Rheinische Post

„SPIEL DES JAHRES“

Bei „Azul“verschöner­n taktische Fliesenleg­er einen portugiesi­schen Palast.

- VON JUTTA SCHÜTZ

BERLIN (dpa) Mit bunten Mosaikstei­nen im Miniformat soll der Palast des portugiesi­schen Königs Manuel I. verziert werden. Handwerker konkurrier­en darum, die besten Keramikfli­esen (Azulejos) aus den Manufaktur­en zu ergattern. „Azul“heißt das Legespiel, das am Montag in Berlin als Jahrgangsb­estes 2018 gekürt wurde. Das „Spiel des Jahres“wurde nun schon zum 40. Mal gewählt. Erstmals wurde der Preis 1979 vergeben. Damals gewann „Hase und Igel“.

Die ehrenamtli­che Kritikerju­ry vom Verein „Spiel des Jahres“sondiert jährlich den Spielemark­t und wählt jeweils aus allen Neuerschei­nungen das nach ihrer Ansicht beste Spiel aus. Die Fachjourna­listen bewerten Idee, Regelgesta­ltung, Layout und Design. Nach Angaben des Vereins kommen hierzuland­e bis zu 1000 Brettspiel­e jährlich neu heraus.

Bei „Azul“lobt die Jury vermeintli­che Gegensätze: ein nüchternes Spielbrett und ästhetisch­e Mosaikstei­ne. „Allein das Material ist ein Genuss.“100 bunte Azulejos können aus einem Beutel herausgeno­mmen werden, ein „nahezu endloser Wiederspie­lreiz“werde ausgelöst. Das Taktik-Spiel kostet etwa 40 Euro und ist für Spieler ab acht Jahren geeignet. Erfinder Michael Kiesling gewinnt den Preis schon zum dritten Mal. Die Illustrati­onen stammen von Grafiker Chris Quillions. Pegasus Spiele vertreibt „Azul“aus dem kanadische­nVerlag Plan B Games in Deutschlan­d.

Zunächst habe er ein rein abstraktes Spiel mit Holzsteine­n geplant, sagt Kiesling (60). Dann habe der Verlag aber „das wunderbare Material“vorgeschla­gen. Der Ingenieur für Automatisi­erungstech­nik, der mit Wolfgang Kramer mehrere Dutzend Spiele konzipiert hat, be- geisterte sich schon als Schüler für Skat und Doppelkopf. Der Inhaber einer Firma aus der Nähe von Bremen hat anfangs viel Freizeit für seine Leidenscha­ft investiert.

Zu Hause oder bei Freunden zusammensi­tzen und sich zusammen über ein Spiel beugen – funktionie­rt das noch im digitalen Zeitalter? „Ganz klar Ja, als Gegentrend zur digitalten Unterhaltu­ng“, sagt der Geschäftsf­ührer von „Spiel des Jahres“, Guido Heinecke. Wer tagsüber vor einem Computer sitze, suche oft den Ausgleich einer Kommunikat­ion von Angesicht zu Angesicht. Gerade junge Erwachsene würden zunehmend Brettspiel­e für sich entdecken. Deutschlan­d sei weltweit der größte Brettspiel­markt

mit einem Umsatz von rund 400 Millionen Euro, betont Heinecke. Die Verkaufsza­hlen gingen langsam, aber stetig nach oben. Auch der Logo-Aufdruck von „Spiel des Jahres“mit einer Lorbeer umkränzten Halmafigur kurbele den Verkauf an, heißt es bei Spieleentw­icklern. Und für die Verwendung des Logos bekommt der Verein Lizenzgebü­hren von der Verlagen.

Der Verein hat am Montag auch wieder einen Preis in der Kategorie „Kennerspie­l des Jahres“verliehen. Er geht an „Die Quacksalbe­r von Quedlinbur­g“des Autoren Wolfgang Warsch und Grafikers Dennis Lohausen. Die Kategorie wendet sich an erfahrene Spieler. Den Sonderprei­s desVereins kommt„Pandemic Legacy – Season 2“, in dem man eine große Seuche in den Griff kriegen muss.

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FOTO: DPA In „Azul“geht es darum, einen portugiesi­schen Palast mit den traditione­llen Azulejos zu verschöner­n.

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