Attacke gegen Kippa-Träger
Der Staatsschutz ermittelt. Die Jüdische Gemeinde zeigt sich entsetzt.
Nach einem Angriff auf einen Jugendlichen ermittelt der Staatsschutz der Polizei. Die Jüdische Gemeinde zeigt sich entsetzt.
Nach einem Angriff auf einen Jugendlichen mit einer Kippa in der Altstadt ermittelt der Staatsschutz der Polizei. Man gehe von einer antisemitischen Straftat aus, hieß es. Der 17-Jährige, der einen Anstecker mit israelischer Flagge und eine Kippa trug, war am Freitagabend in Höhe der Neustraße aus einer Gruppe von rund zehn Personen heraus beleidigt worden. Einer der Männer habe ihn so heftig angerempelt, dass er Schmerzen hatte. Die Tatverdächtigen sollen 18 bis 23 Jahre alt sein und schwarze Haare und schwarze Bärte gehabt haben, einige trugen weiße T-Shirts. Der 17-Jährige beschreibt sie als südländisch bzw. nordafrikanisch aussehend.
Der Jugendliche hatte etwa eine Stunde nach demVorfall eine Streife der Polizei getroffen und den Beam- ten von dem Vorfall berichtet. Diese hätten daraufhin eine Anzeige gefertigt. Nähere Hinweise zu den Tätern gibt es noch nicht. „Wir stehen am Anfang der Ermittlungen“, sagte Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Der 17-Jährige, der in Ratingen lebt, werde nochmals detailliert zu dem Fall befragt. Zudem werte man eventuell vorhandenes Videomaterial aus. In der Altstadt gibt es fest installierte Kameras, etwa nahe des Tatorts am Bolker Stern.
Bei der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf zeigte man sich entsetzt über das Geschehen. „Ich habe lange gesagt, wir sind in Düsseldorf auf einer Insel der Glückseligen, und dass es hier keinen Stadtteil gibt, in den man nicht mit einer Kippa gehen könnte“, sagte deren Direktor Michael Szentei-Heise: „Das ziehe ich jetzt zurück.“Er gehe davon aus, dass solche Taten eher selten von Flüchtlingen ausgingen – sondern eher von Muslimen, die hier schon länger leben: „Aber sie fühlen sich durch die gewachsene Zahl von Muslimen stärker.“
Der Geschäftsführer des Landesverbands Nordrhein der Jüdischen Gemeinden, Wilfried Johnen, sagte, solche Vorfälle machten den Juden das Leben hier nicht einfach. „Wir haben hier viele Menschen aus dem Nahen Osten, die sozialisiert sind mit einem Hass auf Israel.“Ihn erschüttere, dass zu wenig getan werde – die Ernennung von Antisemitismus-Beauftragten sei nicht genug. Auch die Medien müssten bei ihrer Berichterstattung etwa über den Nahost-Konflikt darauf achten, kein Klima zu schaffen, das solche Vorfälle begünstige.
Hinweise nimmt der Staatsschutz der Polizei unter 8700 entgegen.
Als Hanna Röhlinger vor über einem Jahr für den Masterstudiengang Medienkulturanalyse an die Heinrich-Heine-Universität gelang, war sie zunächst enttäuscht. Jedoch bezog sich diese Enttäuschung nicht auf den Campus oder die Stadt. Enttäuscht war Röhlinger viel mehr vom studentischen Zusammenleben, welches sie während ihres Bachelor-Studiums in Siegen als gemeinschaftlicher in Erinnerung hatte. „Anfangs weiß man als Neuling in der Stadt gar nicht, wo man hingehen kann oder was es hier alles für coole Veranstaltungen in der Stadt gibt“, sagt die 26-Jährige. Das liege vor allem an dem Ruf, der Düsseldorf als Pendleruniversität abstempele.„Wenn der Großteil gar nicht in der Stadt oder in der Nähe des Campus wohnt, kommt eben keine studentische Gemeinschaft zustande.
Einigen Kommilitonen, die aus anderen Teilen Deutschlands nach Düsseldorf gezogen waren, ging es ebenfalls so. Zwar gibt es mit dem Hochschulradio bereits eine studentische Plattform, die über Events und Campus-Neuigkeiten informiert – Röhlinger und ihre Kommilitonen waren sich aber einig, dass so etwas auch in visueller Form geben sollte. Passend dazu sah ihr Studienverlaufsplan ohnehin die Gründung eines Teamprojekts vor. Inzwischen feiert „CampusTV“sein einjähriges Bestehen. Drei Folgen sind bereits erschienen.
„Ein Fernseh-Magazin von Studenten für Studenten mit Themen rund um das Studenten-Leben, oder
was junge Menschen in Düsseldorf sonst so interessiert“, erklärt Röhlinger. Dabei sind die Themen nicht zentriert auf die Heine-Universität, sondern umfassen alle Hochschulen Düsseldorfs. Jede Folge besteht aus mehreren kleinen Beiträgen, die entweder über vergangene Events wie das Campus-Filmfest und den jährlichen Rundgang in der Kunstakademie berichten, oder aktuelle Themen näher beleuchten. Ergänzt werden die 20-minütigen Folgen schließlich noch durch die kleine Rubrik „Ich hab keine Zeit für..“, welche meist parodierende Zusammenfassungen von klassisch-studentischen Lernwerken wie Effi Briest darstellen.
Dass die Aufnahmen und der Schnitt schon so professionell wirken, kommt dabei nicht von ungefähr. Das Hochschulradio nahm ihre neuen Kollegen unter die Fittiche und unterstütze sie mit Ausrüstung und Tipps für die redaktionelle Arbeit. Zudem konnten die Meisten von Röhlingers Kollegen bereits Praktika in verschiedenen Medienanstalten sammeln. Einer der Gründungsmitglieder ist sogar schon ausgebildeter Kameramann.
Die Gründer von„CampusTV“gehören damit aber eher zu den Ausnahmen ihres Studienganges.„Viele geisteswissenschaftliche Studiengänge beinhalten viel zu wenig praktische Elemente. Die braucht man aber oft als Vorerfahrung, um in die Medienbranche zu kommen“, sagt Julia Koch. „CampusTV“bieten dabei genau wie das Hochschulradio eine Möglichkeit, diese Referenzen zu sammeln.
Nicht nur für Claudia Karmann, die einen Medienberuf ergreifen möchte, sind diese Erfahrungen wichtig. „Am Anfang habe ich noch so viele Fehler gemacht, weil ich einfach nervös vor der Kamera wurde. Das passiert mir inzwischen nicht mehr“, sagt die 20-Jährige.
Durch die vielen, mehrstündigen Redaktionssitzungen während der Freizeit fanden die Studenten aber auch etwas, was sie zuvor noch vermisst hatten.„Wenn man sich so oft trifft, wächst man schnell als Gemeinschaft zusammen und schließt Freundschaften“, erklärt Röhlinger. Wenn sie im Laufe des Jahres nun ihren Master beendet, macht sie sich keine Sorgen um den Fortbestand der Sendung. Was einst als universitäres Projekt begann, ist für viele Redaktionsmitglieder eine Herzensangelegenheit geworden.