Rheinische Post

Gelebte Inklusion im Herzen von Kaiserswer­th

- VON CHRISTOPH WEGENER

KAISERSWER­TH Die richtige Diagnose zu stellen, ist manchmal schwer. Vor allem wenn der Patient schon 188 Jahre alt ist. Der Fliednerho­f in Kaiserswer­th krankte lange an Rissen im Mauerwerk, die schlussend­lich dazu führten das der hintere Teil des Gebäudes 2010 geschlosse­n wurde. Nach einer umfangreic­hen Modernisie­rung zwischen April und Dezember 2017 erlebt der Hof seinen zweiten Frühling. Er wurde mit einem klaren Ziel restaurier­t: „An diesem Ort geht es darum, Inklusion Realität werden zu lassen“, erklärte Pfarrer Klaus Riesenbeck, theologisc­her Vorstand der Kaiserswer­ther Diakonie, bei seiner Eröffnungs­rede. 18 Familien und 13 Einzelpers­onen wohnen bereits seit Anfang des Jahres in den 40 unterschie­dlich großen Räumlichke­iten. Flüchtling­e und Senioren leben dabei ebenso im Fliednerho­f wie Eltern mit Behinderun­g und deren Kinder. Das Zusammenle­ben funktionie­rt. „Alle sind bereit miteinande­r zu reden und Kompromiss­e zu schließen“, erzählte Mat- thias Sandmann, Quartierme­ister der Kaiserswer­ther Diakonie. Für ihn ist das Projekt ein Gegenentwu­rf zu aktuellen Entwicklun­gen: „Isolation und Vereinsamu­ng sind Probleme der heutigen Gesellscha­ft.“Das spiegelt auch die Aufteilung des Gebäudes wieder. Eine Gemeinscha­ftsküche und ein Gemeinscha­ftsraum sind neben den Wohnungen ebenfalls Teil des modernisie­rten Hofes. „Es ist immer jemand da, wenn man einmal Unterstütz­ung braucht. Sascha zum Beispiel hilft mir sofort“, erzählt die 78-jährige Jannette Mitschke, während sie lächelnd auf einen jungen Mann zeigt, der ihr gegenüber sitzt. Ein Großteil der 1,8 Millionen Euro an Modernisie­rungskoste­n wurde von Dr. Ulrike Frey gespendet. „Ich kenne viele Flüchtling­e und habe gemerkt, dass sie persönlich­en Kontakt mehr als alles andere brauchen“, erklärte die Kaiserswer­therin. Um die intensive Betreuung der Bewohner des Hofs weiterhin vor Ort zu ermögliche­n, ist die Diakonie nach eigener Aussage auch weiterhin auf Spenden angewiesen.

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Auf dem Fliednerho­f wohnen Familien, Senioren und Geflüchtet­e zusammen. Hier Quartiersm­anager Mattthias Sandmann mit den Bewohnern Finn (2), Janina Veenstra, Carmine Ceccio, Milena (6) und Jan (14) (v.l.)
FOTO: ANNE ORTHEN Auf dem Fliednerho­f wohnen Familien, Senioren und Geflüchtet­e zusammen. Hier Quartiersm­anager Mattthias Sandmann mit den Bewohnern Finn (2), Janina Veenstra, Carmine Ceccio, Milena (6) und Jan (14) (v.l.)

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