19. Juli 1988
Bruce Springsteen in Ost-Berlin
Nie zuvor hatten sich so viele Jugendliche und junge Erwachsene in der DDR versammelt, um gemeinsam Musik zu hören. 160.000 Tickets waren für das Konzert von Bruce Springsteen am 19. Juli 1988 verkauft worden. Zeitzeugen berichten übereinstimmend, dass noch weitaus mehr Fans kamen – nach Eintrittskarten fragte in dem Tumult vor dem Auftritt kaum noch jemand. Springsteen auf der RadrennbahnWeißensee: Das inspiriert noch heute manchen Historiker zu der Frage, ob der Musiker wohl zum Fall der Mauer beigetragen hat. Dabei hatte die SED den Interpreten doch eigentlich für sich vereinnahmen wollen. Ein Jahr zuvor hatte David Bowie im Westen Berlins gesungen, Zehntausende hatten auch jenseits der Mauer zugehört. Nun sollten die internationalen Musiker in den Osten kommen, allen voran der „Boss“. Auf den Konzertkarten stand – ohne Absprache mit Springsteens Management – dass es sich um ein„Konzert für Nicaragua“handele, zum Jahrestag der dortigen Revolution. Entsprechende Banner an der Bühne wurden kurz vor dem Konzert entfernt. Springsteens Statement während des Konzerts war vorsichtig formuliert, fast diplomatisch: „Es ist gut, in Ost-Berlin zu sein. Ich bin hier nicht für oder gegen irgendeine Regierung. Ich bin gekommen, um für euch Rock’n’Roll zu spielen, für euch Ost-Berliner, in der Hoffnung, dass eines Tages alle Barrieren umgerissen werden.“