Kahlschlag am Fürstenplatz
Anwohner und Bezirkspolitik rätseln, warum so viele Sträucher und Büsche rund um den Platz in Friedrichstadt entfernt wurden.
FRIEDRICHSTADT Ein riesiges Loch klafft vor dem Zaun am Fürstenplatz, selten hat man so gut auf den dahinter liegenden Bolzplatz schauen können. Plötzlich sind viele Sträucher weg gewesen, darunter Weiß-, Rotdorn und Holunder, wie Bastian Ruppik sagt, der sich über die Fällaktion maßlos ärgert. Er hatte schon Kontakt mit Anwohnern des Platzes in Friedrichstadt. „Man sieht noch die Stümpfe“, sagt Ruppik, der grob gezählt hat, wie viele Pflanzen weggekommen sind. „20 bis 25 ökologisch relevante Busch- und Strauchgewächse mit einem Stammdurchmesser bis zu zwölf Zentimeter“, betont Ruppik. Es ist licht geworden. Ursula Struwe zum Beispiel ist Anwohnerin des Fürstenplatzes. „Es ist jetzt so laut wie in einem Freibad“, sagt sie. Kinder müssten Toben und Krach machen dürfen, „durch die Büsche war der Lärm immer gedämmt“, sagt Struwe. Auch für die verbliebenen Bäume gebe es Nachteile, so Ruppik, in der aktuellen Hitzeperiode würden diese noch mehr leiden. „Weil der Boden nun stärkerer Sonneneinstrahlung ausgeliefert ist und damit Hitze und Tro- ckenheit“, sagt Bastian Ruppik, der schon einige Gerüchte gehört hat, „zum Beispiel, dass das Gartenamt überhaupt nichts von der Fällaktion wusste“.
Das Gerücht ist auch bei Dieter Sawalies (Die Linke) aus der Bezirksvertretung 3 angekommen, der ebenfalls betroffener Anwohner ist. Telefonate soll es gegeben haben mit dem Gartenamt, „das über die radikale Beseitigung der Büsche nichts wusste“, so Sawalies, der deutliche Worte findet: „Das Gartenamt wird zum Baumfäller-Amt, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Abstimmung mit der Bezirksvertretung, ohne Rücksicht auf den Naturschutz.“Dass bestenfalls die zuständigen Fachämter nichts davon wussten, zeige, welche Konsequenzen es habe,„wenn nicht mehr städtische Arbeiter und Firmen amWerk sind“, sagt Sawalies.
Wie ein Stadtsprecher mitteilt, soll das Amt für Verkehrsmanagement die Arbeiten beauftragt haben, das gehalten ist, „Straßen und Gehwege einschließlich Grünanlagen zu erhalten“, sagt der Sprecher. Jeder Schnitt an Grünanlagen sei gut überlegt.„Am Fürstenplatz blieb den Mitarbeitern nur der massive Rückschnitt zur Gefahrenabwehr am benachbarten Spielplatz. Am Rand der Grünfläche hatten sich Ratten ausgebreitet.“Im Amt für Verkehrsmanagement geht man davon aus, dass sich die Vegetation innerhalb der nächsten zwei Jahre erholt hat.
BÜRGERMONITOR
Thorsten Graeßner von den Grünen, der ebenfalls „genervt ist, dass wahrscheinlich ein Subunternehmen der Stadt alle Büsche rund um den Fürstenplatz gerodet hat“, bemängelt die fehlende Information von Seiten der Stadt. Er fordert, „dass endlich die angekündigten Baumbanderolen kommen und damit vier Wochen vor Fällung auf die Entfernung eines Baumes hingewiesen wird“, so Graeßner. Auch der Grund der Fällung sollte bekanntgegeben werden, findet der Stadtteilpolitiker, der sich wünscht, dass die Stadt bei diesen Temperaturen unbürokratisch ein Sonderprogramm zur Bewässerung der nach Ela gepflanzten Jungbäume auflegt. „Denn neue Bäume wie an der Halskestraße geben nach kurzer Zeit ihren Geist auf“, erzählt Ursula Struwe.