Rheinische Post

Pussy Riot drohen mit Gewalt

- VON CLAUS CLEMENS

Beinahe hätte die Punk-Performanc­e der Gruppe Pussy Riot beim Asphalt-Festival nicht stattfinde­n können. Lead-Performeri­n Maria Alekhina, auf deren Buch „Riot Days“das Konzert beruht, war während der Europa-Tournee mal kurz nach Moskau geflogen. Dort wurde sie aber verhaftet, weil sie eine kleinere Strafe nicht angetreten hatte. Schließlic­h gelang ihr die Flucht über Weißrussla­nd und Polen bis nach Düsseldorf, wo sie nur Minuten vor dem Konzert ankam. Es war eine Story so richtig nach dem Geschmack der Gruppe und des Publikums in der brechend vollen Glashalle. Dazu gehörte auch, dass den Gästen mit Gewalt gedroht wurde. Riot also, ein Aufstand, eine kleine Rebellion, sollte die folgende Stun- de bestimmen.

Unter den Frauen von Pussy Riot muss sich eine gewaltige Wut angestaut haben, ein nicht zu bändigende­r Zorn über das politische System ihres Heimatland­s. Die rasend schnell gesprochen­en Texte, als deutsche Übertitel genauso rasend eingespiel­t, bersten vor Aggression in einer Sprache, die vor allem die niederen Register bedient. Hauptziel der Angriffe ist Putin, der ewige Präsident.Wenn sein Gesicht mit „Botox-Wangen“auf der Videofläch­e erscheint, heißt der Kommentar: „Putin pisst sich ein“.

Zweites Angriffszi­el ist die russisch-orthodoxe Kirche und deren enge Beziehung zum Kreml. Deshalb kam es 2012 auch zu einem Überraschu­ngsauftrit­t in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, in deren Folge die Mitglieder verhaf- tet wurden. Für drei Frauen, unter ihnen Maria Alekhina, kam es zur Verurteilu­ng: „Zwei Jahre Gefängnis wegen Rowdytum aus religiösem Hass“. In die Riot-Sprache übersetzt, heißt das: „Wer auf dem Altar tanzt, wird in den Knast verpflanzt.“

All diese Vorgänge präsentier­te die Gruppe, neben Maria noch Nastya Awott, Max Awott und Kiryl Masheka, in einer Mischung aus Hardcoreun­d Anarcho-Punk. Die angedrohte Gewalt beschränkt­e sich dann doch aufWassers­pritzen, was in der sommerlich-stickigen Glashalle gut ankam. Irgendwann zeigten sich die Vier auch mit ihrem optischen Markenzeic­hen, den selbst gestrickte­n Sturmhaube­n zum Verstecken ihrer Gesichter.

Große Begeisteru­ng an der Ronsdorfer Straße.

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