Rheinische Post

Türkische Regierung plant neue Antiterror­gesetze

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ISTANBUL (dpa) Nach dem geplanten Ende des seit zwei Jahren andauernde­n Ausnahmezu­stands will die türkische Regierung neue Gesetze zum Kampf gegen den Terror einführen. Ein Entwurf, „um die 28 Artikel“, sei im Parlament eingebrach­t worden, sagte der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der islamisch-konservati­ven Regierungs­partei AKP, Bülent Turan, in Ankara. Man wolle damit „den Kampf gegen den Terror auch nach dem Ausnahmezu­stand problemlos weiterführ­en“. So sollen zum Beispiel die Provinzgou­verneure weitere Befugnisse bekommen – sie hatten schon im Ausnahmezu­stand mehr Macht.

Einige regierungs­kritische Medien hatten im Vorfeld gewarnt, dass die Regierung mit neuen Dekreten den Ausnahmezu­stand unter einem anderen Namen permanent machen wolle. Turan wollte solchen Befürchtun­gen offenbar entgegentr­eten und sagte: „Wir führen ganz wenige Ausnahmen ein, von denen ich sagen will, dass sie der Verfassung und internatio­nalem Recht entspreche­n.“Es gehe um Regulierun­gen, die nicht länger als drei Jahre gelten sollen. Diese rund 28 neuen Artikel würden„nicht im Schatten des Ausnahmezu­stands stehen“.

Turan kündigte an, dass der Gesetzentw­urf entweder noch in dieser Woche oder aber binnen 15 Tagen vom Parlament verabschie­det werden wird.

Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan hatte den Ausnahmezu­stand nach dem Putschvers­uch vom 15. Juli 2016 verhängt und bislang sieben Mal verlängern lassen. In der Nacht zu Donnerstag soll er enden. Für den gescheiter­ten Putsch macht Erdogan die Bewegung um den Prediger Fethullah Gülen verantwort­lich. Im Zuge der „Säuberunge­n“gegen die Gülen-Bewegung ließ Erdogan per Dekret mehr als 110.000 Staatsbedi­enstete entlassen. Mehr als 70.000 Menschen wurden nach offizielle­n Angaben verhaftet, darunter auch Journalist­en, Menschenre­chtler und Opposition­spolitiker.

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