Der Herr des Höllenblitzes
Klaus Renoldi ist Schausteller in der sechsten Generation und betreibt auf der Kirmes eine Geister-Achterbahn.
Am Rande der Kirmes steht ein Berg – mehr als 30 Meter hoch, etwa 50 Meter breit, grau und zerklüftet. An seiner Vorderfront ein reißender Wasserfall, davor ein altmodisches Minengerüst aus Holz, an dem ein todesmutiger Bergarbeiter baumelt. Und alle paar Minuten rast eine Lore mit angehängten Gondeln voll kreischender Menschenfracht von oben rechts nach unten, einmal durch denWasserfall, und dann oben links wieder in den Berg.
Der Höllenblitz ist eines dieser Fahrgeschäfte, bei denen man nicht genau weiß, was einen erwartet – eine Blackbox, hinter deren Front alles mögliche auf einen warten könnte. „Im Grunde ist der Höllenblitz eine Geisterbahn, die etwas schneller fährt“, sagt Klaus Renoldi, 43 Jahre alt, braungebrannt, mit dortlich norddeutschem Schlag in der Sprache. Man könnte auch sagen: eine Achterbahn im Dunkeln, ergänzt durch eine aufwändige Lasershow. „Man kann Geschwindigkeit auch visuell durch Licht erzeugen“, sagt Klaus Renoldi dazu. Die Liebe zum Detail gehört beim Höllenblitz dazu – die Story vom wilden Bergwerk wird hier mit Augenzwinkern erzählt.
Geisterbahnen haben Tradition in Renoldis Familie. Jedenfalls seit zwei Generationen. Das Herumziehen auf Märkten geht noch weiter zurück: Renoldis Ur-ur-ur-Großvater sei als Schuster aus Italien gekommen, erzählt er. „Er hat auf Märkten Schuhe verkauft, damit muss das Marktwesen für uns angefangen haben.“Irgendwann gab es dann eine hölzerne Schaubude in der Familie. Darauf wurde aufgebaut. „Meine Großeltern hatten eine Raupenbahn“, sagt Renoldi. „Mein Vater und meine Mutter haben dann mit Geisterbahnen angefangen.“Geisterfestival, King- dom of Magic, Geisterschlucht – quer durch Deutschland reisten die Renoldis mit diesen Bahnen. „Mein Vater war ein Visionär“, sagt Renoldi. „Für die Geisterschlucht hat er mit dem Erbauer ausgeklügelt, dass die Gondeln sich drehten – in welche Richtung, war elektronisch vorprogrammiert.“Heute klingt das selbstverständlich, damals war es eine Innovation.
Klaus und seine Schwester gingen in Bremen zur Schule, wohnten erst bei Pflege-Eltern und später bei den Großeltern, waren aber in den Ferien selbstverständlich bei den Eltern auf dem Festplatz. Für Klaus Renoldi war früh klar, dass er ebenfalls Schausteller wird. Mit 16 war er das erste Mal mit der elterlichen Geisterbahn allein unterwegs. „Ist eine Riesenverantwortung“, sagt er. „Aber ich bin früh herangeführt worden