Rheinische Post

Wer unterwegs schlapp macht, kann sich mit einer Sänfte aus rotem Stoff tragen lassen

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Stufen sind überhaupt ein Thema – von klein bis groß und immer wieder unerwartet muss man sie überwinden oder hinabsteig­en. Wer auf dem Weg zum Mount Quingcheng unterwegs schlapp macht, kann sich mit einer Sänfte aus rotem Stoff tragen lassen. Aber die Mühe lohnt sich: um einen Blick auf liebevoll angelegte Heiligtüme­r mit hindurch huschenden taoistisch­en Mönchen zu erhaschen, auf verwunsche­ne Pavillons im dschungela­rtigen Wald (in dem zwischendr­in ganz europäisch Platanen oder Ahorne wachsen) oder um hoch oben mitten im Blätterdac­h auf einer Terrasse Tee zu trinken.

Durchs Grüne geklettert und über Brücken balanciert wird auch rund um das Weltkultur­erbe Dujiangyan, wo weise Chinesen schon rund 250 Jahre vor Christi Geburt die Basis dafür legten, dass das Land rund um Chengdu so fruchtbar ist: Der wild von den Bergen herabrausc­hende Minjiang-Fluss wurde dreigeteil­t – ein Mittel- kanal führt das meiste Wasser, ein Seitenkana­l versorgt bis dahin trockene Landstrich­e und ein dritter künstliche­r Flussarm fängt Geröll auf. So bleibt die Bewässerun­g der Reis- und Maisanpfla­nzungen bis heute gesichert, auch Brokkoli und besondere Spinatarte­n sowie der aus Mexiko importiert­e Chili gedeihen munter und befeuern die Kreationen der Sichuanküc­he, die sich in Töpfchen und Tiegeln auf den Glasplatte­n der Restaurant­s drehen.

Über Jahrtausen­de spielten Ackerbau und Viehzucht eine große Rolle in Sichuan – daran erinnert auch noch Anren, das frühere Gut eines Landlords aus den 1930er Jahren, der (typisch sozialisti­sche Sichtweise) seine Leibeigene­n geknechtet und ausgebeute­t haben soll. Heute haben neue Firmen für Autos und Smartphone­zubehör wie VW und Foxconn der Landwirtsc­haft in der Bedeutung den Rang abgelaufen. „Die Preise für Lebensmitt­el steigen seit meinem Studium“, sagt Guide Billy. Was ihn nicht daran hindert, ständig neue, raffiniert zubereitet­e Gerichte für uns zu bestellen. Darunter immer wieder Gong Bao Chicken – Hühnchen, angerichte­t mit Erdnüssen und einer Chilisauce in der für Sichuan so typischen sanften, auch für Europäer verträglic­hen Schärfe. Mehr darüber erfahren wir in einem besonderen Museum, das der Esskultur in Sichuan und der dortigen Küche gewidmet ist – im Sichuan Cuisine Museum, wo man in einem kurzen Kurs lernt, wie Gong Bao Chicken zubereitet wird. Dafür gibt es dann ein Zertifikat vom Küchenmeis­ter persönlich.

Die Redaktion wurde von Etihad Airways zu der Reise eingeladen.

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