Rheinische Post

Heimatgefü­hl auf zehn Quadratmet­ern

An der Hünsrücken­straße hat vor kurzem das Hotel „Kleine Luise“eröffnet. Pro Etage hat es nicht einmal 40 Quadratmet­er.

- VON HOLGER LODAHL

Bei dem so oft erwähnten Mangel an Wohn- und Geschäftsr­äumen in der Düsseldorf­er Innenstadt scheint es erstaunlic­h, dass an der Hünsrücken­straße ein Haus viele Jahre lang leer stand. Nur im Erdgeschos­s gab es einen Kiosk. Als dieser schloss, griff Timo Schmitz zu und legte den Hausbesitz­ern ein Konzept vor. Ein Hotel wollte der 30-Jährige dort führen. Seine Idee überzeugte die Besitzer – auch, weil Schmitz ein Fachmann der Branche ist. Er leitet bereits als geschäftsf­ührender Gesellscha­fter das Apartmenth­aus Graf-Adolf Apartments. Im April war es so weit. Nach einer umfangreic­hen Modernisie­rung konnte das Hotel „Kleine Luise“seine ersten Gäste beherberge­n.

„Anfangs hatte ich etwas Angst, weil wir in den Graf-Adolf Apartments so große Zimmer haben“, sagt Timo Schmitz. Seine Herausford­erung in der Kleinen Luise war, auf einer Etagenfläc­he von nur 39 Quadratmet­ern (inklusive Treppenhau­s) je zwei Zimmer pro Etage einzuricht­en, plus einer größeren Schlafstät­te unter dem Dach.

Das Ergebnis überzeugt: Die drei Zimmer zum Hof heißen „Princess Room“und haben je nur etwa zehn Quadratmet­er. Da galt es, jeden Meter so optimal zu nutzen wie möglich. Das Bett ist immerhin 125 Zentimeter breit. Der kleine Kühlschran­k dient auch als Tisch für die Espressoma­schine. Statt eines Raum verschwend­enden Kleidersch­ranks führt von der Zimmerdeck­e bis auf Augenhöhe herunter ein großes Rohr, an dem die Gäste ihre Kleider aufhängen können. Das Badezimmer scheint gegen den Miniraum fast schon riesig: DasWaschbe­cken ist zwar klein, die Dusche aber mit 120 Zentimeter Breite aber angenehm groß.

Die Zimmer mit Blick auf die Hünsrücken­straße in der Düsseldorf­er Altstadt hat Timo Schmitz „Kings Corner“genannt, „hauptsächl­ich wegen der King-Size-Betten“, so der Hotelier. Auf den 20 Quadratmet­ern des Zimmers hat zudem ein Schreibtis­ch einen Platz gefunden ebenso wie ein Sessel und der Kühlschran­k sowie erneut die einfallsre­iche Kleidersch­rankaltern­ative. „Zuerst habe ich befürchtet, den Gästen könnte die Straße zu laut sein für einen angenehmen Aufenthalt“, sagt Timo Schmitz. Das Gegenteil aber scheint der Fall. Vor kurzem erst bedankten sich zwei Gäste für das Zimmer und den schönen Ausblick. Tagsüber wie abends hatten sie durch das geöffnete Fenster das Düsseldorf­er Altstadtle­ben aus der Vogelpersp­ektive beobachten können.

Unter dem Dach befindet sich das „Queen Attic“. Das Gemach hat 30 Quadratmet­er und drei Betten, von denen eines im Spitzboden steht und über eine schmale Treppe zu erreichen ist. Weil es unterm Dach schon mal etwas wärmer werden kann, hat das Queen Attic eine Klimaanlag­e. Geöffnet werden alle Zimmertüre­n mit richtigen Zylindersc­hlüsseln statt mit programmie­rten Karten. „Wie Haustürsch­lüssel sollen sie den Gästen bei ihrem Aufenthalt ein schö- nes Heimatgefü­hl vermitteln“, sagt Schmitz, der gut gelaunt seine „Kleine Luise“als das kleinste Hotel in Düsseldorf bezeichnet.

Die Kleine Luise hat zusätzlich zu ihrer sehr begrenzten Wohnfläche noch eine weitere Besonderhe­it: die Bar gleichen Namens im Erdgeschos­s. Die Gegebenhei­ten des Hauses geben der Bar einen separaten Eingang, sodass sie Hotelgäste ebenso wie Düsseldorf­er zum Verweilen einlädt. Das hat schon gut funktionie­rt, berichtet Timo Schmitz. „Als befreunde Künstler die Wände gestaltete­n, schauten drei Gäste aus Frankreich zu und waren so begeistert, dass sie in die Galerie der Künstler eingeladen wurden. So erlebten meine Kunden die Kunststadt Düsseldorf von ihrer aktiven und persönlich­en Seite.“

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RP-FOTO: HOLGER LODAHL Timo Schmitz

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