Rheinische Post

Danke, G 8!

G 9 kommt zurück. Zeit für ein paar Gedanken, was uns vom „Turbo-Abi“bleibt.

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Nun ist es also beschlosse­n. Der Landtag hat das Gesetz zur Wiedereinf­ührung der neunjährig­en Gymnasialz­eit (G 9) verabschie­det. Allgemein war die Reaktion Erleichter­ung, nach dem Motto: Endlich ist dieser fürchterli­che Fehler korrigiert. Dabei hätte mancher, der jetzt vernehmlic­h durchschna­uft, in Wahrheit allen Grund, dem „Turbo-Abitur“zumindest leise Danke zu sagen. Zuallerers­t CDU und FDP. Der Zorn über die grüne Schulpolit­ik, zu dem G 8 nicht unwesentli­ch beitrug (obwohl Schwarz-Gelb zuvor die Umsetzung verpfuscht hatte), hat ihnen zur Regierung verholfen. Schwarz-Gelb hat das verstanden, und zwar so gut, dass aus der versproche­nen Wahlfreihe­it ein De-facto-Zwang zu G 9 geworden ist. Zweitens die Gesamtschu­len, die für viele Eltern plötzlich eine Alternativ­e zum Gymnasium waren. Drittens viele Gymnasien, die sich unter G 8 intensiv Gedanken um ihren Unterricht und ihre Organisati­on gemacht haben. An diesen Schulen funktionie­rte das System. Viertens die Landeselte­rnschaft der Gymnasien. Der Kampf gegen G 8 machte aus einem verschlafe­nen Honoratior­enverein einen streitbare­n, teils aggressive­n landespoli­tischen Akteur.

All das mag man als egoistisch­e Argumentat­ion ablehnen; schließlic­h geht es in der Schulpolit­ik um die Schü- ler und nicht um Verbände oder Parteien. Dann aber muss man dem „Turbo-Abi“erst recht dankbar sein. Denn es hat zu einer Grundsatzd­ebatte um Inhalt, Form und Stellenwer­t gymnasiale­r Bildung geführt, die sich um Schlagwort­e wie Allgemeinb­ildung, Wiederholu­ng, Übung, Zweckfreih­eit, Leistung, Studierfäh­igkeit dreht. Das ist gut. Es wäre ohne G 8 in dieser Breite vermutlich nicht passiert. Die Landesregi­erung hat sich die inhaltlich­e Stärkung der Gymnasien auf die Fahnen geschriebe­n. Jetzt muss sie das nur noch umsetzen.

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