Badeaufsicht warnt Nichtschwimmer
In NRW sind in diesem Jahr bisher sechs Menschen in Seen, Flüssen und Bädern ertrunken. Allein am Kaarster See sind zwei Personen gestorben. Dabei gilt das Gewässer wegen des flach abfallenden Ufers eigentlich als sicher.
Der Strand eins am Kaarster See ist am Montagnachmittag gesperrt. „Die Badeaufsicht hat ihn geschlossen“, sagt die Frau, die am Eingang an der Kasse sitzt. „Wir haben heute dafür kein Aufsichtspersonal“, erklärt sie. Dafür sei aber der Strand zwei offen. Das sei ohnehin der Hauptstrand des Freibades. Und dort sei auch am Sonntag der Junge ertrunken. Mehr möchte sie aber nicht zu dem Unglück sagen, bei dem ein 19-Jähriger aus Rumänien sein Leben verloren hat. Er ist bereits der zweite Badetote im Kaarster See in diesem Sommer. Zuvor ist dort schon ein Vierjähriger ertrunken.
Die Unglücksfälle schrecken die anderen Badegäste offenbar nicht ab. Am ersten Ferientag in Nordrhein-Westfalen ist der Kaarster See gut besucht. Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad sind Hunderte zum Baden gekommen. Ein Parkplatz ist schon am frühen Nachmittag wegen Überfüllung geschlossen. Sorge oder gar Angst, ins Wasser zu gehen, hat niemand der Gäste. „Wir kommen hier schon seit Jahren hin. Wir fühlen uns sicher, und uns oder Freunden ist auch noch nie etwas passiert“, sagen die 21 Jahre alten Studentinnen Miriam und Julia. Außerdem seien ja Rettungsschwimmer anwesend, die im Notfall eingreifen würden, sagen die beiden Freundinnen.
Am Kaarster See sitzen die Rettungsschwimmer erhöht in kleinen Holztürmchen. Von dort aus haben sie den See gut im Blick. Zu den Umständen des Unglücks am Sonntag könnten die Aufseher nichts sagen. Ob der 19-Jährige Nichtschwimmer gewesen sei, wüssten sie nicht.
Landesweit hat es in diesem Jahr schon mindestens sechs tödliche Badeunfälle gegeben. Neben den beiden Opfern in Kaarst ist im Rhein Kreis Neuss in einem anderen Baggerloch ein weiterer junger Mann ertrunken. Im Rursee in der Eifel ist ein Mann aus Indien gestorben. Und in der Ruhr ist eine 69 Jahre alte Frau untergegangen. Und ebenfalls am vergangenen Sonntag ist in Oberhausen in einem Schwimmbad ein 19-Jähriger ums Leben gekommen. ZumVergleich: 2017 sind in NRW 55 Menschen in Gewässern ertrunken, im Jahr zuvor 76.
Nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) unterschätzten viele ihre Schwimmfähigkeit. Manche gingen auch ins Wasser, obwohl sie nicht schwimmen könnten. In den beiden vergangenen Jahren sind unter den Todesopfern viele Flüchtlinge gewesen. Der Grund: Viele von ihnen sind Nichtschwimmer gewesen. Mit Zeichnungen und mehrsprachigen Regeln warnen deshalb viele Schwimmbäder Flüchtlinge vor den Gefahren des Wassers. Sie weisen darin unter anderem auf unterschiedliche Wassertiefen hin.
Die Rettungsschwimmer sind wegen der derzeit anhaltenden hohen Temperaturen in erhöhter Alarmbereitschaft und gehen jedem Hinweis sofort nach. So auch am Montagnachmittag in Düsseldorf, wo kurzzeitig nach zwei Kindern im Rhein gesucht worden ist. Sie sind aber von sich aus wieder an Land gegangen. Bei den Strömungen im Rhein kann der Sog so stark wirken, dass er selbst geübte Schwimmer bis auf den Grund zieht. Die Strömungen sind meist nicht zu erkennen. Wellen von Schiffen können imWasser stehende Menschen umwerfen. Daher soll man eigentlich nicht im Rhein schwimmen gehen.
Landesweit gibt es Hunderte Seen und Flüsse, in denen die Menschen baden gehen. Viele sind beaufsichtigt, in anderen ist das Baden offiziell verboten. Der Kaarster See gilt eigentlich wegen des flach abfallenden Ufers als sicher und familienfreundlich.