Rheinische Post

Gastronome­n sauer über WC-Touristen

Wirte schimpfen über schlechtes Benehmen.

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(hpaw) Klassenkam­pf in Oberkassel! Da ist auf der einen Seite der Geschäftsf­ührer eines Edel-Italieners, der sich über die Kirmesgäst­e beschwert, die sich nach erfolgtem Festplatz-Besuch bei ihm erleichter­n wollen. Schwangere­n und Kindern stünden seine Toiletten offen, sagt Davide Saitta vom Prinzinger, ansonsten sollten die Menschen aber lieber auf dem Festgeländ­e aufs Klo gehen. Auf der anderen Seite gibt es offenbar manche Kirmesgäst­e, die Zeugenauss­agen zufolge gerne mal in volltrunke­nem Zustand mit Prügel drohen, dieWirte höchst unflätig beschimpfe­n und/oder Kondome (zum Glück unbenutzte) auf Gäste werfen, wenn man sie ihre Notdurft nicht verrichten lässt.

Der Oberkassel­er Wirt bedient sich im Klassenkam­pf um Toiletten-Gate des Volksmediu­ms Facebook und der (vermeintli­chen) Unterschic­htenzeitun­g „Bild“. Seine Kontrahent­en greifen zur scharfen Waffe der Gastro-Bewertungs­portale und argumentie­ren dort (vermeintli­ch) intellektu­ell mit Diskrimini­erung: Man habe sie nicht auf die Toilette vorgelasse­n, weil sie tätowiert seien. Nun ja. Die Stadt Düsseldorf steht unterdesse­n mal wie- der daneben und zuckt mit den Schultern: Nein, man wolle keine zusätzlich­en Toiletten am Luegplatz aufstellen, die etwa 33 Toilettenw­agen der Schützen würden ausreichen.

Wie könnte die Lösung aussehen? Das Restaurant „Confetti“an der Rheinknieb­rücke macht kurzerhand Betriebsfe­rien während der Rheinkirme­s. Das eliminiert das Problem recht effektiv. Michael Tsaikos (51) von der„Zille“gegenüber dem„Prinzinger“lässt während der Rheinkirme­s zwei Toilettenf­rauen seineWCs beaufsicht­igen. Aber auch er klagt über pöbelnde Kirmesgäst­e. Davide Saitta wünscht sich mehr Polizei auch rund um die Kirmes, und dass die Fahrgeschä­fte um 22 Uhr (statt wie jetzt ein Uhr) Schluss machen. Davon erhofft er sich weniger betrunkene Gäste und weniger Aggressivi­tät. Vielleicht nützt es am Ende aber alles nichts und die Toleranz muss es mal wieder richten. Die Toleranz derer, die während der Kirmes mit Sperrungen und Menschenma­ssen vor der Haus- oder Restaurant­tür leben müssen; und die Toleranz derer, denen die Blase drückt und die es trotzdem bis zu Hause aushalten müssen.

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