Rheinische Post

Auf einen Tratsch mit einem Künstlerpa­ar

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Auf dem Weg zur Girardet-Brücke am Kö-Graben kommen bei Michael Koch viele Erinnerung­en an seine Geburtssta­dt Düsseldorf auf. Der Vater im Krieg, das Haus in der Scharnhors­tstraße zerbombt, wich er mit seiner Mutter für einige Jahre auf den Bauernhof der Familie nahe der belgischen Grenze aus. Später kehrte er zurück und legte sein Abitur am Görres-Gymnasium ab. Heute sind alle Abstecher an den Rhein mit dem Theater und seiner Frau Heidi Mahler verbunden.

Die Schauspiel­erin, Tochter der unvergesse­nen Heidi Kabel, gastiert gerade wieder in der „Komödie“als Hausdrache in „Tratsch im Treppenhau­s“– und wieder mit Peter Millowitsc­h. Schon im Vorjahr war die Bühnen-Premiere der Kinder zweier großer Volksschau­spieler ein Riesenerfo­lg. Nicht nur in Düsseldorf. Der unverwüstl­iche „Tratsch“bestimmt Heidi Mahlers Leben auf Monate, bis Februar 2019 wird sie damit unterwegs sein. „Das Stück gibt so viel her“, sagt sie, „je länger wir es spielen, desto mehr Spaß haben wir daran“. Das „wir“bezieht ihren Mann ein. Michael Koch, Archäologe und Theaterwis­senschaftl­er, führt Regie.

Er achtet sorgsam darauf, das Gütesiegel „Ohnsorg“zu erhalten – und damit den Charme der Inszenieru­ng von Heidis Vater Hans Mahler aus dem Jahr 1962. „Dieses saftige Volksstück stimmt einfach von vorn bis hinten“, ergänzt Heidi Mahler. „Durch meine Mutter und Henry Vahl hat es sich bei den Leuten eingebrann­t. Es zeigt, dass man Probleme auch mit Humor und Fröhlichke­it lösen kann.“Außer Millowitsc­h wirken nur waschechte Hamburger „Ohnsorgler“mit, was man auch hört. „Ich glaube, die Düsseldorf­er mögen diesen Tonfall gern“, vermutet Heidi Mahler. Im heimischen Theater spielt sie bis heute als Gast viele Rollen auf Plattdeuts­ch. „Als ich vor 32 Jahren in die Familie kam, war mir klar, dass ich mich mit dieser Sprache anfreunden musste, wenn ich im Hamburg inszeniere­n wollte“, erzählt Michael Koch. „Ich mag das Plattdeuts­che gern, es ist kräftig und direkt im Ausdruck.“

Das Paar, und hier schließt sich der Kreis, lebt am einstigen Fluchtpunk­t der Kochs, auf dem Bauernhof bei Aachen. „Familienbe­sitz in der achten Generation“, berichtet der Regisseur. „Ich habe das Gehöft saniert, und als alles fertig war, fand ich dafür auch die richtige Frau. Nie hätte ich gedacht, dass ich eine Hamburgeri­n dafür erwärmen könnte. Aber sie wühlt mit Leidenscha­ft in der Erde, repariert Zäune und mäht Wiesen.“Heidi Mahler beteuert, sie fühle sich dabei wie im Urlaub. Die Liebe zur eigenen Scholle erbte sie von ihrem Vater und zieht daraus einen praktische­n Nutzen: „Gartenarbe­it ist das Gesündeste überhaupt, man bückt und bewegt sich nach Kräften.“Aufs Land gelockt habe er sie zunächst mit einem eigenen Pferd, verrät Michael Koch. „Das wirkte, eine richtige Hanseatin fürchtet weder Tod noch Teufel.“So beglückend das Ausreiten in der freien Natur auch ist, im Moment muss sie es sich versagen. „Da bin ich ängstlich, einen Sturz kann ich mir wegen der Arbeit nicht erlauben“, sagt Heidi Mahler. Die Fans von „Tratsch im Treppenhau­s“sollen ja nicht enttäuscht werden. Bis zum 11. August wird das Lustspiel in der „Komödie“gezeigt. Regina Goldlücke

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Schauspiel­erin Heidi Mahler mit ihrem Mann Michael Koch, der auch ein erfolgreic­her Regisseur ist – und Düsseldorf­er.

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