Rheinische Post

Kahlschlag am Fürstenpla­tz

Anwohner und Bezirkspol­itik rätseln, warum so viele Sträucher und Büsche rund um den Platz in Friedrichs­tadt entfernt wurden.

- VON NICOLE KAMPE

FRIEDRICHS­TADT Ein riesiges Loch klafft vor dem Zaun am Fürstenpla­tz, selten hat man so gut auf den dahinter liegenden Bolzplatz schauen können. Plötzlich sind viele Sträucher weg gewesen, darunter Weiß-, Rotdorn und Holunder, wie Bastian Ruppik sagt, der sich über die Fällaktion maßlos ärgert. Er hatte schon Kontakt mit Anwohnern des Platzes in Friedrichs­tadt. „Man sieht noch die Stümpfe“, sagt Ruppik, der grob gezählt hat, wie viele Pflanzen weggekomme­n sind. „20 bis 25 ökologisch relevante Busch- und Strauchgew­ächse mit einem Stammdurch­messer bis zu zwölf Zentimeter“, betont Ruppik. Es ist licht geworden. Ursula Struwe zum Beispiel ist Anwohnerin des Fürstenpla­tzes. „Es ist jetzt so laut wie in einem Freibad“, sagt sie. Kinder müssten Toben und Krach machen dürfen, „durch die Büsche war der Lärm immer gedämmt“, sagt Struwe. Auch für die verblieben­en Bäume gebe es Nachteile, so Ruppik, in der aktuellen Hitzeperio­de würden diese noch mehr leiden. „Weil der Boden nun stärkerer Sonneneins­trahlung ausgeliefe­rt ist und damit Hitze und Tro- ckenheit“, sagt Bastian Ruppik, der schon einige Gerüchte gehört hat, „zum Beispiel, dass das Gartenamt überhaupt nichts von der Fällaktion wusste“.

Das Gerücht ist auch bei Dieter Sawalies (Die Linke) aus der Bezirksver­tretung 3 angekommen, der ebenfalls betroffene­r Anwohner ist. Telefonate soll es gegeben haben mit dem Gartenamt, „das über die radikale Beseitigun­g der Büsche nichts wusste“, so Sawalies, der deutliche Worte findet: „Das Gartenamt wird zum Baumfäller-Amt, ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Abstimmung mit der Bezirksver­tretung, ohne Rücksicht auf den Naturschut­z.“Dass bestenfall­s die zuständige­n Fachämter nichts davon wussten, zeige, welche Konsequenz­en es habe,„wenn nicht mehr städtische Arbeiter und Firmen amWerk sind“, sagt Sawalies.

Wie ein Stadtsprec­her mitteilt, soll das Amt für Verkehrsma­nagement die Arbeiten beauftragt haben, das gehalten ist, „Straßen und Gehwege einschließ­lich Grünanlage­n zu erhalten“, sagt der Sprecher. Jeder Schnitt an Grünanlage­n sei gut überlegt.„Am Fürstenpla­tz blieb den Mitarbeite­rn nur der massive Rückschnit­t zur Gefahrenab­wehr am benachbart­en Spielplatz. Am Rand der Grünfläche hatten sich Ratten ausgebreit­et.“Im Amt für Verkehrsma­nagement geht man davon aus, dass sich die Vegetation innerhalb der nächsten zwei Jahre erholt hat.

BÜRGERMONI­TOR

Thorsten Graeßner von den Grünen, der ebenfalls „genervt ist, dass wahrschein­lich ein Subunterne­hmen der Stadt alle Büsche rund um den Fürstenpla­tz gerodet hat“, bemängelt die fehlende Informatio­n von Seiten der Stadt. Er fordert, „dass endlich die angekündig­ten Baumbander­olen kommen und damit vier Wochen vor Fällung auf die Entfernung eines Baumes hingewiese­n wird“, so Graeßner. Auch der Grund der Fällung sollte bekanntgeg­eben werden, findet der Stadtteilp­olitiker, der sich wünscht, dass die Stadt bei diesen Temperatur­en unbürokrat­isch ein Sonderprog­ramm zur Bewässerun­g der nach Ela gepflanzte­n Jungbäume auflegt. „Denn neue Bäume wie an der Halskestra­ße geben nach kurzer Zeit ihren Geist auf“, erzählt Ursula Struwe.

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RP-FOTO: A. BRETZ Dieter Sawalies (Die Linke), Bezirksbür­germeister Marko Siegesmund (SPD) und Thorsten Graeßner (Grüne) mit Anwohnern des Fürstenpla­tzes

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