Der Rhein als großer Wirtschaftsfaktor
Kein Verkehrsweg ist für Düsseldorf so wichtig wie der Rhein. Vom Rheinhafen hängen 40.000 Jobs in der Region ab.
Düsseldorfs wohl bekanntester Arbeitgeber ist eigentlich ganz woanders zu Hause. Im Jahre 1876 gründete der Unternehmer Fritz Henkel die Waschmittelfabrik Henkel & Cie in Aachen. Als erstes Produkt stellte er ein Pulver-Waschmittel auf Basis von Wasserglas her, das er Universalwaschmittel nannte, der Vorläufer des heutigen Persil. Doch schon zwei Jahre nach Gründung der Firma erwirbt Henkel ein Grundstück in Düsseldorf und verlegt die junge Firma. Und das hat nur einen einzigen Grund. Auf der Firmenhomepage wird die bessere Verkehrsanbindung Düsseldorfs genannt. Und gemeint ist damit: Der Rhein.
Bis zum heutigen Tage ist Düsseldorfs Hafen am Rhein das Tor der heimischenWirtschaft zurWelt. Der Hafen selbst ist ein prosperierendes Gewerbegebiet. Ernst Lamers ist der Seniorchef der dort ansässigen Firma Fortin. Viele Jahre war er Vorsitzender des Hafenvereins. „Wir erhalten jährlich mehr als 110.000 Tonnen Haferflocken aus Finnland. Sie kommen per Seeschiff nach Rotterdam, werden dann auf Binnenschiffe verladen und über den Rhein zu uns transportiert“, sagt Lamers. Der Rhein als Transportweg sei da-
bei alternativlos. „Der Transport via Lkw ist allenfalls in der Theorie denkbar. In der Praxis wären die Autobahnen verstopft“, sagt Lamers. Auch rein wirtschaftlich betrachtet wäre die Produktion der Haferflocken anders als mit Schiffstransporten wirtschaftlich nicht darstellbar.
Lamers hat mit seinem Hafenverein, dem inzwischen sein Sohn vorsteht, lange für die Existenz des Industriehafens gekämpft, die Stadt hat immer wieder Pläne für eine Wohnbebauung. Die ist nun vom Tisch. „Der Hafen ist enorm wichtig, es kommt sehr viel Rohware über den Fluss zu den Industriebetrieben der Region, das ist nicht nur Düssel- dorf, sondern auch das ganze Bergische Land“, sagt Lamers.
Auch Firmen wie Komatsu Mining oder Konecranes im Düsseldorfer Süden sind zwingend auf den Rhein angewiesen. Die Minenbagger und Hafenkräne der beiden Firmen sind so groß, dass sie auf Lkw praktisch gar nicht transportiert werden könnten. Das Schiff auf dem Rhein ist für diese Düsseldorfer Produkte also alternativlos.
Nach Angaben der Gesellschaft Neuss-Düsseldorfer Häfen, zu der im Verbund mit der RheinCargo (RC) die Häfen Neuss und Düsseldorf sowie eine Beteiligung am Hafen Krefeld gehören, sind 40.000 Arbeitsplätze von diesen Rheinhäfen abhängig. Gemäß einem Gutachten des Beratungsunternehmens Planco erwirtschaften die Häfen für die drei Städte eine jährliche Wertschöpfung von knapp zwei Milliarden Euro. Bis zu zehn Prozent der städtischen Steuereinnahmen hängen vom jeweiligen Hafen ab. Prognosen gehen für die nächsten 15 Jahre von einer möglichen Steigerung des jährlichen Containerumschlags in den Häfen der RheinCargo von derzeit 1,23 Millionen auf 1,75 Millionen TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, also Standardcontainer) aus.