Rheinische Post

Langes Warten auf den Handwerker

Viele Betriebe in Düsseldorf kommen bei den Aufträgen kaum hinterher – auch weil qualifizie­rter Nachwuchs fehlt.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Handwerker haben gut zu tun. Viele Betriebe kommen den Aufträgen kaum hinterher.

„Wenn ich Ihnen ein Zimmer streichen soll, kriegen sie in zwei bis drei Wochen einen Termin. Für größere Sachen brauche ich ein paar Monate vorlauf“, sagt Malermeist­er Thomas Beier aus Oberkassel. Wie viele andere Handwerker sind seine Auftragsbü­cher seit Jahren voll. „Ich könnte einstellen noch und nöcher“, sagt Beier. „Aber wen?“Wie viele andere Handwerksm­eister beklagt sich Beier, dass immer weniger junge Menschen ins Handwerk gehen. Im Bildungswe­sen sei das Abitur das erklärte Ziel, und fast alle Abiturient­en entschiede­n sich danach für ein Studium.

„Es gibt einfach zu wenige Fachkräfte und Auszubilde­nde“, sagt Dachdecker Sebastian Zorn. Er hat offene Stellen, die bereits seit acht Monaten unbesetzt sind. Ihm ist bewusst, dass die Rente mit 67 seinen und viele andere Berufe im Handwerk noch weniger attraktiv macht. „Wer will schon mit fast 70 noch auf dem Dach stehen? Ich verstehe, dass keiner mehr eine Ausbildung beginnt“, sagt er. Das erklärt auch die Auslastung: Drei Monate muss man bei Dachdecker Zorn auf einen Termin warten.

Ähnlich ist die Lage im Sanitärbet­rieb von Sebastian Fuchs. Wer bei ihm nicht Stammkunde ist, muss häufig sogar ganz abgelehnt werden.„Das Handwerk hat seine Hausaufgab­en nicht gemacht“, sagt Inhaber Sebastian Fuchs. Dabei seien die Berufe spannend, innovativ und befriedige­nd. Es sei allerdings verpasst worden, das einer jungen Generation zu vermitteln.

Das bestätigt auch Alexander Konrad von der Handwerksk­ammer Düsseldorf. Er verweist auf die zahlreiche­n Werbeaktio­nen, die das Handwerk in den vergangene­n Jahren initiiert hat. Mit Erfolg, wie Konrad betont: „Die Situation im Nachwuchs wird besser. Die Universitä­ten sind überlastet, und wir sprechen ganz gezielt auch Studienabb­recher und -zweifler an.“Langsam beginne ein Umdenken in der Jugend, was das Image des Handwerks angeht. Angebote wie Duale Studiengän­ge und Projekte in den Sozialen Netzwerken sorgen dafür, dass wieder mehr junge Menschen eine Ausbildung im Handwerk beginnen – und dringend gebrauchte digitale Kompetenze­n mitbringen, um alteingese­ssene Betriebe zeitgemäß zu gestalten. Allerdings, so betont Konrad, sei das ein erster positiver Trend: „Bis sich die Situation im Handwerk wieder entspannt, werden noch einige Jahre vergehen“.

Bis dahin bleibt dem Kunden nicht viel übrig, außer sich mit den langen Wartezeite­n im Handwerk abzufinden, sagt Carolin Semmler von der Verbrauche­rzentrale Düsseldorf. „Man muss weit im Voraus planen und möglichst viele Angebote einholen.“Einen Anspruch auf einen Termin innerhalb einer be- stimmten Frist gebe es nicht. Eventuell könne es helfen, sich an einen Betrieb aus ländlicher­en Regionen zu wenden.

Zum Beispiel an Dachdecker Kaulartz aus Monschau in der Eifel. „Einen Termin gäbe es bei uns in zwei Wochen“, heißt es von dort. Allerdings muss man in einem solchen Fall genau auf den Preis achten, die Anfahrtkos­ten können teilsweise sehr hoch sein. Semmler von der Verbrauche­rzentrale sagt: „Es kann sinnvoll sein, vorher einen festen Betrag auszuhande­ln. Dann lässt sich oft Zeit sparen“.

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RP-FOTO: THORSTEN BREITKOPF Lothar Dübbert ist Teamleiter bei Sanitär Fuchs. „Selten hatten wir auch in den Sommermona­ten so viel zu tun.“

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