldorf­er erspart, aber er pflegte in England ebenfalls das einfache Leben. „Weil alle Hotels in der Nähe ausgebucht waren, habe ich im Gästezimme­r eines Pubs gewohnt“, berichtet er. „Bei der Wirtin hatte ich fast Familienan­schluss, sie hat mich sogar zum Flughafen gefahren“, ergänzt er.

Bitter war nur, dass er das Training in der zweiten Woche wegen einer Bronchitis abbrechen musste. Deshalb möchte Rost zur Vorbereitu­ng auf den nächsten Kampf, der am 15. September im niederländ­ischen Heerlen gegen Ridvan Güden stattfinde­n wird, im August nochmals für eineWoche nach Sheffield. Ehrensache, dass er wieder im Pub wohnt.

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FOTO: A. BORNEWASSE­R Der Düsseldorf­er Supermitte­lgewichtle­r Timo Rost (li.) in seinem Kampf gegen Diego Shamatava (Georgien) im April in Wuppertal.

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