Gelebte Inklusion im Herzen von Kaiserswerth
KAISERSWERTH Die richtige Diagnose zu stellen, ist manchmal schwer. Vor allem wenn der Patient schon 188 Jahre alt ist. Der Fliednerhof in Kaiserswerth krankte lange an Rissen im Mauerwerk, die schlussendlich dazu führten das der hintere Teil des Gebäudes 2010 geschlossen wurde. Nach einer umfangreichen Modernisierung zwischen April und Dezember 2017 erlebt der Hof seinen zweiten Frühling. Er wurde mit einem klaren Ziel restauriert: „An diesem Ort geht es darum, Inklusion Realität werden zu lassen“, erklärte Pfarrer Klaus Riesenbeck, theologischer Vorstand der Kaiserswerther Diakonie, bei seiner Eröffnungsrede. 18 Familien und 13 Einzelpersonen wohnen bereits seit Anfang des Jahres in den 40 unterschiedlich großen Räumlichkeiten. Flüchtlinge und Senioren leben dabei ebenso im Fliednerhof wie Eltern mit Behinderung und deren Kinder. Das Zusammenleben funktioniert. „Alle sind bereit miteinander zu reden und Kompromisse zu schließen“, erzählte Mat- thias Sandmann, Quartiermeister der Kaiserswerther Diakonie. Für ihn ist das Projekt ein Gegenentwurf zu aktuellen Entwicklungen: „Isolation und Vereinsamung sind Probleme der heutigen Gesellschaft.“Das spiegelt auch die Aufteilung des Gebäudes wieder. Eine Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsraum sind neben den Wohnungen ebenfalls Teil des modernisierten Hofes. „Es ist immer jemand da, wenn man einmal Unterstützung braucht. Sascha zum Beispiel hilft mir sofort“, erzählt die 78-jährige Jannette Mitschke, während sie lächelnd auf einen jungen Mann zeigt, der ihr gegenüber sitzt. Ein Großteil der 1,8 Millionen Euro an Modernisierungskosten wurde von Dr. Ulrike Frey gespendet. „Ich kenne viele Flüchtlinge und habe gemerkt, dass sie persönlichen Kontakt mehr als alles andere brauchen“, erklärte die Kaiserswertherin. Um die intensive Betreuung der Bewohner des Hofs weiterhin vor Ort zu ermöglichen, ist die Diakonie nach eigener Aussage auch weiterhin auf Spenden angewiesen.