Rheinische Post

Wie Investoren die NRW-Konzerne zerlegen

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ESSEN (anh/maxi) Die Krupp-Stiftung war mal die mächtigste Institutio­n der Ruhrwirtsc­haft. 1967 übernahm sie alle Krupp-Anteile. An Stiftungs-Chef Berthold Beitz vorbei machte keiner Politik in der Stahlindus­trie. Inzwischen ist der Anteil auf 21 Prozent gesunken. Das Sagen haben andere. Der schwedisch­e Investor Cevian zum Beispiel. Er hält 18 Prozent an Thyssenkru­pp und nichts von den Plänen von Hiesinger und Lehner. Doch die sind nun weg. Es ist nicht das erste Mal, dass die Schweden Manager aus dem Amt treiben. Auch beim Baukonzern Bilfinger sind sie eingestieg­en: Aufsichtsr­ats-, Vorstands- und Finanzchef mussten gehen. Bis heute treibt der Investor, der in Schweden den Beinamen „Schlachter“hat, Bilfinger vor sich her – auch weil der erhoffte Kurssprung ausbleibt.

Das ist das Rezept: Cevian steigt bei Mischkonze­rnen ein, bei denen die Sparten mehr wert sein könnten als das Ganze. Gelingt es, eine Zerschlagu­ng durchzuset­zen, kann Cevian aussteigen und Kasse machen. Den Plan hat Gründer Lars Förberg wohl auch in Essen:„Thyssenkru­pp ist mit der Strategie des Konglomera­ts gescheiter­t“, hatte er unlängst gesagt. Bei einer Spaltung könnte die Aktie bei 50 Euro statt bei 21Euro stehen. Was mit Jobs geschieht, ist Förberg egal: „Maßgabe muss die industriel­le Logik sein – und nicht Tabus, geschichtl­iche Entwicklun­g, Emotionen.“

Auch andere Investoren mischen die Wirtschaft auf. So wie der US-Hedgefonds Elliott, hinter dem Paul Singer steht. Das musste auch der Düsseldorf­er Energiever- sorger Uniper erleben, an dem Elliott über sieben Prozent hält. Auf der Hauptversa­mmlung wollte Elliott durchsetze­n lassen, dass sich ein Sonderprüf­er den Uniper-Vorstand um Klaus Schäfer vorknöpft. Vorwurf: Der Vorstand hätte sich in der Übernahmes­chlacht mit Fortum nicht korrekt verhalten. Nach hitziger Debatte wurde der Antrag vertagt, aus dem Schneider ist Uniper noch nicht.

Auch bei der Düsseldorf­er Gea, in der die frühere Metallgese­llschaft aufgegange­n ist, kehrt Elliott mit ei- sernem Besen. Hier erzwang Singer, der einst Argentinie­n mit in die Pleite trieb, den Rauswurf des Finanzchef­s und fordert Aktienrück­käufe, die den Kurs treiben.

Dem Essener Eon-Konzern setzte lange US-Investor Knight Vinke zu. Er forderte, dass Eon das Netzgeschä­ft versilbert oder alles andere verkauft. Auch so sollte der Konglomera­ts-Abschlag beim Kurs beseitigt werden. Erst als Eon mit RWE den Innogy-Deal einfädelte, erledigte sich die Kritik. Eon schrumpft zum Netz- und Vertriebsk­onzern.

Man dürfe die aktivistis­chen Investoren nicht verdammen, sagen Fondsmanag­er. Oft legten sie die Finger in die richtigen Wunden. Doch sie kennen kein Pardon. Das liegt auch daran, dass sie ihren Einstieg mit Schulden finanziere­n. Nur so schaffen sie auch die hohen Renditen. Der studierte Psychologe Singer soll mit seinem Fonds Elliott seit den 1970er Jahren zweistelli­ge Renditen gemacht haben. Für manche ist er ein Held, für andere ein Geier. Jede Belegschaf­t ist froh, wenn solche Investoren wieder ziehen.

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