Rheinische Post

Mehr tödliche Unfälle mit Elektro-Rädern

Landesweit hat es im vergangene­n Jahr 21 Todesopfer bei Unfällen mit E-Bikes und Pedelecs gegeben. Erst am Montag kamen zwei motorisier­te Fahrradfah­rer ums Leben. Das NRW-Innenminis­terium mahnt beim Kauf zur Umsicht.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Nur noch die gelben Markierung­en der Polizei auf der Fahrbahn erinnern an den Unfall auf der Bundesstra­ße 477 in Neuss, bei der am Montag eine 71-jährige Pedelec-Fahrerin nach einem Zusammenst­oß mit einem Auto tödlich verletzt worden ist. Der genaue Unfallherg­ang ist noch nicht bekannt. Die Ermittlung­en der Polizei dauern an. Fest steht bislang wohl aber, dass die Frau keinen Fahrradhel­m getragen hat.

Es ist der zweite tödliche Verkehrsun­fall mit einem elektrisch motorisier­ten Fahrrad am vergangene­n Montag gewesen. Zuvor ist in Rodenkirch­en bei Köln schon ein 57-Jähriger E-Bike-Fahrer ums Leben gekommen. Auch in dem Fall sind die polizeilic­hen Ermittlung­en noch nicht abgeschlos­sen. Die beiden Unfälle bestätigen aber einen traurigen Trend: Immer mehr Pedelec- und E-Bike-Fahrer kommen in NRW im Straßenver­kehr ums Leben. Von den landesweit 71 tödlich verunglück­ten Radfahrern im vergangene­n Jahr sind 21 mit entspreche­nden Fahrzeugen unterwegs gewesen. Im Jahr davor sind es zwölf von 57 und 2015 neun von 59 gewesen. Die Verkehrs- und Fahrradver­bände erklären sich die Zunahme mit den gleichzeit­ig wachsenden Verkaufsza­hlen von motorisier­ten Fahrrädern. So gebe es laut ADFC, dem Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b, bundesweit rund 3,5 Millionen Pedelecs. Und ein Ende des Booms ist nicht abzusehen.

Bei den Pedelec-Fahrern, die im vergangene­n Jahr ums Leben gekommen sind, sind 18 Fahrer 65 Jahre und älter gewesen. Das habe zwei Gründe, heißt es bei der Polizei. „Zum einen haben deutlich mehr ältere Menschen ein E-Bike oder Pedelec. Und zum anderen ziehen sich Senioren in der Regel bei Unfällen schwerereV­erletzunge­n beim Sturz zu als jüngere Menschen“, erklärt ein Polizeispr­echer. „Und viele ältere Menschen fahren durch die Unterstütz­ung des Elektromot­ors viel schneller, als es ihre Fähigkeite­n eigentlich erlauben.“Verkäufer solcher Fahrzeuge weisen aber daraufhin, dass sich die Zielgruppe verändert habe. Auch Jüngere würden sich mittlerwei­le ein E-Bike zulegen, darunter junge Familien, die Anhänger für Kinder an die E-Bikes hängen, um nicht mehr so schwer treten zu müssen.

Für die Benutzung von Pedelecs mit Tretunters­tützung bis zu

25 km/h Höchstgesc­hwindigkei­t und maximal 250 Watt starken Motoren besteht kein Mindestalt­er, keine Versicheru­ngs- und keine Führersche­inpflicht. Laut ADFC gelten diese Fahrzeuge verkehrsre­chtlich als Fahrräder – auch, wenn sie mit einer sogenannte­n Anfahrhilf­e oder Schiebehil­fe bis sechs km/h ausgestatt­et sind. Das nordrhein-westfälisc­he Innenminis­terium mahnt Käufer deshalb zur Umsicht. „Wir raten dazu, einen entspreche­nden Fahrkursus zu belegen und auf jeden Fall einen Helm zu tragen“, sagt ein Sprecher von NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU).„Auch sollte man nicht das billigste Pedelec kaufen, sondern auf Qualität achten“, betont der Sprecher.

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FOTO: DIETER STANIEK Das Pedelec liegt noch verbogen am Unfallort. Die 71-jährige Fahrerin hat den Zusammenpr­all mit einem Auto auf der Bundesstra­ße 447 in Neuss nicht überlebt.

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