Pfarrerin Wolandt berichtet von ihrer Arbeit in Teheran
WERSTEN Ein Besuch vor zehn Jahren weckte Kirsten Wolandts Interesse am Iran. Damals besuchte sie dort Freunde von sich und stattete auch der dortigen deutschen Gemeinde einen Besuch ab. Ein Erlebnis, welches sie vor zwei Jahren darin bekräftigte, zusammen mit ihrem Mann Matthias, nach Teheran zu ziehen.„Es ist eine Herausforderung und unheimlich spannend, als Teil einer Minderheit in einem Land zu leben“, erklärt Kirsten Wolandt, die als Pfarrerin in der deutschen Gemeinde arbeitet. „Es ist ein ganz besonderer Zusammenhalt. Man achtet stark aufeinander und hilft sich.“Wie genau der Alltag und das Leben der Auswanderer auf Zeit aussieht, zeigten die beiden gestern anhand eines Bildvortrags in ihrer Heimatgemeinde in Wersten.
Den Anfang machte MatthiasWolandt, der im Iran als Lehrer arbeitet, und umriss zunächst ihre Ankunft und das Alltägliche. Das erste Foto war eine Aufnahme aus dem Flugzeug und zeigte Teheran von oben. „Die Stadt ist eine Metropole mit 15 Millionen Einwohnern und der Flughafen liegt wegen des schnellen Wachstums mittlerweile mitten in der Stadt.“Weitere Aufnahmen vermitteln einen Eindruck vom Straßenbild und zeigen das Viertel, in dem dieWolandts leben.„Im Iran wohnt man nach hinten raus“, erklärt Matthias das eher triste Bild. „Vorne sind die Häuser unscheinbar und haben oft vergitterte Fenster.“
Das nächste Bild Foto zeigt das deutsche Ehepaar an ihrem Hochzeitstag und verrät gleichzeitig viel über ihre aktuelle Heimat. „Kirsten trägt genau wie die Einheimischen ein Kopftuch, eine langärmlige Bluse, die bis über den Po gehen muss und eine wadenlange Hose“, erklärt Matthias Wolandt die Vorschriften, an die sich seine Frau halten muss. Ein alltägliches Übel, mit dem sich die Deutsche arrangiert hat. „Es ist eben so. Es ist nichts schönes, aber das weiß man vorher. Frauen sind im Iran nicht gleichberechtigt und benötigen immer die Zustimmung ihres Mannes.“
Auch das Gemeindeleben gestaltet sich anders. „Die deutsche Gemeinde ist klein und meist besuchen nur rund 20 Menschen den Gottesdienst“, so die Pfarrerin. Sie freute sich daher umso mehr, gestern vor einer fast vollen Stephanuskirche zu predigen. Da sich die Gemeinde weitestmöglich selbst finanzieren muss, organisieren die Wolandts einen Weihnachtsbasar, für den sie extraWaren aus Deutschland importieren. „Besonders begehrt sind Lebkuchen, Schokonikoläuse und deutsche Würstchen.“Doch die Pfarrerin selbst vermisst etwas ganz anderes am meisten – und zwar das Radfahren. „In Teheran ist der Verkehr zu unübersichtlich und gefährlich. Daher fährt keiner Fahrrad.“Hinzukommt noch, dass die Stadt am Hang liege und die Luft schlecht sei durch die Abgase.