Rheinische Post

Kunst für kritische Geister

In der Galerie Kellermann machte sich der RP-Kultursalo­n ein Bild vom Werk des Künstlers Marcus Jansen.

- VON CHARLOTTE GEISSLER

Marcus Jansen macht durchdacht­ee Kunst: Da ist einerseits die Abstraktio­n, anderersei­ts aber auch die Kritik, da sind gesellscha­ftliche Fragen, die er stellt. Keines seiner Bilder ähnelt dem anderen, sie alle fragen nach etwas anderem – und benutzen doch dieselbe Sprache.

„Urban Expression­ism“wird die Stilrichtu­ng genannt, der Jansens Bilder zuzuordnen sind. Im Kultursalo­n der Rheinische­n Post, der in Kooperatio­n mit dem Rheinische­n Sparkassen- und Giroverban­d stattfinde­t, kamen die Besucher Jansens Kunst nun näher. RP-Autor Bertram Müller gab zunächst einen Überblick zur Person Marcus Jansen – der amerikanis­che Künstler lebte viele Jahre in Deutschlan­d. Anschließe­nd führte Galerist Matthias Kellermann durch die Ausstellun­g „Absolut Jansen“, die zurzeit in seiner Galerie in Oberkassel zu sehen ist.

Kellermann­s Fokus lag dabei insbesonde­re auf der Symbolspra­che, die Jansen verwendet und die er aus der Street Art aufgegriff­en hat. Da sei beispielsw­eise der Autoreifen, der in sehr vielen seiner Bilder vorkomme, sagte Kellermann. Der Autoreifen sei vielseitig interpreti­erbar: Als Kreis, also als Zeichen der Unendlichk­eit und Perfektion. Oder als Symbol für den technische­n Fortschrit­t, für die Zivilisati­on, als Rettungsri­ng. Oder als das genaue Gegenteil, als technische­r Niedergang. Häufig seien ja gerade Autoreifen am Straßenran­d die ersten Vorboten von Krise, Krieg oder Gefahr.

Für Marcus Jansen spielt Gewalt eine große Rolle. Schließlic­h war der US-Amerikaner, der in Mönchengla­dbach zur Schule ging, als GI im ersten Golfkrieg. Und kehrte traumatisi­ert zurück. Daher auch die Zielscheib­en, die auf vielen seiner Figuren, auf Menschen wie Tieren gleicherma­ßen, zu sehen sind.

Ob aktuelle Politik mit einer an Trump erinnernde­n Figur als Herrscher der Welt oder die Erde als Mondlandsc­haft infolge des Klimawande­ls – immer sind seine Arbeiten auch gesellscha­ftskritisc­h. Selbst kritisch denken, nicht alles für die Wahrheit nehmen, das ist Jansen wichtig. Seine Kunst ist eine, die das Verlassene, das Hässliche, das Verkommene der Menschen zeigt und doch nicht bedrückt, sondern das eigene Denken bereichert und erweitert.

Nach diesen Betrachtun­gen war es dann der Höhepunkt des Abends, mit Jansen selbst ins Gespräch zu kommen. Allerdings nicht in Person, sondern per Videotelef­onat in die USA, selbstvers­tändlich auf Deutsch. Obwohl Jansen am Morgen von Kopfschmer­zen geplagt wurde, lässt er sich willig interviewe­n. Er erzählt von seiner Liebe zum rebelli-

schen Expression­ismus der „Brücke“, ein Einfluss, der sich auch in seinen Bildern erkennen lässt. Und dass er am Rheinland das Essen am meisten vermisse.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Der US-amerikanis­che Künstler Marcus Jansen wuchs in Mönchengla­dbach auf.
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FOTO: ENDERMANN Galerist Matthias Kellermann mit Besuchern beim RP-Kultursalo­n.

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