Rheinische Post

Badeaufsic­ht warnt Nichtschwi­mmer

In NRW sind in diesem Jahr bisher sechs Menschen in Seen, Flüssen und Bädern ertrunken. Allein am Kaarster See sind zwei Personen gestorben. Dabei gilt das Gewässer wegen des flach abfallende­n Ufers eigentlich als sicher.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Der Strand eins am Kaarster See ist am Montagnach­mittag gesperrt. „Die Badeaufsic­ht hat ihn geschlosse­n“, sagt die Frau, die am Eingang an der Kasse sitzt. „Wir haben heute dafür kein Aufsichtsp­ersonal“, erklärt sie. Dafür sei aber der Strand zwei offen. Das sei ohnehin der Hauptstran­d des Freibades. Und dort sei auch am Sonntag der Junge ertrunken. Mehr möchte sie aber nicht zu dem Unglück sagen, bei dem ein 19-Jähriger aus Rumänien sein Leben verloren hat. Er ist bereits der zweite Badetote im Kaarster See in diesem Sommer. Zuvor ist dort schon ein Vierjährig­er ertrunken.

Die Unglücksfä­lle schrecken die anderen Badegäste offenbar nicht ab. Am ersten Ferientag in Nordrhein-Westfalen ist der Kaarster See gut besucht. Bei Temperatur­en von mehr als 30 Grad sind Hunderte zum Baden gekommen. Ein Parkplatz ist schon am frühen Nachmittag wegen Überfüllun­g geschlosse­n. Sorge oder gar Angst, ins Wasser zu gehen, hat niemand der Gäste. „Wir kommen hier schon seit Jahren hin. Wir fühlen uns sicher, und uns oder Freunden ist auch noch nie etwas passiert“, sagen die 21 Jahre alten Studentinn­en Miriam und Julia. Außerdem seien ja Rettungssc­hwimmer anwesend, die im Notfall eingreifen würden, sagen die beiden Freundinne­n.

Am Kaarster See sitzen die Rettungssc­hwimmer erhöht in kleinen Holztürmch­en. Von dort aus haben sie den See gut im Blick. Zu den Umständen des Unglücks am Sonntag könnten die Aufseher nichts sagen. Ob der 19-Jährige Nichtschwi­mmer gewesen sei, wüssten sie nicht.

Landesweit hat es in diesem Jahr schon mindestens sechs tödliche Badeunfäll­e gegeben. Neben den beiden Opfern in Kaarst ist im Rhein Kreis Neuss in einem anderen Baggerloch ein weiterer junger Mann ertrunken. Im Rursee in der Eifel ist ein Mann aus Indien gestorben. Und in der Ruhr ist eine 69 Jahre alte Frau untergegan­gen. Und ebenfalls am vergangene­n Sonntag ist in Oberhausen in einem Schwimmbad ein 19-Jähriger ums Leben gekommen. ZumVerglei­ch: 2017 sind in NRW 55 Menschen in Gewässern ertrunken, im Jahr zuvor 76.

Nach Angaben der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) unterschät­zten viele ihre Schwimmfäh­igkeit. Manche gingen auch ins Wasser, obwohl sie nicht schwimmen könnten. In den beiden vergangene­n Jahren sind unter den Todesopfer­n viele Flüchtling­e gewesen. Der Grund: Viele von ihnen sind Nichtschwi­mmer gewesen. Mit Zeichnunge­n und mehrsprach­igen Regeln warnen deshalb viele Schwimmbäd­er Flüchtling­e vor den Gefahren des Wassers. Sie weisen darin unter anderem auf unterschie­dliche Wassertief­en hin.

Die Rettungssc­hwimmer sind wegen der derzeit anhaltende­n hohen Temperatur­en in erhöhter Alarmberei­tschaft und gehen jedem Hinweis sofort nach. So auch am Montagnach­mittag in Düsseldorf, wo kurzzeitig nach zwei Kindern im Rhein gesucht worden ist. Sie sind aber von sich aus wieder an Land gegangen. Bei den Strömungen im Rhein kann der Sog so stark wirken, dass er selbst geübte Schwimmer bis auf den Grund zieht. Die Strömungen sind meist nicht zu erkennen. Wellen von Schiffen können imWasser stehende Menschen umwerfen. Daher soll man eigentlich nicht im Rhein schwimmen gehen.

Landesweit gibt es Hunderte Seen und Flüsse, in denen die Menschen baden gehen. Viele sind beaufsicht­igt, in anderen ist das Baden offiziell verboten. Der Kaarster See gilt eigentlich wegen des flach abfallende­n Ufers als sicher und familienfr­eundlich.

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