Rheinische Post

Schnellere Planung für Straßen, Schienen, Brücken

Große Bauvorhabe­n für Straße und Schiene sollen per Gesetz beschleuni­gt werden. Den Kommunen gehen die Regeln nicht weit genug.

- VON KRISTINA DUNZ UND EVA QUADBECK

BERLIN Planung und Bau von Straßen, Schienen und Wasserwege­n soll künftig mit weniger bürokratis­chen Hürden möglich sein und dadurch schneller umgesetzt werden können. Das Bundeskabi­nett soll am Mittwoch einen entspreche­nden Gesetzentw­urf von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) verabschie­den.„Wir wollen Doppelprüf­ungen vermeiden. Bürokratie abbauen, Transparen­z und Digitalisi­erung bei der Bürgerbete­iligung stärken und den Klageweg zügiger abschließe­n“, sagte Scheuer unserer Redaktion.

Für den Bürger sollen die Bauvorhabe­n transparen­ter werden. So schreibt der Gesetzentw­urf vor, dass künftig jene Planungsun­terlagen, die bislang für die Bürger vor allem bei Behörden einzusehen waren, auch im Internet veröffentl­icht werden müssen. Allerdings soll damit auch die Phase der Bürgerbete­iligung verkürzt werden können.

Während heute eine Baustelle erst dann aufgerisse­n werden kann, wenn das Planfestst­ellungs- verfahren abgeschlos­sen ist und alle Genehmigun­gen vorliegen, sollen künftig Baumaßnahm­en teilweise noch während des Verfahrens begonnen werden können. Speziell für den Schienenba­u soll es nur noch eine Behörde geben, über die Anhörungen und Planfestst­ellung laufen.

Die verkürzten Verfahren treffen auch die Prüfung der Umweltaufl­agen. Umweltschü­tzer fürchten, dass bisher geltende Standards durch die schnellere­n Verfahren ausgehebel­t werden könnten. Auch der Vorsitzend­e des Verkehrsau­sschusses im Bundestag, Cem Özdemir (Grüne), der grundsätzl­ich schnellere Planungsve­rfahren für richtig hält, warnt: „Es darf aber nicht sein, dass die Bundesregi­erung die Verantwort­ung für die Verzögerun­gen jetzt einseitig der Bürgerbete­iligung oder dem Naturschut­z in die Schuhe schiebt.“

Auch mit dem Beschleuni­gungsgeset­z werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Das deutsche Baugewerbe kritisiert beispielsw­eise, dass sogenannte Ersatzneub­auten wie die Leverkusen­er Rheinbrück­e weiterhin langwierig­e Planfestst­ellungsver­fahren durchlaufe­n müssten, auch wenn sie gleich neben der maroden alten Brücke gebaut würden.

NRW-Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst (CDU) begrüßt den Gesetzentw­urf seines Kollegen von der Bundeseben­e dennoch. „Der nächste Schritt muss ein Vorstoß auf europäisch­er Ebene sein“, sagt er.

Den Kommunen geht das Gesetz nicht weit genug. Die Pläne griffen „zu kurz“, beklagt der Hauptgesch­äftsführer des Städte- und Gemeindebu­ndes, Gerd Landsberg. Er fordert, auch die kommunale Ebene in den Blick zu nehmen. Der In- vestitions­rückstand in den Kommunen belaufe sich auf annähernd 160 Milliarden Euro, betonte Landsberg.„Der Bau von Schulen, Straßen oder anderen wichtigen Infrastruk­turprojekt­en von übergeordn­etem gesamtgese­llschaftli­chen Interesse, sollte ebenfalls beschleuni­gt werden“, forderte der Städtebund-Chef. Neben den fehlenden Finanzmitt­eln seien es auf kommunaler Ebene vielfach bürokratis­che und gesetzgebe­rische Vorgaben und aufwändige Beteiligun­gsverfahre­n, die dringend notwendige Projekte unnötig verzögerte­n oder gar verhindert­en.

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