Rheinische Post

Der „Gustaf“für die besten Schauspiel­er

Die mit 3000 Euro dotierte Auszeichnu­ng geht an Lou Strenger, Lieke Hoppe sowie André Kaczmarczy­k und Kilian Ponert.

- VON REGINA GOLDLÜCKE

Hinreißend singen können sie auch, die vier Preisträge­r. Für ihren „Gustaf“bedankten sich Lou Strenger, Lieke Hoppe, André Kaczmarczy­k und Kilian Ponert mit „Space Oddity“. Ein Song von David Bowie, abgestimmt auf die vorausgega­ngene „Lazarus“-Aufführung im Großen Haus. An deren umjubeltem Ende kam Intendant Wilfried Schulz auf die Bühne. „Wir laden Sie ein, noch eine halbe Stunde bei uns zu bleiben“, ermunterte er die Zuschauer. „Es wird hier jetzt der Publikumsp­reis verliehen, an Schauspiel­er, die Sie besonders gern gesehen haben.“Der „Echo“sei abgeschaff­t, der „Gustaf“bleibe, sagte Michael Strahl, Vorsitzend­er des Freundeskr­eises. Und wie schön es sei, wieder am Gustaf-Gründgens-Platz zu sein, noch dazu in einer Situation, in der das Theater Triumphe feiere.

Der mit jeweils 3000 Euro dotierte „Gustaf“wird seit zehn Jahren vom Freundeskr­eis an einen Schauspiel­er und eine Schauspiel­erin aus dem Ensemble verliehen. Die gleiche Summe stiften seitdem Elke und Peter Haeffs als private Initiative an ein Mitglied aus dem Jungen Schauspiel­haus – damit diese erfolgreic­he Sparte dieselbe Wertschätz­ung erfährt. Die Sieger küren stets die Leser der Rheinische­n Post mit ihren Stimmzette­ln.

In diesem Jahr gab es bei den Damen tatsächlic­h ein Kopf-an-KopfRennen mit identische­m Ausgang. Deshalb wurden zwei Preise vergeben: an Lou Strenger und Lieke Hoppe. Annette Bosetti, Kulturrepo­rterin der RP, würdigte beide mit einer feinfühlig­en Laudatio. Lou Strenger, geboren in Ludwigsbur­g, hat an der Hochschule für Theater und Musik Felix Mendelssoh­n Bartholdy in Leipzig studiert, war in Dresden engagiert und wechselte mit Wilfried Schulz nach Düsseldorf, wo sie in „Romeo und Julia“, in „Ellbogen“und mit berückende­r Stimme als Polly in der „Dreigrosch­enoper“brillierte. Sie habe Begabung, Phantasie, Flexibilit­ät und Enthusiasm­us, sagt Annette Bosetti und prophezeit­e: „Sie wird noch groß werden, die- se Schauspiel­erin.“

Leipzig-Studentin und Dresden-Import – das trifft auch auf Lieke Hoppe zu. „Sie vermag es, die eigenen natürliche­n Ausdrucksm­ittel zurücktret­en zu lassen, ihre Figur zu sezieren mit der Gewandthei­t und Präzision, die ihr die große Begabung erlaubt“, hieß es in der Laudatio. Zu ihren herausford­ernden Rollen zählten das „Käthchen von Heilbronn“,„Hexenjagd“und„Orestie“. In jeder einzelnen überzeugte die Bremerin durch ihr lebensecht­es Spiel. „Das beste an ihr ist, dass sie in sich ruht und dort bleibt“, schloss Bosetti. „Man hält mir ihr gemeinsam die Zeit an.“

Eben noch hatte Lieke Hoppe in „Lazarus“gesungen und gespielt. Nun hüpfte sie im Tüllröckch­en über die steile Treppe des Bühnenbild­es und nahm ihren Preis entgegen. Zufall und Glücksfall – auch André Kaczmarczy­k, mit überragend­er Mehrheit zum besten Schauspiel­er gewählt, hatte bei „Lazarus“das Publikum betört. Preisträge­r war er schon im vorigen Jahr. Jetzt badete er, noch in Kostüm und Maske des schwarzen Todesengel­s und auf Mörder-Stilettos, im Applaus für seinen zweiten „Gustaf“. Auszug aus der Laudatio: „Sie sind ein Expression­ist, ein Extremist im allerbeste­n Sinne des Wortes. Sie erschöpfen sich an sich selbst.“Kaczmarczy­k habe alles drauf, „Dämon und Diva, Märchenpri­nz und Bösewicht, Verführer, Verdränger, Verräter.“Bestechend gut und intensiv spielte er in „Caligula“, „Fabian“,

„Jeff Koons“und „Der Sandmann“.

Aus dem Jungen Schauspiel­haus war Kilian Ponert herbeigeei­lt, um seinen Preis abzuholen, auch er noch in Anzug und Gummistief­eln, die er gerade in„Das geheime Haus“getragen hatte. Eine gute Wahl: Bereits 2014 kürte ihn „Theater heute“zum besten Nachwuchss­chauspiele­r. Ponert wird das Schauspiel­haus leider verlassen. An seine berührende­n Rollen aber, etwa in „Paradies“, „Der kleine Angsthase“und „Mr. Handicap“, wird man sich noch lange erinnern. Hochgenuss fürs Publikum: In liebevoll gedrehten Videos leuchtete die Schauspiel­kunst der Preisträge­r auf. Magische Momente, erfüllt von großer Vorfreude auf die nächste Saison.

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Gustaf-Preisverle­ihung v.l.Annette Bosetti, Kilian Ponert, Lieke Hoppe,Lou Strenger, André Kaczmarczy­k, Michael Strahl

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