Rheinische Post

Tausende Wissenscha­ftler publiziere­n unseriös

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BERLIN (dpa) Die Zahl von wissenscha­ftlichen Veröffentl­ichungen in zweifelhaf­ten Online-Fachzeitsc­hriften hat in den vergangene­n Jahren deutlich zugenommen. Mehr als 5000 deutsche Wissenscha­ftler hätten Forschungs­ergebnisse bei unseriösen Verlagen publiziert, berichtete­n die Sender NDR undWDR sowie das „Süddeutsch­e Zeitung Magazin“. Diese Verlage achteten die grundlegen­den Regeln der wissenscha­ftlichen Qualitätss­icherung nicht, hieß es.

Weltweit seien rund 400.000 Forscher betroffen, ergaben die Recherchen, an denen sich den Angaben zufolge weitere nationale und internatio­nale Medien beteiligte­n.Wenn die Zahl von 5000 Wissenscha­ftlern zutreffe, so die wissenscha­ftliche Informatio­nsplattfor­m Science Media Center,„dann hätte rund 1,3 Prozent des Personals an deutschen Universitä­ten und Fachhochsc­hulen statistisc­h gesehen mindestens einmal in einer mutmaßlich­en Raubzeitsc­hrift publiziert“.

Bundesfors­chungsmini­sterin Anja Karliczek (CDU) verlangte eine gründliche Untersuchu­ng der Fehlentwic­klungen bei wissenscha­ft- lichen Veröffentl­ichungen. Dies sei „im Interesse der Wissenscha­ft selbst“. Die Ministerin fügte aber hinzu: „Die überwältig­ende Mehrheit der Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler in Deutschlan­d arbeitet nach den Grundsätze­n guter wissenscha­ftlicher Praxis.“

In den Berichten hieß es, das Phänomen solcher unseriöser Zeitschrif­ten sei seit Jahren bekannt. Neu sei das rasant steigende Ausmaß. So habe sich die Zahl solcher Publikatio­nen bei fünf der wichtigste­n Verlage den Recherchen zufolge seit 2013 weltweit verdreifac­ht, in Deutschlan­d sogar verfünffac­ht.

Diese Verlage nutzen den Publikatio­nsdruck, der auf Wissenscha­ftlern lastet, und sprechen diese per E-Mail an. Die Betroffene­n publiziert­en Ergebnisse gegen Zahlung teilweise hoher Gebühren in den Internet-Journalen, die von Unternehme­n in Südasien, der Golfregion, Afrika oder der Türkei herausgege­ben werden. Die Firmen behauptete­n, Forschungs­ergebnisse vor Veröffentl­ichung anderen Wissenscha­ftlern zur Prüfung vorzulegen. Den Recherchen zufolge geschehe dies jedoch meist nicht.

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