Rheinische Post

DJ Fitsos spielt Heino statt House

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Alles begann mit einer spitzen Bemerkung gegen DJ Theo Fitsos. „Deine Musik will man noch nicht einmal im Seniorenhe­im hören“, knallte ihm Kollege André Wallukat an den Kopf. Statt plump zurückzusc­hießen, nahm Fitsos diese Bemerkung als Herausford­erung an und verkündete, diese Behauptung im Seniorenhe­im einmal auf die Probe zu stellen. Im April kam es dann zum ersten Auftritt in einem Seniorenhe­im am Südring. Die Rückmeldun­g vor Ort war so gut, dass er weitermach­te. Insgesamt 14 Termine dieser Art hat Fitsos allein in diesem Jahr eingeplant.

Gerade trat er im Ferdinand-Heye-Haus der Diakonie in Gerresheim auf. Schon lange vor Beginn war der kleine Saal bis auf den letzten Platz gefüllt – ganz im Gegensatz zu seinen sonstigen Auftrittso­rten, wo meist erst nach Mitternach­t Stimmung aufkommt. In jeder Hinsicht verlief sein Auftritt anders als gewohnt. Statt unter Neonlicht und Nebelmasch­ine stand sein kleines DJ-Set zwischen Tiffany-Lampen und Rosengeste­cken. Statt Altbier und Schnaps bevorzugte­n seine Gäste Erdbeerkuc­hen und Kaffee. Sein Set sah Schlagermu­sik vor.

Gleich das erste Lied, Capri-Fischer von Rudi Schuricke, zog einige Senioren auf die Tanzfläche. Eine davon war die 88-jährige Anni Behrends, die wie in jungen Jahren über das Tanzparket­t schwebte. „Ich wollte früher immer Tänzerin werden“, erzählte sie. Am Ende wurde sie zwar Sekretärin, doch die Leidenscha­ft fürs Tanzen blieb, das war ihr deutlich anzusehen.

Genau diese Erfahrunge­n motivieren Fitsos, der von den Altenheime­n keine Gage nimmt, für diese außergewöh­nlichen Auftritte. „Die Leute hier sind dankbar“, berichtete er. Während das Publi- kum in den Clubs mit steigendem Alkoholpeg­el auch sehr unangenehm werden könne, „genießen die Senioren die Zeit und schwelgen in Erinnerung­en“. Was Fitsos bei seinen Auftritten immer wieder beeindruck­t hat, ist die Textsicher­heit der Bewohner. „Hier sitzen Menschen, die teilweise nicht wissen, wo ihr Zimmer liegt, aber zu jedem Song den Text auswen- dig können.“Der beliebtest­e Song sei „Für mich soll’s rote Rosen regnen“von Hildegard Knef.

Dass DJ Fitsos bei seinen rund zweistündi­gen Auftritten Heino statt House spielt, stört ihn nicht. Im Gegenteil: „Sonst kann ich diese Musik ja nirgendwo auflegen.“Denn nicht nur seine Gäste verbinden mit den Schlagern der 1950er und 60er besondere Erin- nerungen. „Während meine Eltern arbeiten mussten, verbrachte ich als Kind viel Zeit bei meiner Tagesmutte­r, bei der genau diese Musik lief“, erzählte er. Auch im kommenden Jahr möchte er das Projekt gerne fortführen, am liebsten im Team. „Ich hoffe, dass ich dafür einige Kollegen ins Boot holen kann.“ Daniel Schrader

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN DJ Theo Fitsos legt im Ferdinand-Heye-Haus auf und sorgt für beste Laune.

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