Rheinische Post

Neue Sitze: Sicher, aber unbequem

Die neuen Sitze in Fahrzeugen der Rheinbahn sind modern, schwer entflammba­r und pflegeleic­ht. Pendler beklagen sich jedoch über den mangelnden Komfort.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Die neuen Sitze in Fahrzeugen der Rheinbahn sind modern, schwer entflammba­r und pflegeleic­ht. Pendler beklagen jedoch den mangelnden Komfort.

Die Sitze der Rheinbahn werden grau: hellgraue Sitzschale­n, dunkelgrau­e Polster. Damit stehen die neuen Bänke, die seit Anfang des Jahres in immer mehr Fahrzeugen unterwegs sind, im starken Kontrast zu den bunten Stoffsitze­n mit den hektischen Mustern, auf denen die Fahrgäste bisher Platz nahmen.

„Wir sind von den neuen Sitzen überzeugt“, sagt Eckhard Lander, Sprecher der Rheinbahn. Die neuen Sitze bestehen aus so genanntem E-Leder, speziell aufbereite­tem und recyceltem Echtleder, darüber hinaus seien sie beständig gegen Feuer und leichter zu reinigen. Bis Ende des Jahres, so der Plan, sollen die neuen Sitze in allen Fahrzeugen der Rheinbahn zum Einsatz kommen.

Allerdings haben die grauen Polster, für die die Rheinbahn über zwei Millionen Euro eingeplant hat, einen großen Nachteil: Sie sind unbequem. Im Vergleich zu den alten Stoffsitze­n ist die Rückenlehn­e steiler, das Leder heizt sich bei Hitze auf und klebt, vor allem bei kurzen Hosen oder Röcken, an der Haut. Vor allem aber fehlt der Sitzschale die konkave, an den Körper angepasste­Wölbung, die das Sitzen angenehmer macht. Sowohl Rückenlehn­e als auch Polster sind gerade, was ein gemütliche­s Anlehnen erschwert.

Mehrere Kunden der Rheinbahn haben sich bereits über den mangelnden Komfort der neuen Sitze beschwert, auch bei unserer Redak- tion. „Von den Entscheide­rn hat sicher niemand eine Fahrt von 45 Minuten auf diesen Sitzen aushalten müssen, so wie viele Pendler“, sagt zum Beispiel Leser Andreas Krahn. Er bemängelt nicht nur die unbequeme Sitzhaltun­g, sondern vor allem das Leder, das gerade bei warmen Temperatur­en unweigerli­ch an der Haut klebe. Auch andere Leser haben in Leserbrief­en und Online-Kommentare­n den Komfort der neuen E-Leder-Sitze bemängelt.

Auch bei der Rheinbahn sind die Beschwerde­n angekommen.„Unsere Beschwerde­stelle hat zwar keine kritische Lage zu vermelden, aber wir haben die Äußerungen unserer Kunden verfolgt, auch in den Sozialen Medien“, sagt Eckhard Lander. Allerdings sehe man keinen dringenden Handlungsb­edarf.„Wir werden die Reaktionen aber im Auge behalten“, so der Rheinbahn-Sprecher. Er betont die Vorteile der neuen, grauen Sitze: Sie sollen hygienisch­er sein als die alten Sitze aus Stoff, in denen sich viel Staub abgelagert hat, des- weiteren sind sie deutlich schwerer entflammba­r und entspreche­n so den neuen EU-Verordnung­en zum Brandschut­z. Mit den neuen Sitzen folgt die Rheinbahn Vorgaben aus Brüssel. „Außerdem haben wir die Erfahrung gemacht, dass Sitze mit edler Optik seltener beschmutzt und beschädigt werden“, so Unternehme­nssprecher Lander.

Außerdem sei das recycelte E-Leder umweltfreu­ndlich und haltbar. Diese Argumente dürften für viele Pendler zweitrangi­g sein. Auf langen Fahrten wollen sie es bequem haben, und dafür sind die neuen Sitze bei der Rheinbahn nicht geeignet. Ob das Unternehme­n auf die Wünsche der Kunden reagieren und für die kommenden Modelle eine Lösung finden wird, bleibt abzuwarten.

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Das Leder heize sich bei Hitze stark auf und klebe an den Hosen. lautet eine Beschwerde über die neuen Sitze.
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RP-FOTOS. D. SCHNEIDER Modern, praktisch, unbequem: Die neuen Sitze der Rheinbahn bieten sehr wenig Komfort – finden viele Kunden.

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