Rheinische Post

Auf der Arena geht die Sonne auf

Der neue Stadion-Name stößt auf wenig Begeisteru­ng. Aber sollte man sich so einen Deal entgehen lassen?

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Die Fortuna bestreitet ihre Spiele also ab jetzt in der „Merkur Spielarena“. Das ist eine Nachricht, die bei vielen Düsseldorf­ern nicht gerade Begeisteru­ngsstürme ausgelöst hat. Warum „Spielarena“? Warum kein Düsseldorf­er Unternehme­n? Und warum ausgerechn­et eines, das mit Glücksspie­l sein Geld verdient? Oft zu hören war dabei folgendes Argument: Einerseits will Düsseldorf die Zahl der Spielhalle­n begrenzen, weil sie Spielsucht fördern und als schlecht für die Entwicklun­g von Vierteln gelten – und anderersei­ts schließt man einen Deal mit einer Größe der Branche.

Über die Schönheit des Namens kann man in der Tat streiten. Die Zeiten, in denen ein Stadion einfach einen so charmant-arglosen Namen wie „Rheinstadi­on“tragen durfte, sind vorbei, die Millionenb­eträge durch die Namensrech­te sind zu einer Einnahmequ­elle geworden, die sich kaum eine Kommune oder ein Verein entgehen lässt.

Und auch unter den Namen gibt es passende und weniger passende. DenWohlkla­ng ihres ersten Namens hat die 2004 fertiggest­ellte Multifunkt­ionsarena Düsseldorf (so lautete der Projettite­l für den Neubau) nicht wieder erreicht:„LTU-Arena“– das klang so weltläufig, wie sich die Landeshaup­tstadt gern sieht. Mit Esprit übernahm 2009, also fünf Jahre nach der Fertigstel­lung, ein Unternehme­n, das zwar nicht unbedingt mit Fußball verbunden wird, aber immerhin zu den starken Namen der Region gehört.

Nun also folgt die in Ostwestfal­en ansässige Gauselmann-Gruppe, die das Stadion so klingen lässt, als wäre es ein Kasino – will sie doch vor allem ihre Sportwette­n-Marken stärken. Man kann sich glanzvolle­re Kandidaten vorstellen. Wer sich den Luxus erlauben will, auf das beste Angebot zu verzichten, muss sich aber auch die Frage gefallen lassen, wer überhaupt gut genug ist. Andere Stadien heißen nach Brauereien, Finanzdien­stleistern, Energie- oder Autokonzer­nen – da könnte man in vielen Fällen eine Grundsatzd­ebatte führen.

Auch wenn die Gauselmann-Gruppe sicher ein Grenzfall ist, handelt es sich zudem um eine alteingess­ene Firma, die nichts Verbotenes tut. Und die Wahrheit ist: Unternehme­n, die weniger mit ihrem Image zu kämpfen haben, sind auch nicht zu so großen Investitio­nen in ihr Außenbild bereit.

Natürlich darf sich die Stadtpolit­ik in der Haltung zu Spielhalle­n nicht beeinfluss­en lassen. Wenn das gewährleis­tet ist, gibt es zwei große Trostpflas­ter. Das eine ist, dass der Deal hervorrage­nd ist. Die Gruppe hat sich auf einen langfristi­gen und kostspieli­gen Vertrag eingelasse­n. Mit 3,75 Millionen Euro pro Jahr liegt die hiesige Arena noch vor dem Stadion in Köln, nur Hamburg (vier Millionen) und die Branchenfü­hrer München, Dortmund und Gelsenkirc­hen (je rund sechs Millionen) liegen besser. Damit ist ein großer Schritt geschafft, um die Arena schuldenfr­ei zu machen. Durch den Zehnjahres­vertrag spart der Steuerzahl­er 37,5 Millionen Euro.

Vernünftig ist auch der Schachzug, andere Vereine einzubezie­hen. Düsseldorf ist nicht die nur die Fortuna, aber wegen der Dominanz des Fußballs müssen andere Sportarten kämpfen. Der Vertrag umfasst Geld für die DEG, das Stockheim Team, die Panther und die HC Rhein Vikings.

Das andere Trostpflas­ter ist, dass es nur um einen Namen geht. Die Menschen entscheide­n selbst, ob sie ihn übernehmen – erst recht in Zeiten, in denen er sich oft ändert. Man denke nur an die Mitsubishi Electric Halle, die immer die Philipshal­le geblieben ist. Wenn der neue Name den Düsseldorf­ern nicht behagt, haben sie eben nur noch eine„Arena“.

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FOTO: WIKIPEDIA/JOHANN H. ADDICKS, MONTAGE: C. SCHNETTLER Esprit ist Vergangenh­eit - so wie in dieser Fotomontag­e könnte die Arena bald aussehen.

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