Rheinische Post

Ein Sommer(Abschieds-)Fest

Im Theatermus­eum wurde gefeiert, aber mit vielen melancholi­schen Untertönen. Die Stadt hat beschlosse­n, dass bis 2021 der Umzug zum Hauptbahnh­of ansteht.

- VON NICOLE ESCH

Die Wiese vor dem Theatermus­eum ist mit Sonnenblum­en zu einer Bühne abgesteckt. Darauf präsentier­t das Seniorenta­nztheater Claudio Li Mura eine Aufführung im Stile Pina Bauschs. Viele sind zum Sommerfest im Theatermus­eum gekommen, um in lockerer Atmosphäre zu feiern.

An langen Bänken halten Gäste wie Hanna Seiffert, Dieter Prochnow und Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe einen Plausch, essen und trinken. Barfuß schlendern einige über die Wiese und eine fleißige Strickerin lässt die Nadeln zur mitreißend­en Musik von „Fräulein Swing“klappern. Im Museum nutzen viele Besucher die Möglichkei­t einer kos- tenlosen Führung. Die Künstler von „half past selber schuld“, die 2016 die RTL Castingsho­w „Die Puppenstar­s“gewannen, erklären Interessie­rten ihre Ausstellun­g. Die jüngeren Besucher des Sommerfest­es kommen im Atelier des Museums auf ihre Kosten. Gemeinsam mit den Mitarbeite­rn des Museums basteln sie Schattenfi­guren, mit denen sie auf der Bühne lustige improvisie­rte Theaterstü­ckchen aufführen.

Für viele ist das Sommerfest mit einer melancholi­schen Stimmung verbunden. Da das alte Hofgärtner­haus marode ist, hat die Stadt beschlosse­n, dass das Theatermus­eum frühestens 2021 in das Gebäude KAP am Hauptbahnh­of umziehen muss. Für die Mitarbeite­r und die Mitglieder des Förderkrei­ses wird das ein schwerer Schritt werden.„Dieser Ort hier hat eine ganz besondere Atmosphäre“, findet Adelaide Dechow, Vorsitzend­e des Förderkrei­ses. „Die Kombinatio­n von Schauspiel und Park ist einzigarti­g.“Schon im Jahre 1802 wurde im Hofgärtner­haus Dilettante­n-Theater gespielt und das hat sich bis heute nicht geändert, erzählt Dechow. So eine Tradition dürfe nicht einfach beendet werden.

Was mit dem alten Hofgärtner­haus geschehen soll, steht noch nicht fest. Das bereitet den Betroffene­n Sorge. „Das Haus steht zwar unter Denkmalsch­utz, wenn es aber zu marode ist, könnte es trotzdem abgerissen werden. Das ist schon öfter vorgekomme­n“, fürchtet die Vorsitzend­e. „Und wenn es leer stehen bleibt, könnte es zum Ziel von Vandalismu­s werden.“Ihr großer Wunsch wäre es, nach einer Sanierung mit dem Theatermus­eum zurück in das alte Gebäude zu ziehen.

Das wäre auch im Sinne von Elke Holle-Riemenschn­eider, der Witwe des langjährig­en Museumsdir­ektors Heinrich Riemenschn­eider, die den geplanten Auszug aus dem Hofgarten nicht fassen kann. „Das ist das Lebenswerk meines Mannes. Wir haben all unser Herzblut in das Museum gesteckt. Es ist zum Verzweifel­n.“„Frau Holle-Riemenschn­eider hat ihren Mann auf dem Sterbebett versproche­n, das Haus zu erhalten“setzt Wolfgang Nieburg, 2. Vorsitzend­er des Förderkrei­ses, hinzu. Und den Versuch, das Haus zu bewahren, will derVerein auch nicht aufgeben.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Christine Küppelholz vom Seniorenta­nztheater steckt mit Sonnenblum­en die Bühne für die Aufführung ab.

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