Ein Traumpaar seit 60 Jahren
Die 81-jährige Cilli Mittasch erinnert sich noch genau daran, wie sie ihren späteren Mann Franz kennenlernte. Bei einem Konzert im Zollhof traf sie ihn.
UNTERBILK Als Cilli und Franz Mittasch sich vor 60 Jahren das Ja-Wort gaben und ihre gemeinsame Wohnung in Unterbilk zogen, war Konrad Adenauer Bundeskanzler und Unterbilk noch ein Arbeiterviertel. Seitdem hat sich viel verändert, nur nicht die Beziehung von Cilli und Franz Mittasch, die noch heute in derselben Wohnung wie damals leben und am Donnerstag ihren 60. Hochzeitstag und damit ihre Diamantene Hochzeit feiern.
Die 81-jährige Cilli Mittasch erinnert sich noch genau daran, wie sie ihren späteren Mann Franz kennenlernte. Zusammen mit ihrer Familie war das damals 15-jährige Mädchen abends im Zollhof an der Hammer Straße, wo eine Band musizierte. Irgendwann tauchte der damals 19-jährige Franz auf und forderte sie zum Tanzen auf, was sie nicht ausschlug. Während des Tanzes bat er sie dann um ein erstes richtiges Date. Ins Kino sollte es gehen. „Da sagte ich zu ihm: Ich muss erst einmal meinen Vater fragen“, erzählt Cilli Mittasch. Denn zu der damaligen Zeit war selbst das Kennenlernen noch von vielen Förmlichkeiten geprägt. Doch derVater willigte zum Glück des jungen Franz ein, sodass es wenig später gemeinsam ins Kino geht. Auch an den äußerst verheißungsvollen Namen des Films erinnert sich Cilli Mittasch noch heute: „Alle kann ich nicht heiraten“.
Sechs Jahre später kam es dann zur Hochzeit der beiden. Geheiratet wurde in der mittlerweile abgerissenen katholischen Sankt Petrus Cansius Kirche. An den Hochzeitstag erinnern sich beide noch sehr gut. Wie in den vergangenen Tagen war es damals sehr heiß in Düsseldorf. „Durch die Hitze sind die Korken aus denWein- und Sektflaschen geschossen“, erinnert sich Franz Mittasch. Eine gigantische Feier mit Catering, wie man es heute oft sieht, war zu diesen Zeiten unüblich. Gefeiert wurde stattdessen in derWohnung von Cilli Mittaschs Eltern. Kuchen und Torten backte die Verwandtschaft.
Die Entscheidung für die Ehe entstammte keinem romantischen Hei- ratsantrag, wie man es aus Liebesfilmen kennt, sondern war eher eine Vernunftentscheidung. Das heißt nicht, dass sich das Paar nicht geliebt hätte. Doch hatte eine Ehe damals eine andere Bedeutung als heute, zum Beispiel in rechtlicher und organisatorischer Hinsicht. Unter anderem war die Ehe zwingendeVoraussetzung, um eine gemeinsameWohnung beziehen zu dürfen. So zogen beide in die Wohnung in Unterbilk, in der sie noch immer wohnen. Das Zusammenleben war damals für die bis dahin noch bei den Eltern lebenden Eheleute erst einmal sehr herausfordernd. „Der Haushalt machte sich nicht von allein und irgendwie musste ja auch Geld reinkommen“, erzählt Cilli Mittasch. Besondere Möbelstücke und Haushaltsgeräte mussten sich die gelernte Schneiderin und der als Fernfahrer arbeitende Franz Mittasch erst ansparen. An eine Hochzeitsreise war damals noch nicht zu
denken. Doch die wurde wenig später nachgeholt, und zwar im österreichischen Tirol, wo die beiden viele Male zum Klettern und Wandern hinreisten.
Auf die Frage, was das Geheimnis einer so langen und glücklichen Ehe ist, müssen die beiden erst einmal nachdenken. Denn große Konflikte gab es nie. „Man muss sich gegenseitig achten“, sagt Cilli Mittasch nach einiger Bedenkzeit. Und das tun die beiden auch noch 60 Jahre nach ihrer Eheschließung. Ihren großen Hochzeitstag am Donnerstag wollen die beiden im kleinen Kreis mit ihrem Sohn Markus und seiner Ehefrau feiern. Der Ort dafür steht bereits fest. Gefeiert wird im Zollhof, an jenem Ort, wo die Liebe der beiden vor 66 Jahren mit einem Tanz ihren Anfang nahm.