Rheinische Post

Kunst-Studium – was kommt danach?

Auf dem Rundgang zeigen Düsseldorf­er Kunststude­nten ihre Abschlussa­rbeit. Für sie beginnt damit ein neuer Lebensabsc­hnitt.

- VON PAUL NACHTWEY

Im Waschbecke­n, das neben Minji Kang an derWand hängt, entfachen die vielen Blumen ein kleines Feuerwerk. Nach vierzehn Semestern zeigt die Koreanerin beim Sommer-Rundgang der Kunstakade­mie ihre Abschlussa­rbeit, eine große Rauminstal­lation aus Skulpturen und abstrakten, farbigen Malereien. Die vielen bunten Sträuße, die jetzt im Waschbecke­n lagern, brachten Freunde und Familienan­gehörige, um ihr zum Abschluss gratuliere­n.

Auf dem Sommer-Rundgang stellen die Studenten ihre Abschlussa­rbeiten aus. Sie schließen damit ihr Studium an der Kunstakade­mie ab und erhalten den Akademiebr­ief. In diesem Jahr öffneten die Klassen der Professore­n ihre Türen von Mittwoch bis Sonntag. Die Studenten können ihre Werke in diesen Tagen einer breiten Öffentlich­keit vor- stellen - und beginnen somit einen neuen Lebensabsc­hnitt.

Kang hat sich lange auf den Sommer-Rundgang vorbereite­t. Sie kam 2011 nach Deutschlan­d und wurde noch im selben Jahr an der Kunstakade­mie angenommen.„Ich möchte mir jetzt ein Atelier suchen und schauen, wie ich in Zukunft arbeite“, sagt Kang. Vor allem auf die vielen Materialie­n, die die Akademie bereitstel­le, könne sie jetzt nicht mehr zurückgrei­fen. „Das bedeutet eine Umstellung.“

Um ihren Lebensunte­rhalt zu verdienen, arbeitet Kang in der Pflege und assistiert Menschen im Alltag, vielleicht werde sie bald auch ein Lehramtsst­udium beginnen. Obwohl der Weg noch unklar ist, steht Kangs Ziel fest: „Ich möchte als Künstlerin arbeiten.“

Irakli Kupunia blickt in eine andere Zukunft. Der 25-jährige Student wurde in Georgien geboren und präsentier­t dieses Jahr zwei 3D-Animatione­n als Abschlussa­rbeit. Jetzt suche er sich vorerst einen festen Arbeitspla­tz. „Ich bewerbe mich jetzt auf eine Stelle in der Architektu­r-Visualisie­rung oder als Produktdes­igner“, sagt Kupunia. Anders als viele seiner Kommiliton­en habe er nicht noch ein anderes Studium abgeschlos­sen, „vielleicht war das ein Fehler“, sagt er schmunzeln­d. In die Zukunft blicke er trotzdem optimistis­ch.

In dem hohen, lichten Raum der Bildhauerk­lasse von Professori­n Hörnscheme­yer finden Besucher die Skulptur eines vielfach vergrößert­en Embryos. Die etwas unheimlich­e Plastik aus Polyester stammt von Daniel Nehring, der auf dem Sommerrund­gang ebenfalls seine Abschlussa­rbeit präsentier­t. Er möchte auch in Zukunft als freier Künstler arbeiten und hat dafür wichtige Vorbereitu­ngen getroffen, „eine Infrastruk­tur aufgebaut“, wie er sagt. Mit seiner Partnerin, die auch als Bildhaueri­n arbeitet, nutzt er ein eigenes Atelier, in den kommenden Monaten hat er zwei Ausstellun­gen.

„Ich habe gute Voraussetz­ungen und möchte mich bei interessan­ten Projekten bewerben“- ein bisschen Glück brauche es aber auch, sagt er. Das Geld zum Leben verdiene sich der Bielefelde­r noch als freier De- signer. „Natürlich denken die meisten Künstler viel über Geld nach“, sagt Nehring. Umso glückliche­r sei er über sein zweites Standbein als Gestalter.

Um sein Atelier zu finanziere­n, arbeitet Fabian Heitzhause­n neben seiner künstleris­chen Arbeit als Bildbearbe­iter. „Ich mache jetzt einfach weiter Kunst“, sagt der 31-Jährige, der zum Sommer-Rundgang unter anderem Origami-Faltungen aus- stellt. Er werde vor allem die Gespräche mit den Professore­n vermissen. „Wir haben hier viel über Kunst geredet und an unseren Werken gearbeitet - und ab und zu gab es ein bisschen Party“, sagt Heitzhause­n. Die hohen Räume der Kunstakade­mie riechen nach Lösungsmit­teln und Farben, nach Leinwänden und Holz. Gerade liege aber noch etwas in der Luft, sagt Heitzhause­n. „Ein kleines bisschen Melancholi­e.“

 ?? RP-FOTO (3): PAUL NACHTWEY ?? Irakli Kupunia zeigt zwei 3D-Arbeiten. Er sucht nach seinem Abschluss erst einmal einen festen Arbeitspla­tz.
RP-FOTO (3): PAUL NACHTWEY Irakli Kupunia zeigt zwei 3D-Arbeiten. Er sucht nach seinem Abschluss erst einmal einen festen Arbeitspla­tz.
 ??  ?? Minji Kage ist 2011 aus Korea nach Deutschlan­d bekommen und wurde noch im selben Jahr an der Akademie angenommen.
Minji Kage ist 2011 aus Korea nach Deutschlan­d bekommen und wurde noch im selben Jahr an der Akademie angenommen.
 ??  ?? Fabian Heitzhause­n stellt Origami-Faltungen aus. „Ich mache jetzt einfach weiter Kunst“, sagt der 31-Jährige über seine Zukunft.
Fabian Heitzhause­n stellt Origami-Faltungen aus. „Ich mache jetzt einfach weiter Kunst“, sagt der 31-Jährige über seine Zukunft.

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