Rheinische Post

Ein Traumpaar seit 60 Jahren

Die 81-jährige Cilli Mittasch erinnert sich noch genau daran, wie sie ihren späteren Mann Franz kennenlern­te. Bei einem Konzert im Zollhof traf sie ihn.

- VON DANIEL SCHRADER

UNTERBILK Als Cilli und Franz Mittasch sich vor 60 Jahren das Ja-Wort gaben und ihre gemeinsame Wohnung in Unterbilk zogen, war Konrad Adenauer Bundeskanz­ler und Unterbilk noch ein Arbeitervi­ertel. Seitdem hat sich viel verändert, nur nicht die Beziehung von Cilli und Franz Mittasch, die noch heute in derselben Wohnung wie damals leben und am Donnerstag ihren 60. Hochzeitst­ag und damit ihre Diamantene Hochzeit feiern.

Die 81-jährige Cilli Mittasch erinnert sich noch genau daran, wie sie ihren späteren Mann Franz kennenlern­te. Zusammen mit ihrer Familie war das damals 15-jährige Mädchen abends im Zollhof an der Hammer Straße, wo eine Band musizierte. Irgendwann tauchte der damals 19-jährige Franz auf und forderte sie zum Tanzen auf, was sie nicht ausschlug. Während des Tanzes bat er sie dann um ein erstes richtiges Date. Ins Kino sollte es gehen. „Da sagte ich zu ihm: Ich muss erst einmal meinen Vater fragen“, erzählt Cilli Mittasch. Denn zu der damaligen Zeit war selbst das Kennenlern­en noch von vielen Förmlichke­iten geprägt. Doch derVater willigte zum Glück des jungen Franz ein, sodass es wenig später gemeinsam ins Kino geht. Auch an den äußerst verheißung­svollen Namen des Films erinnert sich Cilli Mittasch noch heute: „Alle kann ich nicht heiraten“.

Sechs Jahre später kam es dann zur Hochzeit der beiden. Geheiratet wurde in der mittlerwei­le abgerissen­en katholisch­en Sankt Petrus Cansius Kirche. An den Hochzeitst­ag erinnern sich beide noch sehr gut. Wie in den vergangene­n Tagen war es damals sehr heiß in Düsseldorf. „Durch die Hitze sind die Korken aus denWein- und Sektflasch­en geschossen“, erinnert sich Franz Mittasch. Eine gigantisch­e Feier mit Catering, wie man es heute oft sieht, war zu diesen Zeiten unüblich. Gefeiert wurde stattdesse­n in derWohnung von Cilli Mittaschs Eltern. Kuchen und Torten backte die Verwandtsc­haft.

Die Entscheidu­ng für die Ehe entstammte keinem romantisch­en Hei- ratsantrag, wie man es aus Liebesfilm­en kennt, sondern war eher eine Vernunften­tscheidung. Das heißt nicht, dass sich das Paar nicht geliebt hätte. Doch hatte eine Ehe damals eine andere Bedeutung als heute, zum Beispiel in rechtliche­r und organisato­rischer Hinsicht. Unter anderem war die Ehe zwingendeV­oraussetzu­ng, um eine gemeinsame­Wohnung beziehen zu dürfen. So zogen beide in die Wohnung in Unterbilk, in der sie noch immer wohnen. Das Zusammenle­ben war damals für die bis dahin noch bei den Eltern lebenden Eheleute erst einmal sehr herausford­ernd. „Der Haushalt machte sich nicht von allein und irgendwie musste ja auch Geld reinkommen“, erzählt Cilli Mittasch. Besondere Möbelstück­e und Haushaltsg­eräte mussten sich die gelernte Schneideri­n und der als Fernfahrer arbeitende Franz Mittasch erst ansparen. An eine Hochzeitsr­eise war damals noch nicht zu

denken. Doch die wurde wenig später nachgeholt, und zwar im österreich­ischen Tirol, wo die beiden viele Male zum Klettern und Wandern hinreisten.

Auf die Frage, was das Geheimnis einer so langen und glückliche­n Ehe ist, müssen die beiden erst einmal nachdenken. Denn große Konflikte gab es nie. „Man muss sich gegenseiti­g achten“, sagt Cilli Mittasch nach einiger Bedenkzeit. Und das tun die beiden auch noch 60 Jahre nach ihrer Eheschließ­ung. Ihren großen Hochzeitst­ag am Donnerstag wollen die beiden im kleinen Kreis mit ihrem Sohn Markus und seiner Ehefrau feiern. Der Ort dafür steht bereits fest. Gefeiert wird im Zollhof, an jenem Ort, wo die Liebe der beiden vor 66 Jahren mit einem Tanz ihren Anfang nahm.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Seit 60 Jahren ein Traumpaar: Cilli und Franz Mittasch haben einen besonderen Hochzeitst­ag gefeiert. Beide wohnen noch immer in der Wohnung, die sie nach der Hochzeit gemeinsam bezogen.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Seit 60 Jahren ein Traumpaar: Cilli und Franz Mittasch haben einen besonderen Hochzeitst­ag gefeiert. Beide wohnen noch immer in der Wohnung, die sie nach der Hochzeit gemeinsam bezogen.

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