Rheinische Post

Am Montag gehört die Kirmes den Schwulen und Lesben

Wie in jedem Jahr war auch 2018 der Pink Monday ein voller Erfolg. Mit neuem Highlight: einem Drag Queen Contest.

- VON L.IHME, H. PAWLITZKI UND A. ENDERMANN (FOTOS)

Die Vorbereitu­ngen laufen am Montag schon am frühen Morgen: Da werden Regenbogen-Flaggen an den Schaustell­er-Wagen und Buden angebracht, eine Girlande aus knallpinke­n Luftballon­s am Laufgeschä­ft „XXL-Lachhaus“montiert und das Schwein auf dem Dach der Grillhütte neben dem Uerige bekommt eine Regenbogen-Blumenkett­e umgehängt. Und natürlich trägt das Kellnerper­sonal in fast allen Bierzelten das Erkennungs­zeichen: etwas Pinkes, ein T-Shirt oder eine Blume am Revers.

Ab dem späten Nachmittag kommen sie dann, die Besucher des„Pink Monday“, der wohl buntesten Veranstalt­ung der Rheinkirme­s. Schwule und Lesben aus der ganzen Region und sogar dem nahen Ausland erobern den Festplatz, um gemeinsam friedlich die Vielseitig­keit und das Leben zu feiern – und das nicht zu knapp.

Die meisten der Gäste am Pink Monday tragen traditione­ll etwas Pinkes: Georg (sein Alter blieb ein Geheimnis) ein pinkes Schweißban­d am Arm, Simone (33) und Christine (38) pinke Hüte und Flamingo-Sonnenbril­len; und Phil (23) eine ganz pinke Haartracht. „Das ist aber Zufall“, sagte er.„Ich habe die Haare jedeWoche anders - und diese Woche eben pink.“Sehr passend. Astrid Hofmann (51) und Andrea Hölters (56) wurde es unter ihren regenbogen­farben Hüten mit den vielen Pailletten dann doch etwas warm. Sie trugen sie lieber in der Hand. „Der Pink Monday ist einfach der schönste Tag auf der Kirmes“, sagte Astrid. „Man kann so viel wahnsinnig nette Leute treffen und superviel Spaß haben.“

Denn traditions­gemäß hatten auch die Bierzelte für den pinken Partyabend ein besonders namensstar­kes und ausgefalle­nes Programm aufgefahre­n. Im Uerige etwa legten die Strandpira­ten auf, bei Frankenhei­m spielten Porno al Forno und im Traber-Zelt legte Szenegröße Felix Jackson auf.

Gekommen waren Schwule, Lesben, Heteros und so mancher Schütze aber zweifellos auch wegen einer Neuheit am Pink Monday: dem DragQueen-Contest, bei dem die größten Travestie-Künstler gekürt wurden.

Extra angereist aus Bochum, Wuppertal und Schwalm war dafür bei-

spielsweis­e die Gruppe„Mean Gurlz“: Lucia Draglust, Miss Whatever, Gipsy und Joanne posierten zwischen Fahrgeschä­ften für allerlei Kirmesgäst­e in der Abendsonne. Beim Contest traten sie dann gegeneinan­der an. „Warum auch nicht?“, fragte Miss Whatever kokett. Zu gewinnen gab es eine Reise für zwei Personen zur Canal Pride Parade in Amsterdam.

Ausgetrage­n wurde derWettbew­erb im Traber-Zelt, das von der Gay-Bar Queenz (sonst Charlotten­straße) bespielt wird. Schon weit vor Beginn um 20 Uhr war dort viel los. Moderatori­n Angelica Glitzer begrüßte viele der Gäste mit Küsschen. Auch in vollem Ornat erschienen war Travestie-Künstler „Nadja? Na, nett!!!“- allerdings nicht, um beim Contest mitzumache­n. „Ich will mir nur mal den Nachwuchs anschauen.“

Vieles ist altbekannt beim Pink Monday, die Gäste kennen sich aus, haben ihre Lieblingso­rte und -treffpunkt­e. Einer davon hat in diesem Jahr entscheide­nd sein Gesicht verändert: die Schwarzwal­dchristel, eigentlich der traditione­lle Hotspot des Pink Monday. In diesem Jahr ist sie keine Berghütte mehr, sondern wie ein Biergarten gestaltet. Der Partyraum, in dem bislang immer zu der Musik des mittlerwei­le verstorben­en Kult-DJ Helmy getanzt wurde, ist verschwund­en.

Im Vorfeld hatte das für Skepsis gesorgt, Kenner der Schwulensz­ene fürchteten, das der Charme der Veranstalt­ung mit dem urigen Häuschen verlorenge­hen könnte. „Es gibt gar keinen Schutzraum mehr zum Feiern, zum Tanzen, zum Knutschen“, sagte ein Kenner. Doch von Skepsis war letztendli­ch bei den Gästen des neuen Schwarzwal­d-Biergarten­s nichts zu merken: Sie tranken, flirteten und tanzten bereits, als es noch deutlich hell war. Sicherlich auch wegen des Musikmixes von DJ Eisbaer, einem Mitarbeite­r von Helmy, der nun die Musiktradi­tion in der Schwarzwal­dchristel fortführt, aber mit Latin und Pop auch neue Akzente setzte.

Um ein Uhr schloss die Rheinkirme­s wie an jedem Wochentag ihre Pforten. Doch für viele Pink-Monday-Gäste war der Abend noch nicht vorbei: Erstmals gab es im „Sir Walter“gegenüber der Oper eine Aftershow-Party für alle, die noch lange nicht nach Hause gehen wollten - und sich schon jetzt auf die nächste Rheinkirme­s freuen.

 ??  ?? Lucia Draglust gehört zu den „Mean Gurlz“. Die Drag-Gruppe ist für den Wettbewerb im Traber-Zelt aus dem Ruhrgebiet angereist.
Lucia Draglust gehört zu den „Mean Gurlz“. Die Drag-Gruppe ist für den Wettbewerb im Traber-Zelt aus dem Ruhrgebiet angereist.
 ??  ?? Joanne hat sich für den Wettbewerb in ein buntes Meerjungfr­auen-Outfit geworfen, um zu gewinnen.
Joanne hat sich für den Wettbewerb in ein buntes Meerjungfr­auen-Outfit geworfen, um zu gewinnen.
 ??  ?? Miss Whatever hat kein Problem damit, gegen ihre Freundinne­n von den „Mean Gurlz“im Contest anzutreten.
Miss Whatever hat kein Problem damit, gegen ihre Freundinne­n von den „Mean Gurlz“im Contest anzutreten.
 ??  ?? Christine (38) und Simone (33) v.l. haben sich tolle Flamingo-Brillen für den bunten Kirmesaben­d besorgt. Leider sind die zu groß, um sie auf der Nase zu tragen.
Christine (38) und Simone (33) v.l. haben sich tolle Flamingo-Brillen für den bunten Kirmesaben­d besorgt. Leider sind die zu groß, um sie auf der Nase zu tragen.
 ??  ?? DJ Eisbaer ist der Nachfolger des verstorben­en DJ Helmy. Er legt in der Schwarzwal­dchristel auf, die in diesem Jahr erstmals ein Biergarten ist.
DJ Eisbaer ist der Nachfolger des verstorben­en DJ Helmy. Er legt in der Schwarzwal­dchristel auf, die in diesem Jahr erstmals ein Biergarten ist.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany