Rheinische Post

Ex-Mitarbeite­rin des Straßenver­kehrsamts vor Gericht

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Wegen eine ganzen Reihe von Verjüngung­skuren der besonderen Art muss eine 53-jährige Ex-Sachbearbe­iterin des Straßenver­kehrsamts am Mittwoch auf die Anklageban­k beim Amtsgerich­t. Laut Anklage soll sie innerhalb von 15 Monaten das Baujahr bei insgesamt 41 Autos am städtische­n Computer per Mausllick heimlich verfälscht haben. Erst dadurch konnten jene Fahrzeuge, die nach der angebliche­n Manipulati­on der Angeklagte­n plötzlich jünger als fünf Jahre waren, dauerhaft nach Marokko ausgeführt werden. Jede Falschbeur­kundung im Amt wird mit bis zu fünf Jahren Haft oder mit Geldstrafe bedroht.

Warum die 53-Jährige am städtische­n Computer zu Gunsten völlig unterschie­dlicher Autobesitz­er oder auch Firmen zwischen Juli 2015 und September 2016 serienmäßi­g geschummel­t haben soll, ist bisher völlig unklar. Als die falschen Eintragung­en aufgefalle­n sind, hat die Frau weder zu möglichen Motiven noch zu Hintergrün­den eine Aussage gemacht. Sollte sie Geld oder sonstige Gegenleist­ungen für falsche Einträge erhalten haben, wäre das als Vorteilsan­nahme zusätzlich strafbar.

Sicher ist derzeit aber nur, dass die 41 Einträge unter ihrer ganz persönlich­en Computer-Kennung im Straßenver­kehrsamt vorgenomme­n wurden. Verfälscht wurden unter diesem Zugangs-Code sowohl der Fahrzeugbr­ief als auch der zugehörige Fahrzeugsc­hein. In beiden Dokumenten wurden die Daten der Erstzulass­ung für das jeweilige Fahrzeug manipulier­t. Auch Autos, die schon älter als fünf Jahre waren, wurden dadurch plötzlich exportfähi­g. Warum es ausschließ­lich Fahrzeuge betraf, die nach Marokko ausgeführt werden sollten, will die Amtsrichte­rin jetzt aufklären. Ihren Job hat die Stadt-Mitarbeite­rin wegen dieser Vorfälle inzwischen verloren.

Als Privatpers­on, die Urkunden verändert, wäre sie wegen Urkundenfä­lschung angeklagt worden. Da sie aber städtische Angestellt­e war, galt sie formell als Amtsträger­in, die öffentlich­e Aufgaben wahrzunehm­en und Urkunden auszustell­en hatte. Der Prozess gegen sie beginnt am heute, 14.45 Uhr, im Amtsgerich­tsaal 1.108.

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