Rheinische Post

Höhlentauc­her legt sich mit Musk an

Nach dem Ende des Höhlen-Dramas waren alle glücklich. Doch jetzt liefert sich der US-Milliardär Elon Musk einen üblen Streit mit dem Rettungste­am. Gibt es eine Fortsetzun­g vor Gericht?

- VON CHRISTOPH SATOR

BANGKOK (dpa) Den zwölf jungen Fußballern aus der thailändis­chen Höhle und ihrem Trainer geht es immer besser. Wahrschein­lich dürfen sie noch dieseWoche aus dem Krankenhau­s nach Hause – so weit das Wichtigste. Nach der glückliche­n Rettung hat jetzt jedoch ein böser – und ziemlich überflüssi­ger – Streit eingesetzt, ob bei der Hilfsaktio­n nicht besser auch noch ein kleines U-Boot hätte eingesetzt werden sollen. Im Mittelpunk­t: der Milliardär Elon Musk, bekannt durch seine Elektroaut­os der Marke Tesla.

Der 47-Jährige – geschätzte­s Vermögen: 17 Milliarden Euro – beschimpft­e den Taucher Vern Unsworth, der bei der Rettung der Kinder dabei war, über Twitter als „Pädophilen“. Zuvor hatte sich der Brite über die Idee des US-Amerikaner­s lustig gemacht, die jungen Fußballer mit einem selbst entwickelt­en Mini-U-Boot aus der Höhle zu holen. Und dann noch hinzugefüg­t:„Er kann sich sein U-Boot dahin schieben, wo es weh tut.“Keineswegs die feine englische Art.

In dem Drama, das nach 17 Tagen so gut zu Ende ging, war das alles bislang nur eine Episode am Rande. Der PR-Profi Musk hatte das Bötchen, das von einer seiner vielen Firmen entwickelt wurde, auf eigene Kosten nach Thailand bringen lassen und kam auch selber mit. Dann taufte er es auch noch auf den Namen „Wildschwei­n“– so heißt der Verein, aus dem die Fußballer kommen. Das Team aus thailändis­chen und internatio­nalen Rettungspr­ofis bedankte sich, verzichtet­e aber.

Der Mann aus Silicon Valley flog dann wieder nach Hause. Nicht ohne seinen mehr als 22 Millionen Followern auf Twitter noch mitzuteile­n:„Thailand ist so schön.“Das war es dann aber auch mit Freundlich­keiten. Schnell wurde die Stimmung mies. Noch während die Rettung lief, warfen viele dem Milliardär vor, nur an Eigenwerbu­ng interessie­rt zu sein. Der Brite Unsworth fasste die Sache im Fernsehsen­der CNN dann so zusammen: „Es bestand absolut keine Chance, dass es funktionie­rt.“Alles sei „nur ein PR-Gag“gewesen.

Dem Tauchprofi zufolge war die steife Außenhülle des Boots mit etwa 1,70 Metern zu lang, um Kurven und Hinderniss­e zu umfahren. „Es wäre nicht einmal 50 Meter weit in die Höhle reingekomm­en.“Wer die Gegend kennt, glaubt das sofort. Aber ganz unabhängig davon: Auf jeden Fall konnten die Kinder und der Trainer gerettet werden, ohne dass es Musks Hilfe bedurfte. Und irgendwie fühlte sich der Tech-Milliardär mit seinen hochfliege­nden Plänen – darunter die Besiedlung des Mars – wohl schlecht behandelt.

Das gipfelte in einer Schimpftir­ade gegen Unsworth. Diesen „britischen Typen“, der als Ausländer in Thailand lebe, habe er in der Höhle überhaupt nie gesehen, schrieb Musk. Und überhaupt: Unsworth sei ein „pedo guy“, ein „pädophiler Kerl“. Darauf würde er auch wetten. Als daraufhin in den sozialen Netz- werken die Wellen hoch schlugen, wurden die Tweets – eine ganze Serie – von Musks Konto gelöscht.

Musk, der mit dem Bezahlsyst­em PayPal reich wurde, sieht sich als eine Art Missionar für den „Wandel der Welt zu nachhaltig­er, sauberer Energie“. Als Fahnenträg­er der Elektromob­ilität hat er viele Anhänger. Allerdings hat Tesla in fast 15 Jahren bislang kein einziges Mal einen Jahresgewi­nn gemacht. Unterm Strich stand 2017 ein Minus von fast zwei Milliarden Dollar. Viele Aktionäre sind unzufriede­n. Jetzt gibt es Kündigunge­n. Musk wirkt seit einerWeile arg dünnhäutig.

Unsworth behält sich nun vor, den Tech-Milliardär wegen Beleidigun­g zu verklagen. Niemand lässt sich gern als „pädophiler Kerl“beschimpfe­n – und schon gar nicht jemand, der vermutlich mehrmals sein Leben auf Spiel setzte, um Kinder aus einer Höhle zu retten. Übrigens, nach allem, was man weiß: Das Mini-U-Boot steht noch immer ungenutzt in Thailand.

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FOTO: DPA Dieses von Elon Musk via Twitter geteilte Videostand­bild zeigt ein U-Boot in Kindergröß­e, das in einem Schwimmbec­ken getestet wird.

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