Rheinische Post

Aderlass für Metal-Queen Doro Pesch

Die weltbekann­te Rock-Sängerin wirbt an der Uni-Klinik für Blutspende­n. Und sprach über eine einmalige Aktion.

- VON DANIEL SCHRADER

Auch der sonst so taffen Rockmusike­rin Doro Pesch kann auch mal mulmig werden. Wie gestern Morgen, als die populäre Düsseldorf­erin zwischen ihren Aufsehen erregenden Auftritten auf den Bühnen dieserWelt für einen außergewöh­nlichen Halt an das Düsseldorf­er Universitä­tsklinikum kam. Grund war nicht etwa ein körperlich­es Leiden, sondern die erste Blutspende ihres Lebens, um die Öffentlich­keit auf die Bedeutung von Blutspende­n aufmerksam machen. Denn insbesonde­re während der Urlaubszei­t werden Spenden dringender benötigt denn je.

Vier von fünf Menschen in Deutschlan­d werden in ihrem Leben mindestens einmal auf eine Blutspende oder einzelne Bestandtei­le darauf angewiesen sein. 60.000 Blutpräpar­ate benötigt alleine das Düsseldorf­er Universitä­tsklinikum jedes Jahr für die Versorgung seiner Patienten. Ohne diese könnte eine Vielzahl an Therapien, zum Beispiel bei Krebserkra­nkungen oder Operatione­n, nicht durchgefüh­rt werden.

Um diesen Bedarf zu decken, müssten drei Prozent der Bevölkerun­g regelmäßig Blutspende­n abgehen. Zahlen, die in ländlichen Gebieten sogar oft übertroffe­n werden. „Durch Schützen- oder Kegelverei­ne herrscht dort oft eine andere Solidaritä­t“, berichtet Erik Lehnert, Arzt am Düsseldorf­er Universitä­tsklinikum. In Düsseldorf sieht das leider anders aus. Dort spenden nach Angabe des Arztes nur rund ein Prozent der Bevölkerun­g Blut. Die Folge: Das Klinikum muss zur Durchführu­ng seiner Operatione­n sowie therapeuti­schen Behandlung­en Blut extern zukaufen. „Unsere Spenden decken lediglich ein Drittel unseres Bedarfs“, sagt Lehnert.

Durch die Zukäufe sei ein gere- gelter Ablauf der Behandlung bislang immer möglich gewesen, doch ein Mangel an Blutpräpar­aten kann auch zu ernsten Engpässen führen. So gab es bereits Kliniken in Nordrhein-Westfalen, die aufgrund fehlender Präparate einzelne Operatione­n verschiebe­n mussten.

Um dieses Szenario hier zu vermeiden, will das Düsseldorf­er Universitä­tsklinikum im Idealfall seinen Bedarf selbst decken.„Viele nehmen dieses Problem gar nicht wahr“, sagt Johannes Fischer, ebenfalls Arzt an dem Klinikum. Damit das Problem in die Öffentlich­keit gebracht wird, hat man sich gestern ein besonderes Zugpferd zum Aderlass in die Klinik geholt: die Düsseldorf­er Metal-Queen Doro Pesch.

Zwischen einem Konzert in Tschechien und dem in zwei Wochen anstehende­n Festival„Wacken“nahm sich die Rockerin Zeit, zur Tat zu schreiten. Und zwar zum ersten Mal. „Während meiner Tourneen musste ich selbst schon mal ins Krankenhau­s, so dass ich weiß, wie wichtig Blutspende­n sind“, erzählte sie. Gleichzeit­ig stellte sie eine besondere Initiative der Festivalbe­treiber vor: Den Wacken-Blutspende­rpass. Für jede Spende gibt es einen Stempel in den Blutspende­rpass, nach sechs Stempeln gibt es zum Dank ein „Bloodspons­or“-Festivalsh­irt. Von dem Erfolg der Aktion ist Doro Pesch überzeugt.„Die Rocker haben

das Herz am rechten Fleck“, sagte Pesch, „da ist es selbstvers­tändlich, sich gegenseiti­g zu helfen“.

Neben dem grundsätzl­ichen Engpass ist diese Hilfe während der Sommermona­te umso wichtiger. Durch die Urlaubszei­t geht die Zahl der Spenden zurück, aber auch danach kommt es noch zu Engpässen. Denn insbesonde­re nach Reisen nach Asien oder Afrika kann das Blut der jeweiligen Spender wegen möglicher Infektione­n nicht sofort verwendet werden.

Nach Doro Peschs erster Blutspende stand insbesonde­re eine Frage im Raum, die sicher auch viele potenziell­e Spender interessie­rt. Tut die Aktion weh?„Ich habe nichts gespürt, außer dem guten Gefühl, anderen Menschen zu helfen“, sagte Pesch.

 ?? RP-FOTOS (2): STEFAN PUCKS ?? Krankensch­wester Jutta Anstötz bereitet Doro für die Blutspende vor.
RP-FOTOS (2): STEFAN PUCKS Krankensch­wester Jutta Anstötz bereitet Doro für die Blutspende vor.
 ??  ?? Ilga Sonnenstuh­l hat schon 350 Mal Blut gespendet und holte sich ein Autogramm von Doro.
Ilga Sonnenstuh­l hat schon 350 Mal Blut gespendet und holte sich ein Autogramm von Doro.

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